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Max Mutzke vor Konzert in München: "TV Total funktioniert nicht ohne Stefan Raab"


Max Mutzke
"Wir haben gerade zwei Fäuste vor unseren Gesichtern"

Von Reinhard Franke

Aktualisiert am 11.10.2022Lesedauer: 7 Min.
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Max Mutzke: Der Sänger befürchtet, dass Corona erneut das Kulturleben lahmlegen könnte. (Quelle: IMAGO/Peter Hartenfelser)

Vor seinem Konzert in München spricht Max Mutzke über Familie, Freunde und seine besondere Karriere. Er hat engen Kontakt zu Tim Mälzer – und Stefan Raab.

2004 gewann Max Mutzke den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC). Auch nach seinem Abschied von Mentor und Entdecker Stefan Raab blieb Mutzke als Sänger erfolgreich, obwohl der ganz große Hit ausblieb. Sein Entdecker ist indes fast gänzlich aus der Öffentlichkeit verschwunden – Mutzke ist einer von denen, die ihn noch zu Gesicht bekommen. Am Dienstag spielt er nun in der Freiheitshalle in München.

Herr Mutzke, gibt es eine besondere Verbindung zu München?

Max Mutzke: Ein Großteil meines Albums wurde in München produziert, und meine Band kommt mittlerweile größtenteils aus München. Deshalb habe ich München lieb gewonnen. Ich war oft in dieser Stadt, fahre vom Schwarzwald auch nur knapp drei Stunden dorthin.

Gibt es eine nette Anekdote zu München?

So eine richtige Anekdote nicht. Ich habe zu jeder Stadt meine Geschichten. Ich verbinde mit München viele familiäre Momente. Wir waren früher in der Isar schwimmen, waren oft am Deutschen Museum. Ich nehme manchmal nur eins meiner Kinder mit, und das mache ich dann abwechselnd, dann gibt es ein ganzes Papa-Wochenende. Für ein Kind war mal München dabei. Und die Stadt spielt bei uns zu Hause auch wegen Pumuckl eine große Rolle. Wir lieben das und lachen uns immer wieder kaputt. In der Serie sieht man das alte München. Das ist einfach schön.

Sie wurden damals durch Stefan Raab in die Musikwelt geschubst und mussten selber laufen. Wie haben Sie sich durch das Business verändert?

Ich habe mein Profil geschärft. Und ich habe auch gemerkt, was geht und was nicht. Aber ich musste auch manchmal hartnäckig bleiben. Die Leute um mich herum wollten Geld mit mir verdienen. Sie geben einem dann kluge Ratschläge, wie man klingen soll. Darauf muss man sich nicht einlassen. Das Wichtigste ist, authentisch zu sein. Das ist kein Geheimrezept, aber es fällt dann doch auf, dass viele Lieder ähnlich klingen, weil Kollegen einfach nur im Radio gespielt werden wollen. Viele Musiker rutschen mehr in den Mainstream ab, und das finde ich einfach schade. Das ist nicht der richtige Weg.

Wie ist Ihr Kontakt zu Raab?

Ich komme gerade aus seinem Studio und habe Sachen eingesungen für ihn. Darum bat er mich. Wir haben noch Kontakt, es kann aber auch mal sein, dass wir uns ein halbes Jahr gar nicht hören. Und plötzlich haben wir dann wieder intensiveren Kontakt. Wenn wir uns sehen, geht es nicht immer nur ums Business. Aber es hat oft einen klaren Grund. Wenn wir arbeiten, dann ist er voll da drin. Er fährt jeden Tag in die Firma, denn "TV Total" funktioniert nicht ohne ihn. Da hat er noch immer einen großen Einfluss. Wir verstehen uns nach wie vor super.

Ihre Heimat ist der Schwarzwald, derzeit wohnen Sie in Köln. Sind Sie aufgrund Ihrer Herkunft sehr bodenständig? Der Schwarzwald ist nicht Berlin.

Man sagt mir nach, dass die Bodenständigkeit bei mir sehr ausgeprägt ist. Es geht auch gar nicht anders. Meine Kinder sind im Schwarzwald, doch mein ganzes persönliches Umfeld hat mit Musik nichts zu tun. Der eine ist Sozialpädagoge, ein anderer Fahrlehrer und wieder ein anderer Fliesenleger. Ich mache auch ganz viel handwerkliche Sachen, habe zu Hause eine Werkstatt. Ich schraube gerne rum und schweiße auch gerne. Wenn ich im Schwarzwald bin, spielt Musik bei mir keine Rolle. Da konzentriere ich mich auf andere Dinge. Wenn ich abheben würde, habe ich ganz schnell mit meinem Umfeld nichts mehr zu tun. Es besteht keine Gefahr, abzuheben. Wenn ich in Berlin leben würde, wäre das etwas anderes, weil da nur Leute um mich herum wären, die ich in der Musikszene kennengelernt habe. Ich bin noch nicht verblendet.

Sie sagten mal den Satz "Die Eitelkeit verschwindet, wenn man singt". Wie meinten Sie das?

Ich kann vieles nicht mehr kontrollieren, wenn ich singe. Das sehe ich immer an meiner Körperhaltung. Bei einem Musicaldarsteller muss alles stimmen – von der Körperhaltung über den Gesang bis zum Tanz. Da ist es eine ganz andere Herangehensweise zur Musik. Wenn ich singe, bin ich in meiner eigenen Welt. Und wenn ich da Fotos von mir sehe, denke ich oft "Oh mein Gott, das kann man doch keinem zumuten". Ich bin dann sehr drin in den Texten und in der Melodie. Da hat Eitelkeit keinen Platz. Das beste Beispiel für Authentizität beim Singen war Joe Cocker. Er hat auch jegliche Eitelkeit weggelegt. Das finde ich ein schönes Gefühl.

