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Köln: Feuerwehrmann schreibt Buch über skurrilste Einsätze


Senioren unter Drogen
Feuerwehrmann schreibt über seine schrägsten Einsätze

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 20.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Ein Einsatzwagen der Feuerwehr / Jörg Nießen: Der Feuerwehrmann hat schon so manch außergewöhnlichen Einsatz erlebt.Vergrößern des Bildes
Ein Einsatzwagen der Feuerwehr / Jörg Nießen: Der Feuerwehrmann hat schon so manch außergewöhnlichen Einsatz erlebt. (Quelle: Eden Books / Montage t-online/imago-images-bilder)

Der Alltag von Rettungskräften ist anstrengend und kräftezehrend – oft aber auch von verrückten Geschichten geprägt. Feuerwehrmann und Notfallsanitäter Jörg Nießen hat darüber ein Buch geschrieben.

Als bei Jörg Nießen der Zivildienst bevorstand, wollte er diesen eigentlich als Robbenfütterer an der Nordsee leisten. Daraus ist aber leider nichts geworden – stattdessen verschlug es Nießen zum Deutschen Roten Kreuz nach Heinsberg. "In der Truppe dort gab es so eine hohe Kameradschaft und eine solche familiäre Bindung, dass ich in meinen alten Beruf nicht zurückkehren wollte", erzählt der 46-Jährige. Der gelernte Ver- und Entsorger blieb beim Rettungsdienst und arbeitet heute als Berufsfeuerwehrmann, Notfallsanitäter – und Autor.

In seinen Büchern erzählt er skurrile Geschichten aus dem Berufsalltag der Rettungskräfte und hat mittlerweile schon sechs Werke veröffentlicht. Der Großteil seiner Bücher schaffte es auf die "Spiegel"-Bestsellerliste.

Sein neuestes Buch "Jackie hat Gehirn erbrochen – bleibt sie jetzt doof?" wartet erneut mit abstrusen Storys auf. Den Titel hat es zwei betrunkenen jungen Frauen zu verdanken, die erbrochene Bandnudeln mit Gehirn verwechselten.

Buch über verrückte Rettungseinsätze: Senioren auf Drogen und andere Geschichten

Da ist etwa die Geschichte von zwei Rentnern, die sich über das Internet sogenannte Legal Highs bestellt hatten – Rauschmittel also, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. "Die beiden Herrschaften wollten im hohen Alter noch einmal mit Drogen experimentieren", erzählt Nießen amüsiert, dem die Geschichte noch heute viel Freude bereitet.

Nach der Einnahme der Mittel recherchierten die Senioren noch einmal etwas genauer, was sie sich da gerade eingeworfen hatten und bekamen es mit der Angst zu tun. "Sie haben dann den Notruf gewählt, aber nicht, weil wir sie ins Krankenhaus bringen, sondern auf sie aufpassen sollten", erinnert sich der Sanitäter.

"Das ist eine Geschichte, die mir gut gefällt, weil sie so hanebüchen und skurril ist und mal nichts mit Körperöffnungen zu tun hat", sagt Nießen lachend – anders als die beiden Geschichten, die den Grundstein für seine Bücher legten.

Skurrile Storys: Billardkugeln in Körperöffnungen

"Ich hatte mal einen Einsatz, wo jemand Billardkugeln in Öffnungen stecken hatte, wo sie auf gar keinen Fall hingehören", erzählt Nießen. Diese Geschichte hat er in seinem Kollegen- und Bekanntenkreis so häufig zum Besten geben müssen, dass seine Lebensgefährtin irgendwann zu ihm sagte: "Schreib das endlich auf, ich kann es nicht mehr hören."

Also setzte sich Nießen hin und begann, seine Erlebnisse und die seiner Kollegen niederzuschreiben. 2010 wurden die ersten zwanzig Storys unter dem Titel "Schauen Sie sich mal diese Sauerei an" veröffentlicht: "Die erste Geschichte, die ich damals geschrieben habe, hieß 'Bewusstlos im Puff' und handelt von einem Einsatz, bei dem sich jemand einen Einlauf geben ließ – mit Rotwein."

Dass das keine gute Idee war, lässt der Titel erahnen – für Nießen aber war der Rotwein-Einlauf der Anfang seines schriftstellerischen Erfolges.

"Humor hilft dabei, Dinge zu bewältigen"

"Das erste Buch ist in einer Auflage von 3.000 Exemplaren erschienen, was ich damals eher witzig fand", so der Autor. "Ich habe mich gefragt: Wem wollen sie die verkaufen?"

Eine Woche später aber rief sein damaliger Verlag bei ihm an und erklärte, dass man sich nun an den Druck der zweiten Auflage mache: "Da war ich völlig perplex." Von seinem Debüt haben sich bis heute über 150.000 Bücher verkauft, auch die nachfolgenden Werke wurden zu gefragten Bestsellern. "Meine Mutter erzählt gerne, dass ich schon als Kind einen großen Wortschatz hatte, aber ich musste dieses Talent erst für mich entdecken."

"Wir pflegen einen ganz eigenen Humor, der wohl auch etwas schwärzer als bei anderen Berufsgruppen ist", erzählt Nießen über die Arbeit im Rettungsdienst. "Humor ist eben auch ein Mittel, um Dinge und Erlebnisse zu bewältigen."

Bei allem Witz schwingt in manchen der Berichte allerdings auch eine gewisse Ernsthaftigkeit mit. "Ich will mich nicht als Prediger auf den Marktplatz stellen und den Zeigefinger heben, lasse aber doch ab und an eine Botschaft in die Geschichte einfließen."

Rettungssanitäter stellt fest: "Die Anzahl unnötiger Einsätze steigt"

So macht Nießen etwa auf die Wichtigkeit von Rauchmeldern und Rettungsgassen aufmerksam, die mitunter Menschenleben retten können. Und: Die Häufigkeit unnötiger Einsätze im Rettungsdienst steige, sagt der Autor. In seinem neuesten Buch will er darauf aufmerksam machen. "Ich versorge lieber jemanden mit einem akuten Schlaganfall, als mich um jemanden zu kümmern, der nach der Betriebsfeier über Unwohlsein klagt."

Sein Appell: "Bevor die Leute den Notruf wählen, sollen sie kurz überlegen, ob sie sich nicht selber helfen können." Einmal sei er zu einem Einsatz gerufen worden, bei dem ein Anwohner gemeldet hatte, dass es bei seinem Nachbarn brennt. "Dort angekommen stellte sich heraus, dass der Herr die Rauchwolke bei Google Maps gesehen hatte – was natürlich keine Liveaufnahmen zeigt," so Nießen. "Ansonsten gilt immer: Lieber einmal zu oft ausrücken als einmal zu wenig."

In Zukunft würde Nießen seine Geschichten gerne in Form einer Serie ins Fernsehen bringen: "Bis jetzt hat sich aber leider noch kein Sender gefunden, der sie produzieren will."

"Jackie hat Gehirn erbrochen – bleibt sie jetzt doof?", Jörg Nießen, Eden Books, 224 Seiten, 14,95 Euro.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jörg Nießen
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