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Essen/Dinslaken/Duisburg: Mordanschlag im Rocker-Milieu – Polizei sucht Zeugen


Schütze feuerte aus Hinterhalt
Mordanschlag im Rocker-Milieu – Polizei sucht Zeugen

Von t-online, mtt

01.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Rocker mit Hells-Angels-Jacke (Symbolbild): Das Opfer soll Kontakte zur Rockergruppierung gehabt haben.Vergrößern des BildesRocker mit Hells-Angels-Jacke (Symbolbild): Das Opfer soll Kontakte zur Rockergruppierung gehabt haben. (Quelle: momentphoto/Robert Michael/imago-images-bilder)
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Nachdem vergangenen Freitag im Ruhrgebiet ein Mann auf der Straße niedergeschossen wurde, geht die Polizei nun von einem gezielten Mordanschlag aus. Eine Spur führt ins Rockermilieu.

Die Schüsse fielen gegen 22.20 Uhr: Ein 47-Jähriger hatte gerade seinen Wagen in der Weseler Straße in Dinslaken geparkt und wollte zu seiner Wohnung im Hinterhaus, als ein Mann mit schwarzer Jacke und Kapuze über dem Kopf eine Waffe zückte und mehrfach abdrückte.

Von mindestens einer Kugel im Rumpf getroffen rettete sich der Schwerverletzte ins Haus und alarmierte die Polizei. Währenddessen verschwand der Attentäter in der Nacht.

Das war am vergangenen Freitag. Inzwischen sind Polizei und Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen zumindest ein Stück vorangekommen: Die Beamten werten die Tat mittlerweile als gezielten Mordanschlag.

Opfer hatte laut Ermittlern "offenbar Glück"

In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es, der Schütze habe seinem Opfer im Hinterhof aufgelauert und aus dem Hinterhalt heraus gefeuert. Dass der 47-Jährige überlebte, sei "offenbar Glück". Der Mann wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und befindet sich, so die Polizei, aktuell nicht in Lebensgefahr.

Das Motiv für den Anschlag liegt derzeit noch im Dunkeln. Aber eine wichtige Spur führt ins Rockermilieu: Dorthin hatte der 47-Jährige Verbindungen.

Polizei: Zusammenhang mit Rockerkriminalität erscheint plausibel

Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, versammelte sich kurz nach dem Attentat eine Gruppe von Rockern vor der Klinik, in der das Opfer operiert wurde. Der Mann soll sich zumindest zeitweise im Umfeld der Hells Angels bewegt haben, hieß es.

Polizeisprecher Stefan Hausch bestätigte t-online am Dienstag die Kontakte ins Milieu. Allerdings sei derzeit noch unklar, ob diese Verbindungen bei der Tat eine Rolle spielten – auch wenn ein Zusammenhang "natürlich plausibel" erscheine.

Phantombild des Schützen in Arbeit

Der inzwischen vernehmungsfähige 47-Jährige habe bisher keine Angaben zum Schützen gemacht: In der Dunkelheit habe er ihn nicht erkennen können. Die Ermittler würden aber derzeit Aufnahmen einer am Hauseingang befestigten Überwachungskamera auswerten, sagte Polizeisprecher Hausch. Auch gebe es Zeugen, sodass derzeit an einem Phantombild des mutmaßlichen Schützen gearbeitet werde.

Es sei davon auszugehen, dass der Schütze oder andere verdächtige Personen schon eine Zeit lang vor den Schüssen am Tatort nahe der Kreuzung Weseler Straße/Hedwigstraße waren. Wer etwas gesehen hat, wird werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0203/2800 an die Mordkommission zu wenden.

Rockerkriminalität im Ruhrgebiet: Morde, Razzien, wechselseitige Beschießungen

Rockerkriminalität ist im Ruhrgebiet ein anhaltendes Problem. "Man weiß, dass da nicht mit Wattebäuschchen geworfen wird", sagt Hausch. "Das sind Menschen, die Straftaten rund um Prostitution, Schutzgelderpressung und Rauschgift begehen, um ihre Strukturen zu finanzieren. Da ist Gewalt an der Tagesordnung."

Zwar gab es laut Polizei zuletzt keine großen Fehden mehr zwischen den mächtigsten Gruppierungen in der Region, den Bandidos und den Hells Angels. Aber die Erinnerung an Zeiten, in denen sich die Banden regelmäßig gegenseitig beschossen haben und es auch zu Morden kam, ist noch wach.

Und, so Hausch: "Im Rockermilieu sind auch Morde innerhalb einzelner Gruppierungen bekannt." Damit spielt der Polizeisprecher auf den Fall Kai M. an, der die Ermittler weiterhin auf Trab hält – und der in den vergangenen Monaten für Wirbel in der Szene sorgte.

2014 war zuerst ein Arm des Rockers am Rheinufer und später sein Torso im Duisburger Hafen aufgetaucht. M. war Mitglied bei den Hells Angels, galt Berichten zufolge aber als Verräter, weil er möglicherweise mit einer verfeindeten Rockergruppe oder Behörden kooperierte.

In Zusammenhang mit dem Mord an ihm durchsuchten Polizisten vergangenen September mehrere Objekte im Ruhrgebiet, unter anderem in Duisburg, Mülheim, Oberhausen und Essen. Ein Mann wurde festgenommen.

Zwei Monate später, im November, fasste die Polizei zwei weitere Verdächtige. Die beiden 43 und 45 Jahre alten Hells-Angels-Mitglieder sollen geholfen haben, die Leiche von Kai M. zu beseitigen.

Der Hauptverdächtige ist unterdessen weiterhin untergetaucht, mutmaßlich im Iran. Ramin Yektaparast, ebenfalls Mitglied der Hells Angels, wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Yektaparast gelangte vergangenen Herbst in die Schlagzeilen, weil er sich nach seiner Flucht aus Deutschland bei Instagram über die Fahnder lustig machte. Bis heute werden auf seinem Kanal regelmäßig Bilder und kurze Videos veröffentlicht: schneebedeckte Berge, Neujahrsgrüße, Hunde.

Verwendete Quellen
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