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Frankfurt: Ukrainischer Popstar Artem Piwowarow tritt trotz Kritik auf


Konzert von Artem Piwowarow
Trotz Kritik: Ukrainischer Popstar tritt in Frankfurt auf

Von t-online, sfk

05.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Artem Piwowarow: Ein Foto zeigt den Popstar bei einem Auftritt im Jahr 2018.Vergrößern des BildesArtem Piwowarow: Ein Foto zeigt den Popstar bei einem Auftritt im Jahr 2018. (Quelle: IMAGO/Evgen Kotenko)
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Der ukrainische Popstar Artem Piwowarow tritt am 6. März im Frankfurter Club "Zoom" auf. In der Vergangenheit stand er wegen einer umstrittenen Flagge in der Kritik.

Der ukrainische Sänger Artem Piwowarow wird am kommenden Mittwoch, dem 6. März, im Frankfurter Club "Zoom" auftreten. Dem Musiker wurde in der Vergangenheit eine Nähe zu rechtsextremen Gruppierungen vorgeworfen. Im Sommer 2023 wurde ein Konzert in der Schweiz von der Stadt Zürich abgesagt – aus ebenjenem Grund. Anschließend habe Piwowarow versucht, in einem Lokal in Schlieren aufzutreten. Doch auch dort sagte man das Konzert ab.

Dem Schweizer Online-Nachrichtendienst "20 Minuten" sagte Artem Piwowarow damals, die Anschuldigungen träfen nicht zu. Er sei lediglich ein Künstler, der Musik machen wolle. Er sei erstaunt über die Vorwürfe, stehe genau für das Gegenteil und sei gegen jegliche rechtsradikale Ideologie.

Konzert in Zürich konnte doch stattfinden

Wenige Monate später, im Dezember des vergangenen Jahres, konnten in Zürich, trotz der Absagen im Sommer, zwei Konzerte des ukrainischen Popstars stattfinden – im sogenannten "Kanzlei Club". Ein Verantwortlicher des Clubs begründete das damit, dass der Künstler sich klar von den Vorwürfen distanziert habe und man dem Veranstalter deshalb erlaube, die Konzerte durchzuführen. Gleichzeitig betonte der Club jedoch auch, nicht selbst der Veranstalter zu sein.

Eine ähnliche Argumentation wählt nun ein Verantwortlicher des "Zoom Club" in Frankfurt auf Anfrage von t-online. In einer E-Mail erklärt er, es handele sich um eine Einmietung und nicht um ein Konzert des "Zoom". Der Künstler habe zudem die Vorwürfe gegen ihn widerlegt und die Songtexte des Popstars seien nicht auffällig.

In der Kritik wegen schwarz-roter Flagge

Zu den Vorwürfen gegen den ukrainischen Popstar kam es, nachdem Piwowarow auf Social Media mit ukrainischen Kämpfern posiert hatte – diese hielten neben der ukrainischen Flagge auch eine schwarz-rote Flagge hoch. Das führte zur Kritik an dem 32-Jährigen, denn die schwarz-rote Flagge war das Zeichen der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) – einer nationalistischen Partisanenarmee, die als militärischer Flügel der Ukrainischen Nationalisten (OUN) während des Zweiten Weltkrieges agierte.

Die OUN/UPA führte während des Zweiten Weltkrieges Aktionen gegen unterschiedliche Parteien wie die Sowjetunion, das kommunistische Polen oder Nazi-Deutschland durch – zeitweise kollaborierte sie auch mit den deutschen Nazis, um gegen die polnische Heimatarmee zu kämpfen. Nach dem Krieg war die OUN/UPA weiter als Guerillagruppierung tätig und stellte sich vorwiegend gegen die Sowjetunion. Ziel der Gruppierung war jeweils, Besatzungsmächte zu vertreiben und eine nationalistische Regierung zu etablieren.

So bewertet man die OUN/UPA heute in der Ukraine

Die Bewertung der OUN/UPA sei heute schwierig, wie das Portal "Watson" schreibt. Sie belaste unter anderem die ukrainisch-polnische Beziehung, da der polnische Staat die OUN/UPA für die Massaker in den Regionen Wolynien und Ostgalizien verurteilt. Der Vorwurf bezieht sich auf das Jahr 1943, als Kämpfer der OUN/UPA in Regionen der heutigen Westukraine Massaker an der polnischen Bevölkerung begingen, denen zwischen 50.000 und 100.000 Menschen zum Opfer fielen.

Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 wird in der Ukraine hitzig über die OUN/UPA diskutiert, die während der Sowjetzeit als Terrororganisation galt. Seit der Unabhängigkeit drehen sich die Diskussionen jedoch darum, ob und wie UPA-Mitglieder als offizielle Kämpfer während des Zweiten Weltkrieges anerkannt werden können. Ab 2015 bekamen die ehemaligen Mitglieder der Ukrainischen Aufständischen Armee offiziell den Status als Veteranen verliehen. OUN-B-Führer Stepan Bandera wird von vielen heute in der Ukraine verehrt – auch von Personen aus der Mitte der ukrainischen Gesellschaft.

Spätestens seit den Euromaidan-Protesten sei die rot-schwarze Flagge der UPA wieder in der ukrainischen Öffentlichkeit präsent. Mit dem russischen Angriff auf den Donbass und die Krim im Jahr 2014 sowie dem Angriffskrieg seit 2022 wird die Flagge unter vielen Ukrainern mittlerweile als Symbol gegen die russische Besetzung akzeptiert. Sie wird heute primär als Zeichen des Widerstandes gesehen. Rechtsextreme Gruppierungen in der Ukraine verwenden die Flagge zwar auch, jedoch mit einem zusätzlichen Aufdruck.

Verwendete Quellen
  • Recherche der Redaktion
  • Mailkontakt mit einem Verantwortlichen des Zoom Club
  • watson.ch: "Der ukrainische Popstar, das verbotene Konzert in Zürich und die umstrittene Flagge" vom 07.06.2023
  • 20min.ch: "Rechtsextremismus-Vorwürfe – ukrainischer Sänger wieder in Zürich" 24.11.2023
  • tagesanzeiger.ch: "Piwowarow tritt nach Absage am Bürkliplatz auf" vom 06.06.2023
  • nzz.ch: "Zürich sagt Konzert von ukrainischem Sänger ab" vom 05.06.2023
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