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Neuer Bär in Bayern unterwegs: Was an Problembär Bruno erinnert


Neuer Bär weckt Erinnerungen an 2006
Was Bruno in Bayern zum Verhängnis wurde


Aktualisiert am 21.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein europäischer Braunbär im Wald (Symbolbild). 17 Jahre nach Bruno streift wieder eines der Tiere durch Bayern.Vergrößern des Bildes
Ein europäischer Braunbär im Wald (Symbolbild). 17 Jahre nach Bruno streift wieder eines der Tiere durch Bayern. (Quelle: IMAGO / Ralf Kistowski)

In Bayern ist wieder ein Bär unterwegs. Braunbär Bruno machte 2006 Schlagzeilen, viele verfolgten sein Schicksal. Es gibt Parallelen zum aktuellen Fall.

Die Meldungen gleichen sich: Vor 17 Jahren war es, als Bruno zum Problembären wurde und im Grenzgebiet zu Tirol ausgiebig wilderte. Ähnlich hält es der amtlich bestätigte neue Bär in der Region. Auch er reißt im Mangfallgebirge Schafe. Und jetzt ist in Bayern wieder der Bär los.

Jenseits der Grenze in Tirol sind die Tiere schon keine Seltenheit mehr, immer wieder tauchen sie dort auf. Auch wenn sie umherwandern: So ganz die Region verlassen können sie gar nicht mehr. Denn der Inn, vor allem im Frühjahr nach der Schneeschmelze ein reißender Gebirgsfluss, bildet eine natürliche Grenze. Das war er auch 2006 für Bruno. Das Einfallstor in die Bergregion liegt viel weiter flussaufwärts, bei Reutte im Lechtal machte sich Ende September ein Bär über 30 Schafe und Ziegen her. Und auch Bruno nahm diese Route.

Problembär Bruno und seine Route durch Bayern 2006

Am 10. Mai 2006 reißt er noch in Vorarlberg mehrere Schafe. In den folgenden Tagen wird Bruno, amtliche Bezeichnung "JJ1", vom Hüttenwirt der Gehren-Alm unweit von Füssen entdeckt. Dem Wirt gelingt es sogar, Bruno erstmalig zu fotografieren. "Der Bär ist in Bayern willkommen", verkündete eine Woche später der damalige Umweltminister Werner Schnappauf. Lange hält die Willkommenskultur nicht an.

Denn Bruno zeigt wenig Menschenscheu. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten soll in der Dunkelheit nicht mehr spazieren oder wandern, rät vor 17 Jahren Ministerpräsident Edmund Stoiber und erklärt Bruno zum "Problembären". Und der wechselt ständig die Grenze. Anfang Juni zieht seine Blutspur quer durch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen.

Bayern fliegt finnische Bärenjäger und eine eigens in Montana angefertigte Bärenfalle ein, die fünf Spürhunde der Finnen sollten das Raubtier ausfindig machen. Am 17. Juni um Mitternacht wandert Bruno mitten durch den Ort Kochel am See, stärkt sich an einem Bienenstock, der zerstört zurückbleibt. In den Landkreis Miesbach dringt er am 19. Juni ein, reißt in Kreuth Schafe und macht sich im Ortsteil Scharling über weitere Bienenstöcke her.

Bären-Sichtungen in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen

Von dort wird er bei seiner Pirsch über die Blauberge immer wieder gesichtet. Am Kaiserhaus an der Brandenberger Ache im Rofangebirge wird der Bär von seinen finnischen Häschern im steilen Fels gestellt. Doch ihre Hunde kommen nicht hoch. Der Trupp scheitert kläglich, Bruno entwischte. Die nächste Sichtung ist dann auf dem 1.563 Meter hohen Pendling über Thiersee. Als die Finnen eintreffen, ist Bruno aber längst über alle Berge.

In diesem Grenzgebiet kreuzten sich sicher mehrmals die Fährten, die Bruno damals legte, und die der neue Bär aktuell hinterlässt. In der Nähe der Ackernalm, einem beliebten Ausflugsziel unter dem Sonnwendjoch, wurden beide einst und jetzt gesichtet. Während der aktuelle Bär Richtung Sudelfeld und Oberaudorf wanderte, zieht es Bruno damals ins Spitzinggebiet – was ihm zum Verhängnis wird.

Denn Ministerpräsident Stoiber hatte bereits den Schießbefehl ausgegeben. Als dann am 25. Juni Gäste abends auf der Terrasse am Rotwandhaus den Bären sichten, ist sein Schicksal besiegelt. Noch in der Nacht machen sich Beamte auf den Weg nach oben zur Kümpflalm. Dort wird Bruno mit zwei gezielten Schüssen von einem Schießausbilder der Polizei um 4:50 Uhr erlegt, nicht von heimischen Jägern.

Braunbär Bruno wird in Bayern zum Politikum

Was mit dem noch namenlosen Bär passiert, der kürzlich bei Oberaudorf zwei Schafe riss, ist offen. Neu ist es in der Region indes nicht, dass ein Bär gesichtet wird. Zuletzt war das im Juni 2022 an etwa gleicher Stelle wie im aktuellen Fall so. Auf dem Forstweg "Bärenbad" bei Langkampfen im Tiroler Bezirk Kufstein stießen drei deutsche Biker auf einen Braunbären. Das Gebiet liegt gut zehn Kilometer südwestlich der Gemeinde Oberaudorf an der österreichischen Grenze.

In dieser Region hatte eine Wildkamera bereits im Juni einen Bären aufgenommen. Bei einem dort kurz darauf gerissenen Schaf wurde ein Bär genetisch als Angreifer identifiziert.

Vieles erinnert an Brunos Route durch Bayern damals. Die Kritik an der Bayerischen Staatsregierung nach dessen Tod 2006 ist heftig. Tierschützer schreiben damals: "Bruno – an der Wahlurne rächen wir dich". Im Herbst ist nun Landtagswahl in Bayern. Ob CSU-Chef Markus Söder das Wagnis eingeht, werden die nächsten Monate zeigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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