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Protest wegen Daniele Ganser in Hannover: Demonstration gegen Antisemitismus


Auftritt von Daniele Ganser
Demonstration gegen Verschwörungsmythen in Hannover

Von t-online, pas

23.02.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 195661768Vergrößern des BildesDaniele Ganser während eines Vortrags (Archivbild): Dem Historiker werden Verschwörungsphantasien und Antisemitismus vorgeworfen. (Quelle: IMAGO/Andreas Weihs)
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In Hannover formiert sich der Protest gegen den Historiker Daniele Ganser. Auch Oberbürgermeister Belit Onay und Vertreter jüdischer Gemeinden haben eine Rede angekündigt.

In Hannover formiert sich der Protest gegen einen Auftritt des umstrittenen Historikers Daniele Ganser am 9. März im Kuppelsaal des Hannover Congress Centrum (HCC). Laut Informationen von t-online plant ein breites Bündnis mehrerer Vereine, Verbände, Parteien und die jüdische Gemeinde unter dem Motto "Gemeinsam gegen Ganser – und seine Verschwörungsphantasien" eine Demonstration am Veranstaltungstag auf dem Theodor-Heuss-Platz vor dem HCC. Unter anderem haben demnach bereits Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Vertreter der jüdischen Gemeinde eine Rede angekündigt.

"Dr. Daniele Ganser gilt bereits seit den Anschlägen des 11. September 2001 als Verschwörungsideologe" heißt in der Ankündigung, die t-online vorab vorliegt. Er würde "kontrafaktische, antisemitische und antidemokratische Thesen verbreiten". Die Städte Dortmund und Nürnberg haben Auftritte Gansers unter dem Titel "Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?" bereits abgesagt – anders Hannover: "Es gibt keine rechtliche Grundlage für das HCC, den Vertrag für eine Veranstaltung mit Herrn Ganser aufzukündigen“, sagt ein Sprecher der Stadt Hannover auf t-online-Nachfrage.

Demonstration gegen Daniele Ganser: Wer nimmt teil?

Laut den Organisatoren der Demonstration wäre daher nun die Zivilgesellschaft gefordert: "Gemeinsam zeigen wir, dass für Verschwörungsphantasien und für jede Form von Antisemitismus kein Platz in Hannover ist."

An dem Aufruf haben sich neben der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover und der Jüdischen Gemeinde, Hannovers Grüne, SPD, Piraten, Volt und die Partei beteiligt. Zudem schließen sich der Stadtjugendring, das Haus der Religionen, die Sozialistische Jugend "Die Falken Hannover", der Gesamtpersonalrat der Landeshauptstadt Hannover, der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) Niedersachsen und die "Omas gegen Rechts dem Protest an. Neben Redebeiträgen sollen auch Poetry-Slam-Künstler auftreten.

Ganser erneuert Geschwister-Scholl-Vergleich

Der Historiker Daniele Ganser war in der Vergangenheit immer wieder mit fraglichen Thesen aufgefallen. So verglich er die "Angst vor der Pandemie" mit der "Angst vor der Diktatur." Im Rahmen einer Dokumentation zur Corona-Politik sagte Ganser, es herrsche "weltweit Wahnsinn" – eine Einschätzung, die er mit einem Holocaust-Vergleich untermauert.

Dessen Wahnsinn, so Ganser, sei lokal gewesen. "Die Logik seiner Aussagen lautet, wenn man es zu Ende denkt: Die Ungeimpften sind die neuen Juden. Auch das ist eine Form des Antisemitismus", sagt die Sozialpsychologin Pia Lamberty. Erst vor zwei Wochen hatte Ganser nach t-online-Berichterstattung seinen Vergleich zu den Geschwistern Scholl erneuert.

Ob "Nachdenkseiten", "Rubikon" oder "KenFM": Ganser ist in den gängigsten Alternativmedien prominent vertreten. Auch "Compact" hat Ganser in der Vergangenheit Interviews gegeben. Inzwischen wird das Magazin vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Für Patrick Guyton von der "taz" ist Ganser ein "Verschwörungsguru".

Nach Bekanntwerden des Ganser-Auftritts im HCC hatte Rebecca Seidler, Geschäftsführerin der Liberalen Jüdische Gemeinde Hannover, t-online gesagt: "Die Gemeinde sieht dieser Veranstaltung mit großer Irritation und Sorge entgegen". Ihr zufolge seien "krude Verschwörungserzählungen, die häufig in antisemitischen Sprachbildern enden, keine Grundlage für eine gesunde Debattenkultur, sondern schlichtweg nicht zu akzeptieren". Auch Michael Fürst, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, unterstützt Seidler in einem Gespräch mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ): "Ich habe kein Verständnis für die Zurückhaltung der Stadt Hannover."

Veranstalter verteidigt Daniele Ganser

Auf t-online-Anfrage erklärt der Sprecher des Veranstalters Nema Entertaiment – im Auftrag von Daniele Ganser –, "dass Kritik an Regierungsentscheidungen in den Leitmedien immer weiter verloren geht und Personen, die sie dennoch üben, regelrecht bekämpft werden". Dies geschehe "durch üble Nachrede, falsche Behauptungen, hinterhältige Hetze und garstige Diffamierungen". Alle Vorwürfe gegen Ganser seien "in der Regel voneinander abgeschrieben, nicht nachrecherchiert und vollkommen haltlos".

Gänzlich anders sieht das Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner: "Der Auftritt des Verschwörungstheoretikers Gansers in Hannover ist problematisch", sagt er t-online. "Wir wissen aus vielen Forschungen zum Thema Menschenfeindlichkeit, dass Verschwörungsmythen der Einstieg in Formen von Menschenhass und Antisemitismus sind", so der Theologe und Sozialwissenschaftler weiter.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Liam Harrold (Grüne)
  • Schriftliche Anfrage an die Stadt Hannover
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