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11.11. in Köln: Wer Karneval auf der "Zülle" feiert, hat ihn nie geliebt


Kölner Brauchtum
Wer den 11.11. auf der "Zülle" feiert, hat Karneval nie geliebt

MeinungVon Florian Eßer

Aktualisiert am 11.11.2023Lesedauer: 2 Min.
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Kwartier Latäng: Menschenmassen beim Auftakt des Kölner Karnevals auf der Zülpicher Straße.Vergrößern des Bildes
Die Zülpicher Straße an Karneval (Archivbild): Hier feiern jedes Jahr Tausende Menschen. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)

In Köln steht der Karneval vor der Tür. Wer diesen am 11.11. auf der Zülpicher Straße feiert, trägt zu seinem Niedergang bei – meint Autor Florian Eßer.

Zu Beginn eine kleine Zeitreise: Wir schreiben den 10. November 2033. Noch einmal schlafen, dann wird in Köln die Karnevalssession 2033/2034 eröffnet. Doch die Menschen in der Domstadt machen kein Auge zu: Wirte verschließen ihre Brauhäuser und Kneipen, verrammeln Fenster und Türen mit Brettern. Die meisten Kölner über 25 Jahren verlassen die Stadt in langen Autokolonnen in Richtung Eifel.

Sie werden sich erst am 12. November wieder in ihre Heimatstadt trauen – nachdem sich die Horden von randalierenden Trunkenbolden zum Auskatern zurückgezogen haben. Die Massen hinterlassen eine Schneise der Verwüstung und eine drängende Frage: Wie konnte es so weit kommen?

Der Niedergang der schönsten Kölner Tradition

Zugegeben – dieses Szenario ist eine dystopische Übertreibung, erscheint mit Blick auf die Entwicklungen in Köln aber als nicht mehr allzu unrealistisch. Angesichts des diesjährigen Sessionsauftaktes macht sich in der Domstadt eine zunehmende Resignation breit. Brauhäuser und Lokale im "Kwartier Latäng", aber auch andernorts schließen aufgrund der Zustände schon jetzt, Kölner flüchten über den Sessionsauftakt in den Urlaub – wer da vorgibt, Köln und den Karneval zu lieben, sollte sich fragen, ob sich das mit einem Besuch auf der "Zülle" unter einen Hut bringen lässt.

Denn wer als Kölner auf der Zülpicher Straße feiern geht, dem liegt weder der Karneval noch das Brauchtum oder die besungene "Stadt mit K" am Herzen. Sonst würde man sich keiner Meute anschließen, die zum Niedergang der schönsten rheinischen Tradition beiträgt.

Das Brauchtum mit Füßen treten – aber bitte mit Respekt

Die Schließung des Päffgen am 11.11. ist ein weiterer Hilferuf der Kölner, dass die Stadt endlich eine Lösung für das Dilemma finden muss, das sich alle Jahre wieder auf der Zülpicher Straße wiederholt. Die IG Kölner Gastro und die Anwohner des Veedels versuchen verzweifelt, sich mit Brandbriefen und Demonstrationen vor dem Rathaus zu helfen. Aber vergeblich: Wieder werden Abertausende junge Menschen die Zülpicher Straße in eine Saufmeile und "Pinkelrinne" verwandeln, wieder werden Bilder durch die Republik gehen, für die sich Köln zu schämen hat.

Und wieder weiß die Stadt keinen anderen Rat, als an den gesunden Menschenverstand der Sauftouristen zu appellieren, "respektvoll" zu feiern. Doch dieser Appell verhallt im luftleeren Raum zwischen Flaschenhals und Partyhütchen – und so werden Brauchtum und Lebensqualität der Kölner der Bespaßung jenes Mobs geopfert, der "Kamelle" für im Rheinland lebende Paarhufer hält. Den Feiernden aus dem Kölner Umland und anderen Teilen Deutschlands kann man dabei eigentlich nicht einmal mehr einen Vorwurf machen – wo es kein Brauchtum mehr gibt, da kann auch kein Brauchtum vermittelt werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung des Autors
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