Wie eitel sind Sie privat?

Wenn man mich das erste Mal im Schwarzwald sehen würde, dann könnte man meinen "Dieser Typ hat gar keine Eitelkeit". Dann laufe ich schon mal in Arbeitsklamotten, abgetretenen Gummistiefeln und zerbeultem Strohhut rum, wenn die Sonne scheint. Das ist einfach ein anderes Leben dort. Wenn ich in der Öffentlichkeit unterwegs bin, bewege und kleide ich mich schon anders. Ganz uneitel bin ich nicht. Das liegt auch daran, dass ich oft beobachtet werde.

"Can‘t Wait Until Tonight" war Ihr größter Hit, mit dem alles begann. Danach kam nichts Erfolgreicheres. Wie groß ist die Sehnsucht nach einem nächsten Hit?

Ich habe mich ganz schnell davon losgelöst, einen ähnlichen Erfolg landen zu müssen. Ich war ein Jahr nach dem Grand Prix in aller Munde, doch danach wurde das Interesse weniger. Die beiden folgenden Studioalben verkauften sich ganz okay. Dann habe ich eine Jazzplatte gemacht, weil ich aus diesem Mainstream-Korsett rauswollte. Ich bin ganz anders sozialisiert, wollte auch in der Musik mehr das machen, was ich bin. Ich wollte mich authentisch ausleben. Und das Jazzalbum war am erfolgreichsten. Danach ging es total durch die Decke, was meine Termine anging. Ich suche keinen Hit mehr. Ich will meine Songs noch erkennen und voneinander unterscheiden können. Die Lieder, die draußen am besten funktionieren, das sind die Nummern, mit denen ich am wenigsten verbunden bin. Heutzutage mit einem Radiosong Erfolg zu haben, das ist eine Musik, die ich nicht möchte. Wenn ich nach Amerika oder England schaue, dann sehe ich da Musiker wie Bruno Mars, mit denen ich mich mehr identifizieren kann. Meine Helden waren und sind Michael Jackson, Prince und Stevie Wonder.

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War das mit Stefan Raab Fluch und Segen zugleich?

Es war nur Segen. "Can‘t Wait Until Tonight" ist eine große Ausnahme der Songs, die funktioniert haben und zu denen ich so auch stehe. Das Lied ist eine wunderbare Evergreen-Soul-Ballade. Ich liebe diesen Song und spiele ihn live auch immer noch in verschiedenen Versionen. Ich bin stolz auf diese Nummer.

Sie sind vierfacher Vater und ein Frühaufsteher. Hängt beides miteinander zusammen?

Nein. Ich stehe normalerweise um 5.30 Uhr auf, wenn ich die Kids zur Schule bringe. Ich mag das wahnsinnig gerne. Ich mache Musik und eine Kerze an und mir einen Kaffee. Der Mega-Trick ist übrigens, dass ich meinen Kindern schon hinstelle, was sie essen sollen. (lacht) Ich mache ihnen etwas zu essen und lege dann einfach einige Marmeladen-Brote hin. Dann wird das gegessen. Ich bin gerne Hausmann, wasche die Wäsche und mache die Betten. Weil das so weit weg von dem ist, was ich mache, wenn ich als Musiker unterwegs bin.

Was ist Ihnen wichtig als Vater?

Meine Eltern haben mich in einem guten Gefühl erzogen. Egal, was wir mit sechs Geschwistern gemacht haben, meine Eltern haben uns immer alles zugetraut. Und sie haben uns die komplette Freiheit gelassen und nicht antiautoritär erzogen. Es gab ganz klare Regeln. Das Wichtigste aber war die Liebe. Das klingt ausgelutscht, aber wenn man das so wie wir erfahren hat, dann schafft das ein ganz großes Selbstvertrauen, und das machte uns frei. Ich will, dass meine Kids eine bedingungslose Liebe spüren. Egal, was sie machen. Die sollen dieser Welt vertrauen und mit beiden Beinen im Leben stehen. Das funktioniert nur mit Liebe. Und mir wurde viel Respekt beigebracht.

Sie sind gut mit Tim Mälzer befreundet. Sind Sie auch ein Koch-Fan?

Ich bin sehr eng mit ihm. Ich bin im Laufe der Jahre ein Koch-Fan geworden. Das hat aber nichts mit Tim zu tun. Kochen ist ein Handwerk, und wenn diese Leute nur eine Tomate in die Hand nehmen, das ist für mich total beeindruckend. Ich schaue generell gerne Handwerkern zu. Tim hat mich sicher dahingehend inspiriert, einige Dinge noch mehr von der handwerklichen Seite zu sehen. Kochen gelingt mir sehr gut, ich bin aber kein Rezeptkoch. Vielleicht mache es mal irgendwann noch konkreter.

Die Corona-Inzidenzen steigen wieder, vor allem in Bayern. Die Pandemie hatte immer wieder zur Folge, dass Konzerte abgesagt werden mussten. Was macht das mit Ihnen als Musiker?

Es ist eine so heftige Zeit. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist. Aber mein Optimismus hat in den vergangenen zwei Jahren viele Ohrfeigen bekommen. Immer, wenn ich dachte, es geht weiter. Jetzt kommt Covid wieder und ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Wir haben gerade zwei Fäuste vor unseren Gesichtern, die uns drohen. Die Pandemie und die hohen Energiekosten, die die Menschen keine Karten mehr kaufen lassen. Auch Restaurantbesuche sind bei vielen passé. Mir schwant Böses, wenn im Winter die ersten Stromrechnungen kommen. Dass Künstler überhaupt noch davon leben können, ist ein Wunder.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Max Mutzke
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