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Nürnberg: Schausteller Lorenz Kalb muss nach Brand auf Volksfest vor Gericht


Soll Polizisten angegriffen haben
Nürnbergs berühmtester Schausteller muss vor Gericht

Von Daniel Salg

24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Lorenz Kalb (l): Der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes soll unter anderem zu Polizisten gesagt haben, "ihr seid eine Schande" – während diese Losbude (r) ausbrannte (Archivbilder).Vergrößern des Bildes
Lorenz Kalb: Der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes soll unter anderem zu Polizisten gesagt haben, "Ihr seid eine Schande" – während diese Losbude ausbrannte (Archivbilder). (Quelle: Daniel Salg / ToMa)

Er ist schon mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden, nun sitzt der stadtbekannte Schausteller auf der Anklagebank. Wie es dazu kam und was Lorenz Kalb vorgeworfen wird.

Es ist Mittwochabend im April 2022, auf dem Volksfestplatz findet gerade das Frühlingsfest statt. Als gegen Mitternacht die letzten Gäste des Abends den Festplatz verlassen, bricht ein Feuer in einer Losbude aus. Die Schausteller reagieren schnell und versuchen, noch bevor die Feuerwehr kommt, zu retten, was zu retten ist – mit dabei Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes. Doch nun landet Kalb vor Gericht. Er soll, wie andere Schausteller auch, Polizisten angegriffen und beleidigt haben.

Die Polizei machte den Vorfall schon einen Tag nach dem Brand öffentlich. Sie beschreibt die Szenen, die sich während der Löscharbeiten abgespielt haben, als "hochemotional". Offenbar traf die Polizei in jener Nacht noch vor der Feuerwehr auf dem Volksfestplatz ein. Auf dem versuchten die Schausteller zu diesem Zeitpunkt schon längst, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Zunächst beteiligten sich die Beamten an den Löscharbeiten. Als sie aber feststellten, dass sich einzelne Schausteller in "akute Gefahr" brachten, verwiesen sie die Schausteller der Einsatzstelle, soweit die Darstellung der Polizei.

Das akzeptierten die Schausteller aber demnach nicht, es kam zu Rangeleien. Immer mehr Polizisten rückten an. Die Rede ist von mehr als einem Dutzend Streifen und Kräften des Unterstützungskommandos. Sie alle seien laut Polizei nötig gewesen, um die Schausteller aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Laut "bild.de" kam es gar zu tumultartigen Szenen. Vier Schausteller verletzten sich damals bei den Löscharbeiten, nun sitzen neun von ihnen auf der Anklagebank – darunter auch Kalb.

Drei Prozesse laufen – "Ihr seid eine Schande"

Angeklagt worden sind die Schausteller wegen tätlichen Angriffs mit Widerstand auf Vollstreckungsbeamte und Beleidigung. Verhandelt wird nun vor dem Nürnberger Amtsgericht in drei Prozessen mit je drei angeklagten Schaustellern. Ein Prozess läuft bereits, der gegen Kalb wird am 31. Januar verhandelt, für den dritten stehen die Termine noch aus.

Pikant: Der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes soll laut Strafbefehl unter anderem zu den Polizisten gesagt haben, "Ihr seid eine Schande." Zudem liegen gegen ihn die gleichen Vorwürfe wie gegen seine Kollegen vor – also tätlicher Angriff mit Widerstand auf Vollstreckungsbeamte.

Von einem tätlichen Angriff ist beispielsweise schon die Rede, wenn jemand einen Polizisten schubst oder diesen am Arm zieht, erklärt Gerichtssprecherin Tina Haase auf Nachfrage von t-online. In besonders schweren Fällen folge darauf eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte werde mit einer Geld- oder einer Freiheitsstraße von bis zu drei Jahren bestraft. In den Prozessen gegen die Schausteller sei aber eher mit einer Geldstrafe oder einem Freispruch zu rechnen.

Das sagt Kalb zu den Vorwürfen

Kalb wollte sich auf t-online-Nachfrage nicht näher zu den Vorwürfen äußern. Er sagte aber: "Ich vertraue auf die deutsche Gerichtsbarkeit, dass sich das aufklären wird." Der Schausteller ist eines der bekanntesten Gesichter seiner Branche. Er ist nicht nur seit 2007 Verbandsvorsitzender, sondern auch mit eigenen Ständen auf zahlreichen Festen vertreten – beispielsweise auf dem Christkindlesmarkt und den Nürnberger Volksfesten. Im Oktober 2022 zeichnete ihn Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sogar für sein Engagement mit dem Bayerischen Verdienstorden aus.

Ob am kommenden Mittwoch ein Urteil in dem Prozess fällt, ist noch unklar. Zwar ist laut aktuellem Stand nur ein Verhandlungstag angesetzt, eine Verlängerung sei aber je nach Verhandlungsverlauf laut Gerichtssprecherin Haase möglich.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit der Pressestelle des Amtsgerichts Nürnberg
  • Telefonat mit Lorenz Kalb
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