Spielwarenmesse in Nürnberg: Nachhaltigkeit und Langlebigkeit im Fokus

Die weltgrößte Spielwarenmesse in Nürnberg ist eröffnet. Im Fokus steht unter anderem Nachhaltigkeit – das wirkt sich auch auf Klassiker aus.

Aussteller aus 68 Ländern und dazu Tausende Fachbesucher – Nürnberg steht seit Dienstag wieder im Fokus der Spielwarenindustrie. In den Messehallen ist nämlich die weltgrößte Spielwarenmesse eröffnet worden. In Nürnberg sieht man wie an keinem anderen Ort, was die Branche bewegt. Ein großes Thema ist in diesem Jahr Nachhaltigkeit – bei neuem Spielzeug wie bei Klassikern.

Dennis Gies, der Geschäftsführer von Toynamics – einer Tochter des Holzspielzeugherstellers Hape – erzählt etwa im Gespräch mit t-online, dass seine Firma schon seit mehr als 18 Jahren auf Nachhaltigkeit in der Produktion setze. Nun wolle man aber noch einen Schritt weitergehen. So führt er etwa auf der Messe neuartige Bauklötze aus Kork vor. Bei deren Herstellung werde mehr Kohlenstoffdioxid verbraucht, als ausgestoßen werde. Ganze 18 Kilo würden bei der Produktion von 20 Bauklötzen gebunden.

Ob sich Eltern und ihre Kinder deshalb wirklich bewusst für seine neuen Bauklötze entscheiden? Gies weiß: "Das Thema Nachhaltigkeit entscheidet sich auf dem Weg zur Kasse." Wenn nachhaltige Produkte das Gleiche kosten wie nicht nachhaltige, würden sich die Konsumenten seiner Einschätzung nach für die nachhaltigen entscheiden.

Um konkurrenzfähige Preise anbieten zu können, produziert Gies die Korkbauklötze zusammen mit seinem Partner – einem Korkhersteller aus Portugal – in großer Menge. Offen bleibt, ob sich die Klötze langfristig durchsetzen werden und Plastikbausteine aus den Kinderzimmern vertreiben werden.

"Mensch ärgere dich nicht" jetzt ohne Plastik

Das Spiel "Mensch ärgere dich nicht" hat sich hingegen schon längst durchgesetzt. Der Verlag Schmidt-Spiele feiert auf der Messe in Nürnberg das 110-jährige Bestehen des Klassikers und legt eine Jubiläumsausgabe auf.

Auch bei der neuen Ausgabe spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle, wie Verlagsgeschäftsführer Axel Kaldenhoven auf Nachfrage von t-online sagt. So bestehen die Spielfiguren der Jubiläumsausgabe nicht aus Plastik, sondern aus Holz – lackiert mit nachhaltigen Farben. Kunststoff suchen die Käufer in der Jubiläumsausgabe vergebens, auch auf Plastiktütchen zum Sortieren der Spielfiguren werde mittlerweile verzichtet.

"Manche Verbraucher schauen gezielt danach, andere wollen die Klassiker"

Nachhaltigkeit macht also selbst vor Klassikern keinen Halt. Kaldenhoven sagt dazu: "Manche Verbraucher schauen gezielt auf so etwas." Andere wollen laut ihm dennoch die Klassiker mit Plastik kaufen – deshalb gebe es auch noch andere "Mensch ärgere dich nicht"-Ausgaben mit Plastikfiguren.

Der Hersteller Bruder, der beispielsweise Traktoren oder Baumaschinen als Spielfahrzeuge vertreibt, verzichtet hingegen bei seinen Produkten nicht komplett auf Plastik. Die Fahrzeuge bestehen noch immer aus Kunststoff. Marketingmanagerin Julia Meyer sagt aber zu t-online: "Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir achten beispielsweise darauf, Abfälle in der Produktion sofort zu recyceln und wiederzuverwenden."

Zudem setze das Unternehmen auf Langlebigkeit. So halte es 800 Ersatzzeile vor – damit die Spielfahrzeuge von Generation zu Generation weitergegeben werden können.

Die Spielwarenmesse gilt als wichtigste Messe der Branche. Sie wird seit 1950 in Nürnberg ausgetragen. Der Standort wurde gewählt, weil die Frankenmetropole seit jeher als Spielzeugstadt gilt. Jährlich lockt die Messe Fachbesucher aus allen Teilen der Welt an, für normale Besucher ist sie hingegen nur an einem Tag geöffnet. Wie wichtig die Spielwarenmesse auch für die Hotellerie Nürnbergs ist, lesen Sie hier.