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Halloween-Eskalation in Hamburg: Darum knallt es in Harburg immer wieder


Sozialer Brennpunkt in Hamburg
Halloween: Darum eskaliert in Harburg die Gewalt


Aktualisiert am 01.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Krawalle am Harburger Ring: Es soll mehrere Festnahmen gegeben haben.Vergrößern des Bildes
Krawalle am Harburger Ring zu Halloween: Es hat mehrere Festnahmen gegeben. (Quelle: LENTHE-MEDIEN/t-online)

Die Polizei hatte Mühe, die Kontrolle zu behalten: In Harburg hat es zu Halloween Krawalle gegeben. Nicht zum ersten Mal. Der Stadtteil hat große Probleme.

Hamburg schaut nach Harburg: Im Hamburger Süden ist es an Halloween zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Bis zu 350 Personen randalierten dort und hielten die Polizei in Atem. Laut NDR hatten die Ordnungshüter zwischenzeitlich Probleme, die Krawalle unter Kontrolle zu halten. Vereinzelt wurden auch antisemitische Parolen gebrüllt, teilt die Pressestelle der Polizei am Mittwoch mit.

Was sich so dramatisch anhört, hat im Stadtteil Harburg des gleichnamigen Bezirks fast schon Tradition. Begonnen hat alles 2021, als sich am Harburger Ring gut 100 Jugendliche verabredeten, erst Passanten und Busse, dann Beamte der Wache Harburg mit Flaschen, Eiern, Kartoffeln und Böllern bewarfen. Drei Polizisten wurden damals verletzt.

Die Krawalle in Harburg haben Tradition

Ein Jahr später flogen erneut Feuerwerkskörper auf Beamte. In diesem Jahr dann der Höhepunkt. Laut dem lokalen Portal "Harburg-Aktuell" haben die Krawalle am Dienstag "ein nicht dagewesenes Ausmaß" erreicht.

Die lassen sich durchaus erklären. Auch für die Polizei. "Harburg ist ein sozialer Brennpunkt", sagte ein Sprecher der Polizeipressestelle auf Nachfrage von t-online, wenige Tage vor Beginn der Krawalle. Damals hielt sich die Polizei noch für gut vorbereitet, hatte die Ausschreitungen erwartet. "Dort kommt es öfter mal zu Problemen", so der Sprecher weiter. Der Polizist: "In Harburg leben einfach viele Menschen mit vielen Problemen auf engem Raum miteinander".

40 Prozent aller Kinder leben von Hartz IV

Das führt zu Problemen, bestätigt auch der sogenannte Stadtteil-Atlas, den das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe kürzlich für alle Stadtteile Hamburgs erarbeitet hat. Dort leben knapp 40 Prozent der Kinder in Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften im Harburger Kerngebiet. Harburg-City lässt sich so mit Stadtteilen wie Billstedt, Dulsberg und Wilhelmsburg vergleichen.

Zum Vergleich: In Nobelstadtteilen wie in Nienstedten oder Groß Flottbek lebt nicht mal eines von hundert Kindern von Hartz IV.

Die Armut zeigt sich auch auf den Straßen des Stadtteils. Speziell das sogenannte Phoenix-Viertel hat einen schlechten Ruf – das Hamburger Abendblatt spricht 2021 von einem "Viertel der Gewalt". Klassische Geschäfte gebe es dort kaum, heißt es in dem Blatt weiter. Barbershops, Spielhallen oder Wettläden prägten das Bild. Läden, die in der Vergangenheit immer wieder Treffpunkte der Einbrecherszene gewesen seien, heißt es im Abendblatt weiter.

Der Polizeisprecher will das auf Nachfrage von t-online "so pauschal nicht bestätigen". Aus seiner Sicht seien Drogen im Phoenix-Viertel das größere Problem.

Das Harburger Kerngebiet war schon immer ein Arbeiterviertel

Neu ist das alles nicht. Das Harburger Kerngebiet war schon immer ein Arbeiterviertel, größter Arbeitgeber waren die Phoenix-Werke, in denen Reifen hergestellt wurden. Spätestens als das Werk 2005 schloss, ging es mit dem Stadtteil bergab. Mehr als 2.000 Arbeitsplätze gingen damals verloren.

Richtig erholt hat sich Harburg von dem Schock nie, obwohl die Stadt sich redlich bemüht, so etwas wie einen Strukturwandel hinzubekommen. Rund um die Technische Universität hat sich etwa eine hippe Szene aus Akademikern und Künstlern gebildet. Sie versuchen etwas Kultur in die sonstige Tristesse zu bringen. Am Harburger Innenhafen sind auch etliche moderne Wohnungen entstanden.

Im Jahr 2025 soll Harburg ein Technologiestandort sein

Der Wirtschaftsverein Harburg hat ein Strukturpapier entwickelt, das beschreibt, wie Harburgs Zukunft sein soll. Demnach soll die Marke "Made in Harburg" künftig positiv besetzt sein. Aus dem sozialen Brennpunkt soll ein "attraktiver Technologiestandort" werden, heißt es in dem Papier.

Doch das dürfte dauern. Das Papier beschreibt ein Harburg im Jahr 2050. Bis dahin muss Harburg noch einige Halloweens überstehen.

Verwendete Quellen
  • abendblatt.de: "Phoenix-Viertel-das Hamburger Stadtviertel der Gewalt"
  • statistik-nord.de: "Hamburger Stadtteil-Profile: Städtestatistik für Hamburg"
  • harburg-aktuell.de: "Halloween-Krawall am Ring erreicht nicht dagewesenes Ausmaß"
  • Gespräch mit Pressestelle der Polizei Hamburg
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