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Hagen: Tierkadaver-Fabrik verpestet Luft in Gevelsberg und Schwelm


Anwohner stinksauer
Tierkadaver-Fabrik verpestet Luft in Gevelsberg bei Hagen


25.09.2019Lesedauer: 3 Min.
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Eine Fabrik in Schwelm: Von hier aus ziehen üble Gerüche durch die angrenzenden Dörfer.Vergrößern des Bildes
Eine Fabrik in Schwelm: Von hier aus ziehen üble Gerüche durch die angrenzenden Dörfer. (Quelle: privat)

Die Anwohner in Gevelsberg sind stinksauer. Denn eine ortsansässige Firma verarbeitet Tierkadaver und lässt Leichengeruch durch die Straßen ziehen. Jetzt hat es eine Bürgerversammlung gegeben, die sich gegen die Geruchsbelästigung ausspricht.

Die Firma Schmidt und Geitz ist in Gevelsberg umgangssprachlich besser bekannt als die Knochenmühle. Diesen etwas makaberen Titel hat man der Schwelmer Firma, die etwa 20 Kilometer von Hagen entfernt liegt, gegeben, weil dort Tierkadaver angeliefert und beseitigt werden. Und das stinkt den Anwohnern gewaltig.

Aus diesem Grund hatte die Stadt Gevelsberg für Dienstagabend alle vom Gestank betroffenen Anwohner zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Als "süß und modrig, wie Verwesungs- oder Leichengeruch" wird der Gestank beschrieben, der auch vor der Gevelsberger Fußgängerzone keinen Halt macht.

Anwohner fühlen sich belästigt

"Betroffen ist sind Ober- und Innenstadt", bestätigt Maike Leipholz aus dem Büro des Oberbürgermeisters der Stadt Gevelsberg. Zwar habe man durch das im April durch den EN-Kreis veranlasste Einleitungsverbot des Abwassers von Schmidt und Geitz schon Erfolge erzielen können, stinken würde es jedoch noch immer.

Unter dem Leitsatz "Knochenmühle ohne Geruchsbelästigung. Das fänden wir gut!" beschäftigt sich seit über zwei Jahren auch die Interessengemeinschaft Knochenmühle mit der anhaltenden Geruchsproblematik und diskutiert in der gleichnamigen Facebookgruppe über Lösungsansätze und äußert Beschwerden.

Defekte Technik sorgt für Geruchsbelästigung

Gruppenadministrator und Kopf der Interessengemeinschaft, Torsten Bleich, bestätigt in einer schriftlichen Bürgerinformation, die der Versammlung am Dienstag vorausging, dass zwar die Geruchsbelästigung durch die Kanalisation zurückgegangen sei, ein durchgehend akzeptabler Zustand für die auf dem Luftweg beeinträchtigten Anwohner, die auch in Schwelm und Sprockhövel betroffen sind, jedoch noch nicht erreicht worden sei.

2018 hatte die enorme Geruchsbelästigung laut Schmidt und Geitz an einem defekten Luftkondensator gelegen, der jedoch inzwischen repariert ist. Zur penetranten Geruchsbelästigung in diesem Jahr hat man sich noch nicht geäußert. Das Unternehmen selbst geht davon aus, dass die von den Bürgern wahrgenommene Geruchsbelästigung nicht nur von ihnen, sondern auch von anderen Unternehmen kommt, heißt es auf der eigenen Homepage.

Lange Historie und knapp 1.300 Beschwerden in einem Jahr

Dass es bei Schmidt und Geitz immer wieder zu technischen Pannen zu kommen scheint, bestätigt die Historie des Problems. Seit nunmehr knapp 40 Jahren plagt sich die Stadt Gevelsberg mit dem Gestank herum: "Die Aufzeichnungen gehen bis in die frühen 1980er-Jahre zurück", weiß Maike Leipholz, "es gab aber auch immer mal Jahre, in denen es kaum zu Beschwerden kam, zum Beispiel zwischen 2014 und 2016." Seit 2017 kommt das Thema aber im dritten Sommer in Folge wieder auf den Tisch.


Innerhalb des letzten Jahres haben sich so 1.298 Beschwerden im Büro des Oberbürgermeisters angehäuft. Auch Oberbürgermeister Claus Jacobi selbst lebt in einem betroffenen Gebiet und setzt sich in dieser Angelegenheit stark für seine Bürger ein. Handhabe hat er jedoch rein rechtlich nicht. Dadurch, dass Schmidt und Geitz auf Schwelmer Boden steht, liege die Gebietshoheit bei der Stadt Schwelm und die rechtlichen Möglichkeiten beim Ennepe-Ruhr-Kreis.

Produktionshalle mit Leck und Abwasserverunreinigung

Und genau diese wird der Kreis nach den neuesten Erkenntnissen der gestrigen Versammlung auch anwenden müssen. Wie Wolfgang Flender vom EN-Umweltamt bestätigt, ist bei aktuellen Messungen aufgefallen, dass eine Produktionshalle der Tierbeseitigungsfirma Schmidt und Geitz ein Leck hat und die Absauganlage nicht ausreichend Unterdruck erzeugt. Besonderes Entsetzen unter den Betroffenen hat zudem die Tatsache ausgelöst, dass entgegen des Verbots wieder Abwasser von Schmidt und Geitz in die Kanalisation geleitet wurde.

Nun verlangen die Stadt Gevelsberg und die Interessengemeinschaft Knochenmühle, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis erneut handelt, Strafen verhängt und so den technischen Mängeln von Schmidt und Geitz entgegenwirkt. Ein Ende des Geruchsstreits ist also noch nicht in Sicht.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Maike Leipholz vom Büro des Oberbürgermeisters der Stadt Gevelsberg
  • Homepage von Schmidt und Geitz
  • Facebookgruppe Interessengemeinschaft Knochenmühle
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