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Umbau der Kleinmarkthalle in Frankfurt: Händler fürchten um ihre Existenz


Anstehende Sanierungsarbeiten
"Ich fühle mich hintergangen" – Händler über den Umbau der Kleinmarkthalle


14.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Frankfurt: Händler fürchten um ihre ExistenzVergrößern des Bildes
Die Frankfurter Kleinmarkthalle vom oberen Geschoss aus gesehen: Auch die gesamte Fensterwand soll innerhalb von vier Jahren saniert werden. (Quelle: Madlen Trefzer)

Die Sanierungsarbeiten in der Frankfurter Kleinmarkthalle beunruhigen Händler. Sie fürchten um ihre Existenz, denn sie gehen davon aus, dass der Umbau leere Kassen bewirken wird.

Während buntes Obst und Gemüse die Verkaufsstände der Frankfurter Kleinmarkthalle ziert, duftet die Luft nach Kräutern und hessischen Leckereien. Auch an einem Dienstag geht es hier laut und energisch zu. Die Menschen strömen von rechts und links, um Weißwein und Käse zu kosten oder ihren Wocheneinkauf zu verrichten. "Wir werden dichtmachen, bevor es uns das Genick bricht", kündigt eine Händlerin im Gespräch mit t-online an. Die Furcht vor dem anstehenden Umbau der Markthalle ist keine geringe.

Sanierung der Kleinmarkthalle steht an – Händler beunruhigt

Die Kleinmarkthalle gehört zu den beliebtesten Einkaufsmöglichkeiten Frankfurts. Schon bald soll das 1953/1954 erbaute und im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude aber saniert werden. Und das bei laufendem Betrieb. Viele der Händler bangen um ihre Existenz.

"Ein Drittel wird bestimmt schließen müssen", befürchtet eine Metzgerin, die ihren Lebensunterhalt in der Kleinmarkthalle verdient. Sie geht davon aus, dass die Mietkosten nach Abschluss der Sanierungsarbeiten stark ansteigen werden. Auch ihr Kollege am anderen Ende der Halle ist aufgewühlt. "Die Umsätze werden mit Sicherheit zurückgehen. Unser Geschäft lebt von Laufkundschaft. Und wer läuft schon in eine Baustelle hinein?", sagt der Mann. Er fühle sich hintergangen – "man schmeißt uns mit dieser Entscheidung einfach ins eiskalte Wasser."

Einige weitere Standbetreiber klagen ebenfalls über die mangelhafte Kommunikation seitens der städtischen Hafen- und Marktbetriebe (HFM), die die Sanierungsarbeiten in die Gänge geleitet hatten.

Parkplätze fallen weg: Unklar, wo Kunden parken können

Durchgeführt wird der Umbau in mehreren Bauabschnitten. Dabei werden Marktstände nach außen verlagert, um Platz für die Bauarbeiten zu schaffen. Die Parkplätze der Kleinmarkthalle werden als Stellplätze für Container genutzt, in denen Verkauf und Lagerung stattfinden sollen. Die Stadt betont: "Kein Händler muss auf seine Kunden und kein Kunde auf seine liebgewonnene Kleinmarkthalle verzichten." Doch die Händler sind skeptisch.

"Wenn wir während der Bauarbeiten auf den Stellplätzen verkaufen müssen, können weder Händler noch Kunden dort parken. Was ist mit den Kunden, die hier ihren Großeinkauf verrichten müssen?", fragt die Metzgerin. "Ersatzparkplätze sind auf dem Grundstück nicht verfügbar. Alternative Stellplatzangebote werden untersucht", wie die Stadt informiert.

"Wir reden nicht von goldenen Wasserhähnen"

Kaum jemand kann sich mit der Idee anfreunden, aus den Containern heraus zu verkaufen. "Die Kleinmarkthalle lebt von ihrer Atmosphäre. Hier können sich Kunden aufhalten, Wein trinken, plaudern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in den Containern möglich sein wird. Spätestens in den Winter- oder Sommermonaten stehen wir als Händler vor kolossalen Herausforderungen", so eine Verkäuferin. Andere Kollegen schließen sich dieser Meinung an und machen sich große Sorgen um zu tiefe oder zu hohe Außentemperaturen, die das Einkaufserlebnis ihrer Kundschaft massiv beeinträchtigen könnten. Ganz zu schweigen davon, dass sie selber ganztags den Temperaturen ausgesetzt sind.

