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Fortuna Düsseldorf: Das spielt Stadion-DJ Marcus "Opa" Haefs zum Abschied


Fortunas Stadion-DJ hört auf
Diese Songs will "Opa" Haefs zu seinem Abschied spielen

InterviewVon Hendrik Gaasterland

Aktualisiert am 19.05.2024Lesedauer: 5 Min.
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Fortune durch und durch: Marcus "Opa" Haefs.Vergrößern des Bildes
Fortune durch und durch: Marcus "Opa" Haefs. (Quelle: Marcus Haefs)

Fortuna Düsseldorfs Stadion-DJ Marcus "Opa" Haefs wird nach der Saison aufhören. Dass sein Verein noch einmal um den Aufstieg in die Bundesliga kämpft, macht den Abschied ganz besonders.

Marcus Haefs ist seit fast zwei Jahrzehnten nicht Stadionsprecher, sondern Stadion-DJ bei Fortuna Düsseldorf. Der 54-Jährige, den fast alle nur "Opa" nennen, ist bei den Heimspielen in der Arena für die Musik zuständig, die eine wichtige Rolle in seinem Leben einnimmt.

In den vergangenen Tagen war "Opa" Haefs mit seiner Band Dead Dates in Guadeloupe. Die befreundeten The Bolokos hatten die Düsseldorfer für Auftritte eingeladen. Nach dieser "einmaligen Erfahrung" ist der 54-Jährige nun rechtzeitig wieder zurück, denn am Sonntag (19. Mai) steht für die Fortuna das letzte reguläre Heimspiel der Saison gegen Magdeburg an, bevor es in der Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga geht. Für Haefs ist das noch einmal eine ganz besondere Zeit, weil er nach der Saison als Stadion-DJ aufhört.

t-online: Eigentlich sollte das Heimspiel gegen Magdeburg Ihr letztes Spiel als Stadion-DJ sein. Jetzt müssen Sie tatsächlich noch einmal "nachsitzen". Empfinden Sie die Relegation nach all den Jahren als Geschenk?

Marcus "Opa" Haefs: Natürlich ist das ein ganz besonderes Geschenk, dass mein letztes Spiel in dieser Tätigkeit ein Relegationsspiel sein wird. Zumal es auch Phasen gab, in denen kaum einer noch damit gerechnet hat, dass wir den dritten Platz erreichen würden.

Welchen Gegner wünschen Sie sich für die Relegation? Zwei Endspiele gegen den 1. FC Köln wären doch noch einmal etwas ganz Besonderes, oder?

Haha, dann brennen die Stadien. Klar, das wäre schon enorm aufregend. Aber auf der anderen Seite ist der Gegner fast egal. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Wobei es schon etwas hätte, den FC in die zweite Liga zu schicken.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel als Stadion-DJ vor 18 Jahren erinnern?

Das war in der Regionalliga Nord gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg.

Und wie war es?

Das Spiel endete 0:0 und war genauso trist wie das Spiel und die Situation um die Fortuna. Da ich vorher schon Stadionsprecher und Stadion-DJ bei der "Zwoten" war, kannte ich das ja alles schon ein bisschen. Der damalige Stadionmoderator Ilja Ludenberg und ich hatten verabredet, das Programm etwas unterhaltsamer zu gestalten, ohne aber zu Marktschreiern zu werden. Musikalisch untermalt von Punkrock, Hiphop, Rock und gutem Pop.

Wie wurden Sie dann Stadion-DJ der ersten Mannschaft?

Ilja war der damalige Obmann der zweiten Mannschaft und wurde neuer Stadionsprecher. Er hatte eindeutig gefordert, dass ich sein Sidekick und Stadion-DJ werde. Er hat sich da gegen einige Widerstände im Verein durchgesetzt. Dafür werde ich ihm für immer dankbar sein.

Wäre ihr Leben ohne diese Aufgabe zumindest teilweise anders verlaufen?

Ganz sicher sogar. Es macht schon einen Unterschied, mal so nah an einer Mannschaft und an einem Verein und seinen Fans zu sein. Zudem war die Situation eine andere als heute. Der Verein stand im Mittelfeld der Regionalliga Nord und da rückten wir alle zusammen. Und dadurch standen Ilja und ich auch schnell im Fokus der Öffentlichkeit. Das war oft sehr schön, manchmal auch schwierig. Aber am Ende überwiegen die schönen Erlebnisse.

