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München: SportScheck schließt – Schnäppchenjäger jubeln, Mitarbeiter trauern


Schnäppchenjäger stürmen Laden
Sport-Scheck gleicht Flohmarkt


05.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Die Sport-Scheck-Filiale in München muss schließen. Stattdessen soll hier ein C&A-Geschäft einziehen.Vergrößern des Bildes
Die Sport-Scheck-Filiale in München muss schließen. Stattdessen soll hier ein C&A-Geschäft einziehen. (Quelle: Sarah Koschinski)

Im Juni soll die Sport-Scheck-Filiale in der Neuhauser Straße schließen. Während die Mitarbeiter leiden, nutzen Kunden die Situation aus.

"Die Zeit läuft" und "Wir schließen" – die Sport-Scheck-Filiale in der Neuhauser Straße gleicht von außen gerade einer Plakatwand. Längst ist gewiss, dass das einstige Flagschiff des Sportriesen bald schon der Vergangenheit angehören wird. Im Juni soll Schluss sein. Die Rabattschlacht in dem Kaufhaus läuft schon längst, eine t-online-Reporterin hat sich vor Ort umgeschaut.

Während die Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen, lockt der Ausverkauf Schnäppchenjäger an. Am Freitagmittag kommt etwa eine Familie mit zwei Kindern vorbei. Spontan machen die vier hier Station, angelockt von den bunten Plakaten. "Alles muss raus", liest die Mutter vor. "Vielleicht finden wir hier eine günstige Badehose für dich", sagt sie zu ihrem Sohn.

Atmosphäre erinnert an einen Flohmarkt

Wie diese vier finden auch viele andere Kunden ihren Weg in das Sportgeschäft: Sie kommen zufällig vorbei, hoffen auf ein Schnäppchen. Wieder andere machen sich bewusst auf den Weg zum Shoppen – um ein letztes Mal bei Sport-Scheck einzukaufen, bevor alles weg ist. Die Atmosphäre in der Filiale erinnert an einen Flohmarkt. Kisten säumen links und rechts die Gänge, ob sie gerade ein- oder ausgepackt werden, ist schwer zu sagen.

Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter wuseln durch die Gänge. Während die Kunden Kleidungsstücke von der Stange nehmen und dann achtlos woanders hinhängen, kommen die Mitarbeiter gerade so hinterher, neue Ware aufzufüllen. Wo früher einmal ein System war, herrscht heute Chaos. Alles hängt durcheinander, halbherzig werden die Teile wieder auf die Bügel gehängt und baumeln schief von der Stange.

Mitarbeiter: "Es ist schlimm"

Die Mitarbeiter laufen mit ausdruckslosen Gesichtern durch das Geschäft. Wie geht es ihnen mit der Situation? Viele wollen nicht sprechen, es sei alles gesagt. Aus einem bricht es dann doch heraus: "Es ist schlimm. Wir haben keinen Job mehr. Wir sind den ganzen Tag mit Arbeiten beschäftigt, und wenn wir Feierabend haben, müssen wir uns nach einem neuen Job umschauen." Schweißperlen glänzen auf der Stirn des Mannes, während er Bikinioberteile und dazu passende Hosen auf eine Kleiderstange hängt. "Ich hab leider keine Zeit zu reden, ich muss weitermachen. Wir haben viel zu tun", entschuldigt er sich.

Die Kunden scheinen nicht viel von dem Stress mitzubekommen, unter dem die Mitarbeiter stehen. Viel zu groß ist die Freude über die vielen Angebote. Sporthosen, lang oder kurz, Handschuhe, Rücksäcke, Ski oder Schuhe – alles, was das Sportlerherz begehrt, wird auf der Verkaufsfläche angeboten. Im ersten Stock ist eine Verkäuferin gerade dabei, Ware aufzufüllen. Auf die Frage, wie es ihr mit der Schließung geht, reagiert sie abweisend. "Kein Kommentar. Es ist alles gesagt."

200 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Während sie weiter Waren auffüllt, strömen im Erdgeschoss immer mehr Menschen an die Kasse. Von Jung bis Alt ist jede Generation vertreten. In den Händen halten die Kunden Ware, die um 10, 20, 25 oder sogar 30 Prozent reduziert ist – ausgehend vom ausgezeichneten Preis.

Der insolvente Fachhändler Sport-Scheck schließt insgesamt fünf Geschäfte in Deutschland – darunter das Münchner Stammhaus. Insgesamt 200 der etwa 1.300 Mitarbeitenden verlieren deshalb ihren Job, wie Insolvenzverwalter Axel Bierbach Mitte März mitteilte. Die strukturellen und personellen Einschnitte seien notwendig, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

Kurz darauf wurde bekannt, dass Italiens größter Sportfachhändler Cisalfa das Unternehmen mit Sitz in München übernimmt. Die Übernahme erfolgt im Wege einer Sanierung mittels Insolvenzplan. Über den stimmt Ende April eine Gläubigerversammlung am Amtsgericht München ab. Cisalfa betreibt in Italien mehr als 150 Filialen und mit dem Tochterunternehmen Sport Voswinkel 50 Läden in Deutschland.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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