Laut der Stadt Frankfurt seien die Sanierungsmaßnahmen in der Kleinmarkthalle notwendig. Man solle an die Zukunft denken, mahnt Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst. "Hier reden wir nicht von goldenen Wasserhähnen, sondern von grundständiger Heiz- und Elektrotechnik, Sicherheitsmaßnahmen und einem Energiekonzept, die der Betrieb einer modernen Markthalle erfordert", heißt es.

Sanierung der Kleinmarkthalle: Schon an den Toiletten scheitert es

Genau genommen habe die Sanierung bei den Kundentoiletten der Kleinmarkthalle begonnen – ein weiteres rotes Tuch für die meisten Händler. Denn diese sind für viele Standbetreiber das beste Beispiel für die Nicht-Einhaltung lokalpolitischer Versprechungen. "Die Toiletten haben schon zweieinhalb Jahre gedauert, obwohl sie binnen weniger Monate hätten umgebaut werden sollen. Dass die Sanierung der gesamten Kleinmarkthalle innerhalb von vier Jahren erfolgen soll, glaube ich einfach nicht", stellt ein Gemüsehändler fest. Auch er fürchtet um seine Existenz durch die Baumaßnahmen und spielt mit dem Gedanken, seinen Gemüsestand aufzugeben.

Folgende Sanierungsarbeiten sollen unter anderem innerhalb von vier Jahren in der Kleinmarkthalle vorgenommen werden:

  • Austausch der Heizungsanlage inklusive Luftschleieranlagen
  • Austausch aller Wasser- und Abwasserleitungen
  • Austausch aller Elektroanlagen
  • Sanierung von Böden, Wänden, Decken, Keller und Dach
  • Energetische Anpassung des Bauwerks im Rahmen des Denkmalschutzes (Dämmung und Sanierung sämtlicher Gebäudeteile)
  • Installation einer Photovoltaikanlage

Einer der wenigen, die die Sanierung der Kleinmarkthalle locker sehen, ist der Betreiber des Langgärtner Backwerks, Michael Langgärtner. "Der Umbau ist notwendig. Sogar die Feuerwehr sagte, dass es so nicht weitergehen könne", erklärt er. Jedoch fürchtet auch Langgärtner, dass sich die Sanierungsarbeiten negativ auf den Kundenstrom auswirken werden. Betroffen sei sein Verkaufsstand mindestens von dem Gerüstbau. Was aber konkret auf ihn zukommen soll, kann Langgärtner derzeit noch nicht einschätzen.

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Maulkorb verpasst? Händler haben Angst, öffentlich zu sprechen

Michael Langgärtner ist der einzige Händler vor Ort, der sich traut, t-online seinen Namen zu verraten. Die anderen Gesprächspartner wollen lieber anonym bleiben. Man habe ihnen untersagt, Informationen zu den Sanierungsarbeiten der Kleinmarkthalle an die Öffentlichkeit zu tragen, heißt es von mehreren Gesprächspartnern vor Ort. Dazu äußert sich die Stadt auf Anfrage von t-online folgendermaßen: "Wir werden nicht nur die Kommunikation mit [den Mietern der Verkaufsflächen] sehr vertrauensvoll und eng gestalten. Wir planen zusätzliche Kommunikations- und Marketingmaßnahmen, um die Kundinnen und Kunden über die Arbeiten zu informieren und sie zu motivieren, ihrer Kleinmarkthalle die Treue zu halten."

Diese Worte sind für eine Händlerin, die mit t-online in engem Austausch steht, gegenstandslos. Daher appelliert sie an ihre Kundschaft: "Lasst uns bitte nicht im Stich. Wir leben von den Leuten, die freitags und samstags hier einkaufen und uns die Kassen füllen. Sie sichern unsere Existenz."

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Pressemittelung der Stadt Frankfurt auf Anfrage von t-online
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