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München: Weihnachtswunder – Gnadenhof schenkt Tieren das Leben zurück


"Menschen sind egoistisch geworden"
Wie ein Gnadenhof vernachlässigten Tieren ein neues Leben schenkt

Von Carla Gospodarek

Aktualisiert am 24.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Schwein gehabt: Mehr als 20 Tierrassen haben auf Gut Streiflach eine neue Heimat gefunden. Auch Lilly fühlt sich hier "sauwohl".Vergrößern des Bildes
Schwein gehabt: Mehr als 20 Tierrassen haben auf Gut Streiflach eine neue Heimat gefunden. Auch Lilly fühlt sich hier "sauwohl". (Quelle: Carla Gospodarek)

Ein Gnadenhof bei München gibt vernachlässigten und misshandelten Tieren ein neues Zuhause. Der Hof ist mittlerweile bis auf den letzten Platz belegt.

Es ist sonnig an diesem Dezembermorgen. Strahlend blau leuchtet der Himmel über Germering, einer Kreisstadt westlich von München. Folgt man einem verschlungenen Feldweg voller Schlaglöcher aus der Ortschaft hinaus, erreicht man schließlich ein imposantes Tor. Hinter dieser Pforte versteckt sich Gut Streiflach.

Zur Linken die Autobahn, zur Rechten ein Paradies für Tiere. Der Großteil der über 500 hier aufgenommenen Bewohner hatte keinen leichten Start ins Leben. Die Tiere wurden vernachlässigt, zurückgelassen, misshandelt. Auf Gut Streiflach hat ihnen eine Frau ein neues Zuhause gegeben: Sissy Bletschacher.

Die 54-Jährige vom Verein Gewerkschaft für Tiere e. V. ist nicht nur die Leiterin des Gnadenhofs, sondern auch Tierschützerin mit Leib und Seele. Mit t-online hat sie vor Ort über großes Leid, menschliche Abgründe und zweite Chancen gesprochen.

"Menschlicher Egoismus" lässt Gnadenhof überlaufen

"Coco", "Coco", schallt es krächzend über den geräumigen Innenhof von Gut Streiflach. Ein Papagei mit grünlich schimmerndem Federkleid sitzt auf einer Stange in einem Käfig und begrüßt mit wachsamem Blick jeden neu eingetroffenen Besucher. Begleitet werden die Namens-Ausrufe des Vogels von einem Chor aus Hundegebell. Auf Gut Streiflach tobt das Leben. Ein Leben, das vielen Bewohnern zunächst nicht vergönnt zu sein schien.


Quotation Mark

"Zu sehen, wie glücklich die Tiere sind, ihnen ein schönes Leben schenken zu können – das ist das Schönste für mich."


Sissy Bletschacher


Mehr als 500 Tiere haben auf dem Hof ein neues Zuhause gefunden. Hunde und Katzen, aber auch Nutztiere, Vögel und Wildtiere finden sich hier. Dabei ist Gut Streiflach keineswegs die "letzte, kurze Station" – viele Bewohner leben schon seit Dutzenden von Jahren dort und genießen das Leben in artgerechten Unterbringungen. Der älteste Gast ist Papagei Pietro, der bereits seit der Gründung des Gnadenhofes im Jahr 1998 dort lebt.

Die Gründe, warum die Tiere auf Gut Streiflach landen, sind vielfältig. Von manchen sind die Besitzer verstorben oder in Pflegeheime gebracht worden. Andere wiederum wurden von Tierschützern aus unwürdigen Stallungen und Käfigen befreit. "Solche Rettungsaktionen müssen leider auch immer wieder in Polizeibegleitung durchgeführt werden," erzählt Bletschacher. "Die Besitzer sind meist uneinsichtig und verstehen nicht, warum die Haltung der Tiere gegen die Vorschriften verstößt."

Auf der anderen Seite gebe es laut Bletschacher aber auch immer mehr Menschen, die sich Tiere vollkommen unbedacht anschaffen, mit Haltung und Umgang überfordert seien und ihre "Lieblinge" nach wenigen Wochen wieder abgeben. "Die Menschen sind egoistisch und ungeduldig geworden. Sie meinen, man bekommt einen perfekten Hund oder eine perfekte Katze", sagt Bletschacher ärgerlich. Sobald das Tier dann nicht zu einhundert Prozent in den Lebensstandard passt, werde es von vielen einfach "aussortiert".

Deshalb sei der Gnadenhof derzeit auch bis auf den letzten Platz besetzt. "Wir sind eigentlich am Limit. Trotzdem bekommen wir zwischen fünf und zehn neue Anfragen pro Woche", führt Bletschacher aus. In Einzelfällen könne man noch ein Plätzchen finden, meist müssten die Mitarbeiter des Hofes Anfragen jedoch schweren Herzens ablehnen.

Gnadenhof finanziert sich ausschließlich über Spenden

Insgesamt 15 Tierpfleger kümmern sich in Festanstellung um die Versorgung der Hofbewohner. Sämtliche Nahrungsmittel, Tierarztbesuche und sonstige Ausgaben werden rein über Spenden finanziert. Doch die Inflation macht auch hier keinen Halt. So seien die Kosten für das Tierfutter laut der Hofleiterin gestiegen, auch die Gebührenerhöhung der Tierärzte mache sich finanziell bemerkbar.

Wer den Tieren dauerhaft helfen will, hat die Möglichkeit, neben einer einmaligen Spende eine Patenschaft für einen einzelnen Bewohner abzuschließen. Wer Pate für ein Hoftier wird, hat sogar die Möglichkeit, seinem Schützling persönlich einen Besuch abzustatten.

Neben dem Gnadenhof in München betreibt der Verein Gewerkschaft für Tiere e. V. auch eine Auffangstation in Bad Füssing. Besonderes Highlight dort: Auf dem Gnadenhof leben ausschließlich Bären, die allesamt aus Privathaushalten oder Zoos und Zirkussen aufgenommen wurden. Auch für die 13 Raubtiere können Patenschaften übernommen werden.

Verwendete Quellen
  • Recherche der Redaktion
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