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Karlsruherin liebt Eisbaden: "Das kalte Wasser verleiht mir Flügel"


Baden bei Minustemperaturen
Karlsruher Winterschwimmerin: "Das kalte Wasser verleiht mir Flügel"

Von Ariane Lindemann

20.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Frau ist nach dem Baden im kalten Wasser in eine Decke gehüllt (Symbolbild): Die Karlsruherin Svetlana Dineva hat das Kaltbaden für sich entdeckt.Vergrößern des Bildes
Eine Frau ist nach dem Baden im kalten Wasser in eine Decke gehüllt (Symbolbild): Die Karlsruherin Svetlana Dineva hat das Kaltbaden für sich entdeckt. (Quelle: Cavan Images/imago-images-bilder)

Während der Corona-Pandemie hat Svetlana Dineva ein besonderes Hobby für sich entdeckt: Sie geht mitten im Winter in den Karlsruher Seen baden. So hat sie zu sich selbst gefunden – aber nicht jeder sollte ins kalte Wasser springen.

Mit Kälte kennt sie sich aus: In Svetlana Dinevas Heimat sind minus 30° Celsius keine Seltenheit. Die Architektin kam vor 20 Jahren aus dem russischen Engels nach Karlsruhe. Nie hätte sie sich allerdings vorstellen können, einmal bei Minustemperaturen den Badeanzug zu schnappen und schwimmen zu gehen. Ganz im Gegenteil zu ihren russischen Landsleuten, bei denen das Winterschwimmen fast schon zum Volkssport geworden ist. Doch dann hat sie es auch getan. Heute knöpft sich Svetlana mehrmals die Woche bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt die Karlsruher Seen vor. Diese Erfahrungen haben ihr Leben ganz schön auf den Kopf gestellt.

Das russische Engels liegt direkt an der Wolga. Hier an kalten Wintertagen Menschen beim Schwimmen zu begegnen, ist nichts Ungewöhnliches. Winterschwimmen hat in Russland wie in vielen nordischen Ländern eine lange Tradition. Auch in Deutschland gibt es hartgesottene Schwimmer, die erst bei 0 °C Wassertemperatur die Badesachen rausholen. Bislang galten sie eher als Freaks. Zunehmend entdecken jedoch auch hier immer mehr Menschen die Vorzüge des Kaltbadens.

"Nicht mal für eine hochdotierte Wette hätte ich mich damals in die klirrend kalte Wolga gewagt", erzählt Svetlana Dineva. Ihre Landsleute hielt sie immer für ein bisschen verrückt. Einer Corona-Laune hatte sie es letztlich zu verdanken, dass sie sich, um dem Homeoffice zu entkommen, von einer Freundin überreden ließ. "Als ich das erste Mal ins Wasser ging, habe ich geschrien wie am Spieß. Ich konnte gar nicht anders. Es brach einfach so aus mir heraus. Ich hatte fürchterliche Angst."

Die Herausforderung gibt ihr Kraft

Mittlerweile geht sie sechs Mal pro Woche ins kühle Nass. Die Faszination erklärt sie so: "Durch die Kälte schüttet der Körper Adrenalin und Endorphine aus. Deshalb fühlt man sich nach dem Baden total entspannt und gut gelaunt." Wäre das der einzige Effekt, könnte man genauso gut eine kalte Dusche oder ein kaltes Bad nehmen. Aber da ist noch mehr. "Es ist einfach toll, in das Wasser einzutauchen und mitten in der Natur zu sein", schwärmt Svetlana.

"Die Überwindung und die Kraft, die durch dieses Erlebnis entstehen, haben sich auf mein ganzes Leben ausgewirkt." Für sie ist das längst mehr als ein Trendsport. "Wenn ich aus dem Wasser steige, habe ich das Gefühl, dass ich Flügel bekomme." Die Wirkung des kalten Wassers hat bei der zweifachen Mutter, die neben ihrem Architektenberuf auch als Künstlerin arbeitet, einen Schalter umgelegt.

"Ich habe viel mehr Vertrauen gewonnen. Meinen Stärken, meinen beruflichen Wünschen und auch mir selbst und meinem Körper gegenüber. Ich stehe früher auf, bin topfit und genieße das Leben viel mehr als vorher. Da kam einiges ins Rolle – und ich staune jeden Tag, wie sehr diese extreme Erfahrung mich immer aufs Neue inspiriert."

Niemals untrainiert ins kalte Wasser

Kaltbaden ist also nicht nur was für harte Jungs, sondern auch für taffe Mädels. Wer es ausprobieren möchte, sollte allerdings langsam und vorsichtig beginnen und niemals untrainiert ins kalte Wasser gehen. Beim Kaltbaden geht es nicht darum, Rekorde aufzustellen. "Am besten erst mal nur mit den Füßen das Wasser testen und die Temperatur auf sich wirken lassen. Der Kopf soll nach Möglichkeit nicht untergetaucht werden", empfiehlt Svetlana.

"Das Kaltbaden als Mutprobe zu sehen oder sich selbst etwas beweisen zu wollen, kann lebensgefährlich sein." Sie rät, nie ohne Begleitung zu gehen und im Vorfeld mit Wechselduschen die Temperaturunterschiede zu trainieren. Außerdem sollte man immer nur wenige Minuten im Wasser bleiben. Danach: Sich ganz warm einpacken und ein warmes Bad oder eine warme Dusche nehmen.

Svetlana kann sich ein Leben ohne das Kaltbaden nicht mehr vorstellen. "Das ist das erste Mal, dass ich den Sommer nicht so sehr herbeisehne", sagt sie, "weil dann die Seen viel zu warm sind."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Svetlana Dineva
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