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Frankfurt am Main: Warum diese Szenekneipe die Fußball-WM boykottiert


"Moralisch aufgeheizt"
Warum diese Szenekneipe in Frankfurt die WM boykottiert

Von Stefan Simon

24.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Gäste vor der Volkswirtschaft: Die Zustimmung zum Boykott teilen viele.Vergrößern des Bildes
Gäste vor der "Volkswirtschaft": Die Zustimmung zum Boykott teilen viele. (Quelle: Webseite der Volkswirtschaft)

Die "Volkswirtschaft" in Frankfurt boykottiert die WM in Katar. Für den Inhaber geht es vor allem um die Machenschaften der Fifa. Fußball zeigt er dennoch.

Der WM-Boykott der Frankfurter Kneipe "Volkswirtschaft" hat sich bislang aus einem Grund gelohnt. Für die Auftaktniederlage der deutschen Mannschaft gegen Japan (1:2) musste Inhaber Karsten Maaß seine Kneipe nicht drei Stunden früher als gewohnt öffnen. Maaß sieht das jedoch "wertfrei". "Ich boykottiere die Fifa und nicht die deutsche Mannschaft", sagt er im Gespräch mit t-online.

In vielen Kneipen in Frankfurt herrscht bislang gähnende Leere. Seit dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar mag keine WM-Euphorie aufkommen – zumindest macht das den Eindruck. Das hat sicher zum einen mit den Diskussionen um fehlende Menschenrechte oder dem Verbot der "One Love"-Armbinde rund um das Turnier zu tun.

Ein Grund könnten auch die bislang eher unattraktiven Spiele zum Auftakt gewesen sein. Doch trotz aller Kritik an dem Turnier – von Kneipenwirten – zeigen dennoch viele Kneipen die Spiele, meist mit dem Argument der Besitzer, dass sie eben auch Geld verdienen müssen.

Mit Einnahmeverlusten muss er selbst klarkommen

Das Argument versteht Karsten Maaß sehr gut. Die Einnahmenverluste seien schwer einzuschätzen, sagt er. "Das hängt auch viel mit dem Abschneiden von Deutschland ab. Letztendlich muss ich die Konsequenz selbst tragen als mündiger Bürger und hoffen, dass Eintracht gegen Neapel in der Champions League weiterkommt. Das gehört eben dazu. Ich zahle durch die Inflation schon mehr für das Bier."

Seit über zwanzig Jahren betreibt der leidenschaftliche Eintracht-Frankfurt-Fan seine Kneipe "Volkswirtschaft" im Stadtteil Bockenheim. Die Pinte wird auch von vielen Gästen liebevoll "Vowi" genannt. Sie gehört zum sogenannten Bermudadreieck. So werden in Bockenheim die Kneipen "Doctor Flotte", "Vowi" und "Zum Tannenbaum" genannt.

Die Entscheidung, keine Spiele der WM zu zeigen, hat Maaß schon vor längerer Zeit gefällt. "Der Ausgangspunkt waren die ominösen Geschäfte von DAZN-Eigentümer Leonard Blavatnik mit russischen Oligarchen. Ich zeige die Eintracht-Spiele über DAZN und zahle durch den Business-Vertrag monatlich 299 Euro", erklärt er.

Maaß: "Für die Fifa geht es nur um Macht und Geld"

Letztendlich habe auch das Verhalten der Fifa in Bezug auf die WM-Vergabe an Katar eine Rolle gespielt. "Die Fifa müsste sich doch an die Regeln halten, die diesen Sport ausmachen. Ein Beispiel ist die Diskussion über die 'One Love'-Armbinde. Aber die Fifa hält sich nicht daran. Die Wirtschaft steht immer an erster Stelle."

In der Fifa sehe Maaß das Hauptproblem. "Es geht ihr nur um Macht und Geld", sagt er. Die Diskussion hingegen, wie sie derzeit in den Medien, in Kneipen oder am Essenstisch geführt wird, hält er für moralisch aufgeladen. "Das ganze Thema ist doch viel komplizierter." Es ginge um die Situation der Menschenrechte in Katar, die "offensichtliche Imagekampagne" Katars am Beispiel des französischen Fußballvereins Paris Saint-Germain oder den millionenschweren Vertrag von Bayern München mit der katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways.

Seine Gäste jedenfalls fänden den Boykott gut. Einige, die sonst die Fußball-Welt- oder Europameisterschaften schauten, teilten das Unbehagen mit Maaß. Um dennoch während der WM Fußball-Stimmung in die "Vowi" zu bringen, organisiert Maas jeden Sonntag einen Fußballabend.

Am kommenden Sonntag etwa, wenn Deutschland im zweiten und wohl schon entscheidenden Gruppenspiel auf Spanien trifft, will der gebürtige Leipziger entweder ein altes Duell beider Mannschaften zeigen oder ein Spiel der Eintracht. Dazu serviert er Lebkuchen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Holger Maaß
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