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Prozess in Dresden: Kronzeuge belastet Lina E. in Prozess um Linksextremismus


Hammer als Tatwerkzeug?
Kronzeuge belastet Lina E. in Prozess um Linksextremismus

Von dpa
28.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Die Angeklagte verdeckt ihr Gesicht: Lina E. und weitere drei Männer sind angeklagt.Vergrößern des BildesDie Angeklagte verdeckt ihr Gesicht: Lina E. und weitere drei Männer sind angeklagt. (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa-bilder)
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Sein Auftritt war mit Spannung erwartet worden: Ein Kronzeuge ist sicher, dass die Angeklagte beim Angriff auf einen Mann aus der rechten Szene dabei war.

Im Dresdner Prozess wegen brutaler Überfälle mutmaßlicher Linksextremisten auf Rechtsextreme sagte ein Kronzeuge nun doch im Beisein von Publikum aus. Die Vernehmung sollte auf Antrag des 30 Jahre alten Mannes zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Später zog er diesen Antrag zurück und gab auch Auskunft darüber, weshalb er sich als Zeuge in dem Verfahren zur Verfügung stellt. Er habe nicht vorgehabt, "jemanden an den Karren zu fahren", aber ein normales und selbstbestimmtes Leben führen wollen, gab er unter anderem zu Protokoll.

Später schilderte er seine Beteiligung an einem Überfall im Dezember 2019 in Eisenach. Der habe dem Wirt des rechten Szenelokals "Bull's Eye" gegolten, das ein paar Wochen zuvor schon einmal Ziel eines Angriffs war. Nach Angaben des 30-jährigen Zeugen übernahm er selbst die Rolle eines "Scouts", um die Lage vor Ort auszuspähen und Informationen an jene weiterzuleiten, die den "Zugriff" auf den Mann vor dessen Wohnhaus machen sollten. Er sei als "Scout" für die Aktion angefragt worden, weil er wegen einer noch laufenden Bewährungsstrafe nicht in der ersten Reihe dabei sein sollte.

Angriff in verschlüsselten Nachrichten geplant

Bereits ein paar Wochen vor dem Angriff habe man per verschlüsselter Nachrichten Absprachen getroffen, sagte der Zeuge. Dabei sei auch die Rede davon gewesen, Hammer als Tatwerkzeug zu verwenden. Man habe die Zielperson verletzen, aber nicht töten wollen. Mit dem Überfall sollte ein "nachhaltiger Schaden" verursacht werden. Nach den Schilderungen des Zeugen war von den im Gerichtssaal anwesenden Beschuldigen nur Lina E. bei diesem Angriff dabei.

Die Bundesanwaltschaft wirft der aus Kassel stammenden Studentin Lina E. sowie drei Männern aus Leipzig und Berlin vor, zwischen 2018 und 2020 Angehörige der rechten Szene in Leipzig, Wurzen und Eisenach attackiert und zusammengeschlagen zu haben. Zudem sind sie wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt, deren Anführerin Lina E. sein soll. Die 27-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, die drei Mitangeklagten im Alter zwischen 27 und 36 Jahren sind auf freiem Fuß. Sie schwiegen bisher zu den Vorwürfen.

Die Verteidigung wirft der damals mit den Ermittlungen beauftragten Sonderkommission Linksextremismus im Landeskriminalamt Sachsen (LKA) vor, "aus einer Anzahl von Körperverletzungshandlungen eine kriminelle Vereinigung zu konstruieren" und spricht von einem "politisierten Verfahren".

Auftritt unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen

Der Auftritt des Kronzeugen war mit besonderer Spannung erwartet worden. Ob er die Bezeichnung zu Recht trägt, muss sich erst noch erweisen. Als "Scout" war er nach eigenem Bekunden selbst nur an dem zweiten Überfall in Eisenach beteiligt und dort nicht einmal Zeuge des eigentlichen Tatgeschehens. Denn als der Angriff auf den Szene-Wirt stattfand, war er schon wieder auf der Fahrt nach Leipzig. Nachdem bekannt wurde, dass er sich später Sicherheitsbehörden anvertraut hatte, gilt der Mann in der linken Szene als Verräter.

Da der Kronzeuge Drohungen erhielt, galten auch am Donnerstag scharfe Sicherheitsvorkehrungen im Dresdner Oberlandesgericht. Bevor er am Donnerstag in den Saal kam, nahmen sechs Personenschützer Platz, vier wurden um den Zeugenstand platziert. Ein Verteidiger von Lina E. monierte den Auftritt. "So, wie sich das Szenario darstellt, können wir das nicht akzeptieren", sagte er. Ein vertrauliches Gespräch mit seiner Mandantin sei nicht mehr möglich. Auf diese Weise werde eine besondere Gefährlichkeit der Mandantin suggeriert.

Der Kronzeuge war in der linken Szene schon vor seinem Überlaufen geächtet worden, weil er im Verdacht stand, seine frühere Lebensgefährtin vergewaltigt zu haben. Das war seinerzeit auf einer Internet-Plattform publik gemacht worden. Der 30-Jährige bestritt die Tat am Donnerstag und verwies auf die Einstellung eines entsprechenden Verfahrens. Vor dem Gerichtssaal demonstrierten etwa 35 Menschen gegen "politischen Verrat". Redner vermuteten, dass der Kronzeuge sich mit seinen Aussagen an der linken Szene rächen will.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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