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Terrorverdacht in Hamburg: Er wollte "möglichst viele Ungläubige" töten


Schlag gegen mutmaßliche Terror-Brüder
Verdächtiger wollte "möglichst viele Ungläubige" töten

Von t-online, mtt, gda

Aktualisiert am 25.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Polizisten des SEK vor dem Wohnheim in Hamburg: Sie konnten den Mann überwältigen.Vergrößern des BildesSEK-Beamte in Hamburg (Symbolfoto): Einer der Brüder wurde in der Hafenstadt festgenommen. (Quelle: NEWS5 / Schröder)
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SEK-Zugriff am Morgen: Bei einem Syrer fanden Beamte Harnstoffdünger in großer Menge. Daraus wollte er wohl eine Bombe für einen Selbstmordanschlag bauen.

Das SEK kam am Dienstag gegen sechs Uhr morgens, rammte in Hamburg die Tür einer Wohngemeinschaft auf und nahm einen 28 Jahre alten Mann fest. Ihm wird vorgeworfen, einen islamistischen Sprengstoffanschlag geplant zu haben. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft t-online sagte, gehen die Behörden davon aus, dass er einen Sprengstoffgürtel basteln, ihn sich selbst anlegen und dann "möglichst viele Ungläubige" töten wollte.

Laut Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft hatte sich der Verdächtige in den vergangenen Wochen über die Onlineplattform Ebay und andere Anbieter Substanzen zur Sprengstoffherstellung besorgt, mit denen er "zivile Ziele" ins Visier nehmen wollte. Unter anderem hortete er der Sprecherin der Staatsanwaltschaft zufolge Harnstoffdünger.

Laut "Bild" gab der US-Nachrichtendienst NSA den deutschen Behörden die entscheidenden Hinweise auf den Verdächtigen. Möglicherweise waren die Agenten dem Syrer beim Scannen des Internets nach sogenannten "Selektoren" auf die Spur gekommen, also weil der Mann nach verdächtigen Begriffen gesucht hatte.

Einen einsatzbereiten Sprengstoffgürtel hatte der Beschuldigte noch nicht. Ihm fehlten noch weitere Stoffe zur Herstellung sprengfähigen Materials, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft t-online. Es seien chemische Substanzen und Handys sichergestellt worden.

"Radikal-islamistische und dschihadistische Grundhaltung"

Der Zugriff erfolgte, nachdem am Amtsgericht Hamburg ein Haftbefehl gegen den Mann erwirkt worden war. Der Vorwurf lautet bisher auf "Terrorismusfinanzierung". Der in ähnlichen Ermittlungen übliche Tatvorwurf der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat werde bislang nicht erhoben, hieß es. Dafür sei die Planung des Bombenbaus noch nicht weit genug fortgeschritten gewesen.

Aber: Die Behörden sind sich sicher, dass es der Mann ernst meinte. Er weise "eine radikal-islamistische und dschihadistische Grundhaltung" auf, teilten BKA und Staatsanwaltschaft mit. Ob er Mitglied in einer terroristischen Vereinigung war, ist bisher unklar.

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Bruder soll Beihilfe geleistet haben

Der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) gehörte er zwar den bisherigen Erkenntnissen der Behörden nicht an. Aber er war anscheinend eingebunden in Strukturen: Neben der Wohnung des Hauptverdächtigen im Stadtteil St. Georg wurden in Hamburg auch drei Wohnungen von Kontaktpersonen durchsucht.

Und am anderen Ende der Republik, im Allgäu, schlugen die Beamten am Dienstag auch zu. Hier wurde der jüngere Bruder des 28-Jährigen festgenommen, nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa waren ebenfalls Spezialkräfte der Polizei im Einsatz.

Dem 24-Jährigen wird Beihilfe vorgeworfen. Nach dpa-Informationen wurde er, ohne dass er Widerstand leistete, bei der Durchsuchung seiner Wohnung festgenommen.

Syrer kamen 2015 nach Deutschland

Beide Brüder sollen um 2015 herum nach Deutschland gekommen sein, offenbar aber nicht gemeinsam. Sie sind nicht vorbestraft. Weitere Details zu den beiden, etwa wie und wann sie sich radikalisierten, sind noch unbekannt.

In Hamburg zeigten sich die Nachbarn schockiert. Die Wohnung des Beschuldigten liegt im "schlechten Teil von St. Georg", wie man in Hamburg sagt – ein typisches Bahnhofsviertel. Es ist eine graue Gegend mit Handygeschäften, Sportsbars und heruntergekommenen Kneipen. Vom Hotel gegenüber beobachteten Gäste den Polizeieinsatz am Morgen: Polizeibusse standen in der Straße, Beamte strömten aus dem Haus.

Ständig war Polizei in Hamburger WG: "Sozialbetrug bis Drogen"

Vor der Tür zur Wohnung des Hauptverdächtigen liegen Holzsplitter vom SEK-Zugriff. Am Briefkasten der Wohngemeinschaft des 28-Jährigen stehen sechs Namen. Ein Nachbar sagt, die Bewohner hätten ständig gewechselt, oft sei die Polizei dagewesen, es sei um Dinge "von Sozialbetrug bis Drogen" gegangen.

Der Verdächtige soll laut "Bild" seit 19 Monaten in einem möblierten Zehn-Quadratmeter-Zimmer in der WG gelebt haben. Seine Mitbewohner sagen, er habe sich extrem zurückgezogen. Als Sicherheitsmann habe er in einem Supermarkt gearbeitet, regelmäßig ein Fitness-Studio dreimal am Tag eine naheliegende Moschee zum Beten besucht. "Ich habe nichts geahnt", zitiert "Bild" den Mitbewohner.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die hohe Zahl an Ermittlungsverfahren zeige: "Deutschland steht weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen. Islamistisch motivierte Einzeltäter sind eine weitere erhebliche Gefahr." Die Sicherheitsbehörden handelten deshalb, wie auch in diesem Verfahren, schnell und konsequent, "um uns vor islamistischen Bedrohungen zu schützen".

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung des Bundeskriminalamtes, des Landeskriminalamtes Hamburg und der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg vom 25. April 2023
  • Anfrage an die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg
  • Eindrücke vor Ort
  • bild.de: "Terror-Bomber wollte mit Sprengstoffgürtel morden"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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