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Rassismus und Blackfacing beim Karneval: Firma schockt mit Kostümen


"Starker Flüchtling"-Kostüm
Onlineshop schockiert mit rassistischen Karnevals-Outfits

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 06.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jecken beim Kölner Karneval (Archivbild): In diesem Jahr gelten strikte Corona-Regeln.Vergrößern des Bildes
Jecke im Kölner Karneval (Archivbild): Nicht alle Karnevalskostüme sind so harmlos wie bei diesen Clowns. (Quelle: Rupert Oberhäuser/imago-images-bilder)

Ein Onlineshop verkauft bizarre Karnevalskostüme. Darunter sind auch Verkleidungen, die eindeutig rassistische Stereotype verbreiten.

Im Vorfeld der Karnevalstage häufen sich die Diskussionen um vermeintlich sexistische Lieder und rassistische Kostüme. Was ist an den jecken Tagen noch erlaubt, was nicht? Bei dieser Frage scheiden sich aktuell die Geister. Zuletzt hatte der "Express" berichtet, dass es beim Händler "Karnevalswierts" eine Afro-Perücke unter dem Namen "African Boy" im Sortiment gibt.

Dass es noch krasser geht, beweist der spanische Kostüm-Anbieter "Misterkostüm", der in seinem Onlineshop mehr als fragwürdige Verkleidungen anbietet – sogenanntes Blackfacing, rassistische Stereotype und pubertäre Penis-Witze inklusive.

Flüchtlings-Kostüm: "Sei der größte Verbrecher an Karneval"

So findet sich in den Angeboten ein Kostüm, das auf den ersten Blick an Mr. T aus der TV-Serie "Das A-Team" erinnert: Irokese, Goldketten, Weste und Maschinengewehr. Tatsächlich aber trägt das Kostüm den Namen "Starker Flüchtling" und die Produktbeschreibung setzt sogar noch einen drauf. "Ihre kriminelle Natur macht alles, um Sie vom rechten Weg abzubringen", heißt es dort. "Sei der größte Verbrecher an Mottopartys, Karneval und Halloween."

Eventuell handelt es sich bei dem Angebot um einen Übersetzungsfehler. Auf der spanischsprachigen Seite der Firma heißt das Kostüm "Fugitivo", was im Deutschen auch einen "Ausbrecher" beschreiben könnte. Doch auch, wenn es sich um einen Übersetzungsfehler handeln sollte: Das Bild des dunkelhäutigen Kriminellen, das das Kostüm vermittelt, bleibt.

Blackfacing und rassistische Stereotype

Ein weiteres Kostüm wird in dem Onlineshop mit dem Namen "Whatsapp Black Man Kostüm" beworben. Das Produktfoto zeigt einen Mann, dessen Gesicht mit brauner Farbe bemalt ist. Er trägt ein Ganzkörperkostüm, das offensichtlich einen Mann afrikanischen Phänotyps zeigen soll – bekleidet nur mit einem Hut, einer Bauchbinde und einem Handtuch um den Hals.

Im Schritt des Kostüms baumelt ein Penis aus Stoff, der dem Mann bis unter die Knie reicht und auf ein verbreitetes, rassistisches Vorurteil abzielt. Der Mann, der die Verkleidung trägt, grinst breit und deutet mit seinen Fingern auf den überdimensionierten Stoff-Penis zwischen seinen Beinen. "Du wirst mit Sicherheit nicht unbemerkt bleiben und Dich in einen Partykönig verwandeln", heißt es in der Produktbeschreibung.

Das Kostüm ist eine Anlehnung an ein Meme, das vor einigen Jahren im Internet – und vor allem beim Nachrichtendienst WhatsApp – populär war und einen schwarzafrikanischen Mann in derselben Kleidung zeigt.

Noch mehr Geschmacklosigkeiten im Onlineshop

Ein anderes Kostüm aus dem Angebot zeigt auf der Vorderseite einen Indianer, auf der Rückseite einen Cowboy. Mit Blick auf die amerikanische Geschichte ist das zumindest fragwürdig. Neben rassistischen Kostümen schockiert der Onlineshop aber auch mit sexistischen und anderweitig bizarren Verkleidungen.

In dem Shop des spanischen Unternehmens findet sich etwa ein Kostüm, mit dem man sich als Mönch verkleiden kann. An der Kutte ist dabei jedoch ein Penis aus Stoff angenäht, der in einem Keuschheits-Käfig steckt. Deklariert ist die Verkleidung als "Sexy Kostüm" für Junggesellenabschiede. Das Kostüm "Drag with Surprise" hingegen zeigt eine Dragqueen im Kleid – aus dem ein riesiger Phallus hervorguckt.

"Misterkostüm" äußert sich zum Thema nicht

Wer aber steckt hinter dem Versandhandel? Der Onlineshop wird von dem spanischen Unternehmen "Costumalia" betrieben, das unter verschiedenen Namen Webseiten in mehreren Ländern unterhält. "Misterkostüm" ist der deutsche Ableger der Firma. Auf der Webseite gibt das Unternehmen stolz an, jedes Jahr mehr als 150.000 Bestellungen zu erhalten und in 16 Länder zu exportieren.

Warum sich neben normalen Karnevalskostümen auch derart rassistische Verkleidungen im Sortiment der Firma finden, bleibt zunächst ein Rätsel. Auf Anfrage von t-online hat sich das Unternehmen bisher nicht zu den betreffenden Kostümen geäußert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage bei "Misterkostüm"
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