Was waren die emotionalsten Momenten mit der Fortuna?

Der schönste Moment war eindeutig der Aufstieg in die 2. Liga gegen Werder Bremen II – nach all den Jahren in untersten Ligen endlich wieder zurück im Profifußball. Klar, auch die siegreiche Relegation gegen Hertha vergisst man nicht. Oder auch einzelne Spiele wie im Pokal gegen Hamburg oder Schalke, wo die Stimmung einmalig war.

Was werden Sie vermissen?

Ich werde mein super Team vermissen, mit dem ich immer sehr, sehr viel Spaß hatte. Die Zeiten mit meinem Techniker und gutem Freund Carsten Johns, der stets loyal und mit guter Laune am Start war. Und, ganz besonders, diesen Moment, wenn ich aus dem Tunnel ins noch leere Stadion gekommen bin. Immer wieder ein unfassbares Gefühl.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, welche Lieder es zum eigenen Abschied werden?

Oh, da überlege ich noch. Erst einmal stehen immer Mannschaft und Fans im Mittelpunkt. Da ist keine Zeit für eine Profilneurose. Aber wenn ich Zeit hätte, wären es sicherlich folgende Songs dabei: "We coming back" von Cock Sparrer, einer der ersten Songs, die ich damals aufgelegt habe. Sehr passend auch von den Toten Hosen "Lebt wohl und Danke sehr" sowie Die 95er mit "Die einzig wahren Farben". Ein eigener Song, der jetzt wieder aufgetaucht ist und mitgesungen wird.

Werden Sie in Zukunft die Heimspiele von der Tribüne aus verfolgen oder lieber vor dem Fernseher sitzen? Oder ist nun Schluss mit Fußball und Fortuna?

Also eine Pause von den Heimspielen werde ich mir insofern nehmen, als ich erst einmal entscheide, ob ich gehe oder nicht. Da ich vorher schon bei der zweiten Mannschaft tätig war, sind meine Wochenendpläne seit 22 Jahren fast immer von Spielen der Fortuna bestimmt. Aber auf Dauer werde ich natürlich wieder beim Heimspielen mitfiebern – aber ohne meinem eventuellen Nachfolger auf die Finger zu schauen. Ansonsten endlich mal vorher Freunde treffen, gemeinsam zum Stadion fahren, anfeuern, schimpfen, es besser wissen, halt einfach Fan sein.

Ende 2018 erlitten Sie einen Schlaganfall. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert und spielt der Schlaganfall von damals auch eine Rolle, dass nun als Stadion-DJ Schluss ist?

Sagen wir mal so: Ich kann heutzutage auch mal eine Pause einlegen. Vorher dachte ich immer, der Körper sei wie eine Autobatterie, der sich durch ständige Aktivität neu auflädt. Dass diese Sicht falsch ist, habe ich jetzt gelernt. Aber für einen Entschluss spielte das keine Rolle. Ich fand einfach, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Auch um aufrecht aus dem Stadion zu gehen. Ohne Rollator oder gar einem Zettel am Zeh.

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Wie geht es für Sie ohne das Stadion-DJ-Dasein weiter?

Ich werde an Heimspieltagen ganz sicher mal ausschlafen. Ansonsten habe ich jetzt auch mehr Zeit, um mich um meine Band zu kümmern. Denn da steht auch noch einiges an, was wir in den nächsten Jahren machen wollen.

Können Sie zum Abschied noch einmal den Jüngeren sagen, warum Sie fast jeder nur "Opa" nennt?

Als ich 1982 mit meinen damaligen Leuten Punkrock entdeckte, hatten alle so "Künstlernamen" wie Ratte, Knochen, Waldmeister, Benson oder Magic Marco oder halt Campino. Aus Marcus ließ sich da aber nicht recht etwas machen. Mit 14 hatte ich dann eine Fußballverletzung am Knie und musste eine Krücke benutzen. Aber um cool dabei auszusehen, habe ich stattdessen einen alten Spazierstock von meinem Großvater genommen – so einen richtig geschnitzten mit Löwenknauf. Und einer meine Freunde meinte: "Schaut mal, der geht wie ein Opa!" Zack, hatte ich den Namen an der Backe.

Und den sind Sie nicht mehr losgeworden?

Sexy fand ich den Namen nie, aber mit bald 55 ist er jetzt wohl ganz okay.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Marcus "Opa" Haefs
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