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Klimawandel in Deutschland: Wann trocknet der Bodensee aus?


Experten geben Einschätzung
Klimawandel: Trocknet der Bodensee aus?

Von t-online, ok

Aktualisiert am 16.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Morgentlicher Dunst am BodenseeVergrößern des BildesBlick auf das Schloss Montfort und den Hafen kurz nach Sonnenaufgang am Bodensee (Archivbild). (Quelle: Felix Kästle/dpa/dpa-bilder)
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Was passiert mit dem Bodensee in Zeiten des Klimawandels? Experten geben eine Prognose ab.

Er ist der größte See Deutschlands und er gehört zu den größten Seen Mitteleuropas. An seiner tiefsten Stelle ist der Bodensee 251 Meter tief. Doch welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den wertvollen Süßwasserspeicher und beliebten Touristenmagneten im Süden des Landes?

Wissenschaftler haben im Frühjahr dieses Jahres berichtet, dass mehr als die Hälfte der größten Seen weltweit Wasser verlieren. Das erklärte ein internationales Forschungsteam nach der Auswertung von Satellitendaten im Fachblatt "Science". Die Austrocknung geht den Wissenschaftlern zufolge größtenteils auf die Erwärmung des Klimas und menschlichen Verbrauch zurück.

Pegelstände im Winter niedriger als im Sommer

Experten vom Institut für Seenforschung (ISF) mit Sitz in Langenargen am Bodensee, die t-online befragte, gaben eine Antwort auf die Frage, wie der Klimawandel den Bodensee ihrer Meinung nach beeinflusst. Dabei ist laut Wissenschaftlern wichtig zu wissen: Der Wasserstand des Bodensees sei charakterisiert durch einen ausgeprägten jahreszeitlichen Verlauf, mit im Mittel maximalen Werten in den Sommermonaten (zumeist Juni/ Juli) und minimalen Werten in den Wintermonaten (niedrigster Wasserstand zumeist im Februar).

Begründet liege dieses Verhalten in dem überwiegend alpinen Einzugsgebiet des Bodensees. Im Winter werde der Niederschlag in Form von Schnee im Einzugsgebiet gespeichert und komme daher nicht zum Abfluss. Die Folge seien winterliche niedrige Wasserstände. Im Sommer trügen Schneeschmelze und Regen im Einzugsgebiet zu einem, im jahreszeitlichen Vergleich, hohen Wasserstand bei.

Experten: Klimawandel beeinflusst den Bodensee

Eine über 100-jährige Messzeitreihe am Pegel Konstanz (Bodensee) des Instituts für Seenforschung zeige für den Bodensee eine Zunahme des winterlichen Seewasserstands und eine Abnahme des sommerlichen Seewasserstands. Ursache könne zum einen der Klimawandel sein.

Eine geringere Schneerücklage in den Wintermonaten und ein vorzeitiges Abschmelzen der Schneedecke führe zu einem niedrigeren Wasserstand in den Sommermonaten. Niederschlag, der im Winter anstatt als Schnee, als Regen falle, führe zu einer Erhöhung der winterlichen Seewasserstände. Zum anderen spiele aber auch die Bewirtschaftung der Talsperren/Speicher im alpinen Einzugsgebiet des Bodensees eine Rolle.

Die Forscher am Bodensee, die das Gewässer seit Jahrzehnten studieren, kommen zu dem Schluss: Der Klimawandel werde die Entwicklung des Bodenseepegels und seine saisonalen Dynamiken weiter beeinflussen. Für die Zukunft könne voraussichtlich von einer weiteren klimawandelbedingten Abnahme in den Sommermonaten und einer Zunahme in den Wintermonaten ausgegangen werden. Allerdings könne auch die Bewirtschaftung der Talsperren/Speicher weiter an Relevanz gewinnen.

Könnte der Bodensee eines Tages austrocknen?

Aber wird der Klimawandel eines fernen Tages in der Zukunft den Bodensee sogar austrocknen lassen können? Darauf die eindeutige Antwort: Der See mit seinem 11.500 Quadratkilometern großen Einzugsgebiet wird laut Institut für Seenforschung nicht trockenfallen. Das Seevolumen über 48 Kubikkilometer stelle einen gewaltigen Wasserspeicher dar.

Neben dem bedeutenden Wasserzustrom aus dem Alpenrhein trügen zahlreiche weitere Zuflüsse zum Bodensee bei. Auch im Fall lang anhaltender großräumiger Trockenheit würde weiterhin ein Zustrom durch die Grundwasservorkommen im Einzugsgebiet sowie (noch) durch die Gletscherschmelze erfolgen, so die Experten.

Grobe Schätzung: In 40.000 Jahren verlandet sein

Daneben gibt es aber auch eine weitere interessante Entwicklung. Die Fachleute vom Bodensee teilen die von anderen Wissenschaftlern aufgestellte Prognose, dass der See in rund 40.000 Jahren tatsächlich verschüttet sein dürfte, verursacht durch Sediment sowie Geröll, das durch den Rhein in den Bodensee geschwemmt wird. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts, das dem Landesamt für Umwelt in Baden-Württemberg angehört, hätten zwar keine eigenen Messungen dazu durchgeführt.

Doch sie unterstützen nach eigenen Angaben die Annahme des Geografen und Glazialmorphologen Oskar Keller, der bereits 2013 die grobe Schätzung abgab, dass unter Berücksichtigung von Aufschotterung und dem notwendigen Gefälle des Alpenrheins, man von rund 40.000 Jahre ausgehen könne, bis der Bodensee tatsächlich verlandet sei. Zum Vergleich: Zuvor wurde die theoretische Lebensdauer des Bodensees auf 16.500 Jahre geschätzt.

Verwendete Quellen
  • Fragen an das Institut für Seenforschung (ISF) beim Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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