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Diskriminierung an Schulen: Münchner Bericht alarmiert die Behörden


Doppelt so viele Vorfälle
Diskriminierung an Schulen: Alarmierender Trend


Aktualisiert am 17.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Schüler in einer Klasse melden sich (Archivbild): Das neue Schulgesetz bringt einige Neuerungen mit sich.Vergrößern des Bildes
Schüler in einer Klasse melden sich (Archivbild): Die Fachstelle für Demokratie beobachtet unter anderem Diskriminierung und rechte Tendenzen an Münchens Schulen. (Quelle: IMAGO/Funke Foto Services)

Antisemitismus, rechte Hetze und Queerfeindlichkeit machen auch vor Münchens Schulen nicht Halt. Neuste Zahlen zeigen: Auch Lehrer diskriminieren.

Antisemitismus, Rassismus und LGBTQ-Feindlichkeit: Im Jahr 2023 gab es an Münchner Schulen fast doppelt so viele Meldungen von Diskriminierungen sowie menschenfeindlichen und rechten Vorfällen als im Vorjahr. Das zeigt der aktuelle Monitoring-Bericht der Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen von der städtischen Fachstelle für Demokratie.

Insgesamt 109 Meldungen gingen im vergangenen Jahr demnach bei der Behörde ein. Rassismus war in mehr als der Hälfte der Fälle Inhalt der Meldungen (58 Prozent). Am zweithäufigsten wurden dem Bericht zufolge rechte Inhalte gemeldet (36 Prozent).

Bericht: Auch Lehrer diskriminieren

Demnach scheinen auch Lehrkräfte an Münchens Schulen zu diskriminieren. In etwa einem Fünftel der Fälle werden sie als Täter genannt. Rund ein Viertel der gemeldeten Diskriminierungen ging laut dem Bericht von der Schulleitung oder schulischem Personal insgesamt aus und richtete sich entweder gegen Schüler oder deren Erziehungsberechtigte.

Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen

Die Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen ist der städtischen Fachstelle für Demokratie angegliedert. Der Stadtrat hat sie im Dezember 2020 beschlossen. Sie dient nach eigenen Angaben als Beratungsstelle für schulisches Personal an Münchner Schulen sowie als vertrauliche Anlaufstelle für betroffene Mitglieder der Schulfamilie im Umgang mit menschenfeindlichen und rechten Vorfällen und Diskriminierung.

In der Mehrzahl der Fälle (56 Prozent) handelt es sich jedoch um Auseinandersetzungen zwischen Schülern. Etwas mehr als ein Drittel der gemeldeten Fälle waren auch strafrechtlich relevant, wie es im Monitoring-Bericht heißt.

Antisemitismus seit Oktober gestiegen

Zudem scheint auch der eskalierende Nahostkonflikt in Münchens Schulen angekommen zu sein. 2023 wurden laut Bericht dreimal so viele antisemitische Vorfälle und Diskriminierungen als im ersten Erhebungsjahr gemeldet. Sie machten insgesamt 16 Prozent der 109 gemeldeten Fälle aus.

"Seit der Eskalation des Nahost-Konflikts erleben wir die Zuspitzung rassistischer, antisemitischer ebenso wie antimuslimischer Rhetorik an unseren Schulen", schreibt Stadtschuldrat Florian Kraus. Der Antisemitismus äußert sich dem Bericht zufolge zum einen in Form von israelbezogenem Antisemitismus, etwa durch das Absprechen des Existenzrechts Israels, zum anderen in Form von offenem Judenhass – nicht selten mit Bezug auf den Nationalsozialismus oder Konzentrationslager.

Queere Menschen als Feindbild?

Feindseligkeiten gegenüber Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität scheinen im vergangenen Jahr ebenfalls ein Thema an Münchens Schulen gewesen zu sein. Die Zahl der gemeldeten Fälle sei im Vergleich zur vorherigen Erhebung zwar konstant geblieben, dennoch sei eine inhaltliche Entwicklung zu erkennen. "So wurden im zweiten Erhebungsjahr mehrere Sachverhalte gemeldet, in denen die LGBTIQ*-Bewegung insgesamt zum Feindbild erklärt wurde", heißt es im Monitoring.

Ein Grund dafür könnte laut Fachstelle für Demokratie sein, dass "die Markierung der LGBTIQ*-Bewegung als Feindbild" in den vergangenen Jahren intensiv von der extremen Rechten betrieben worden sei. Mittlerweile bestehe auch eine erhöhte Anschlussfähigkeit in die Mitte der Gesellschaft.

Die größte Diskriminierung an Berufsschulen und Gymnasien

Die meisten gemeldeten Diskriminierungen ereigneten sich laut dem Bericht an beruflichen Schulen (30 Meldungen) und an Gymnasien (27 Meldungen). Bei knapp einem Fünftel der Meldungen (21 Meldungen) wurden Realschulen als Tatort angegeben. Mittelschulen und Grundschulen waren nur in 11 Prozent Ort der Diskriminierung. Vier Prozent der Meldungen ereigneten sich bei den Jüngsten: im Hort.

"Die Verdopplung der eingegangenen Meldungen im zweiten Erhebungsjahr zeigt, dass die Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen immer besser angenommen wird", sagt Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie. Jede Meldung trage dazu bei, die Situation an den Münchner Schulen realistisch abzubilden.

Dennoch geht Heigl weiterhin von einer großen Dunkelziffer aus. Dabei handele es sich um Diskriminierungen, die zwar stattgefunden haben, der Fachstelle aber nicht gemeldet wurden.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Fachstelle für Demokratie vom 16. April 2024
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