t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalStuttgart

Was Fans des VfB Stuttgart über das Duell mit den Bayern denken


Wenig Hoffnung
Was Fans des VfB Stuttgart über das Duell mit dem FC Bayern denken

  • Michael_Stroebel_04
Von Michael Ströbel

08.05.2022Lesedauer: 6 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Fans des VfB Stuttgart beim Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg: Für sie zählt in dieser Saison nur der Klassenerhalt in der Bundesliga.Vergrößern des Bildes
Fans des VfB Stuttgart beim Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg: Für sie zählt in dieser Saison nur der Klassenerhalt in der Bundesliga. (Quelle: IMAGO/Pressefoto Baumann)

VfB-Fans haben es nicht leicht. Das wissen die "Vertikalpass"-Blogger Andreas Zweigle und Sebastian Rose nur zu gut. Ein Interview über das Duell mit den Bayern, die Verantwortlichen und die letzte Hoffnung.

Für den VfB Stuttgart läuft es derzeit in der Bundesliga alles andere als gut. Das Zwischenhoch mit den Siegen gegen Borussia Mönchengladbach und den FC Augsburg (beide 3:2) ist verflogen. Im April gab es keinen einzigen Sieg, zuletzt nur ein mageres 1:1 gegen einen schwachen VfL Wolfsburg.

Inzwischen ist die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo auf den Relegationsplatz 16 abgerutscht. Nun steht auch noch das schwere Auswärtsspiel beim FC Bayern München an. Im Interview mit t-online verraten Sebastian Rose und Andreas Zweigle, die den VfB-Stuttgart-Blog "Vertikalpass" betreiben, was sie vom Duell mit dem Rekordmeister aus München erwarten, was einen Abstieg so dramatisch macht und weshalb die einzige Hoffnung Arminia Bielefeld heißt.

t-online: Wenn man ein paar Jahre zurückdenkt, war beim Duell Stuttgart gegen Bayern immer die Rede vom Südschlager. Wie viel Schlager steckt denn noch in dem Aufeinandertreffen?

Andreas Zweigle: Die Zeiten sind schon lange her, inzwischen spielt halt David gegen Goliath. Ich weiß gar nicht, wie oft der VfB in den letzten 15 Jahren gegen die Bayern höher als 3:0 verloren hat. Wahrscheinlich 15 Mal. Den Südschlager gibt es nicht mehr. Das ist eine alte Denkweise. Ich glaube, aufgrund der Historie schauen VfB-Fans immer noch auf Bayern München. Beispiel vergangenes Wochenende. Dieses irrsinnige Klatschen im Stadion beim Spiel gegen Wolfsburg: Das Spiel ist wirklich schlecht und die Leute freuen sich über ein 2:0 von Mainz gegen München. Warum freue ich mich über einen Gegner, mit dem ich nicht im Entferntesten auf Augenhöhe bin? Wir müssen froh sein, wenn der VfB nicht fünf zu null und höher verliert am Sonntag. Dann würde ich von einer positiven Überraschung sprechen, die wenigstens das Torverhältnis nicht versaut.

t-online: Die Bayern bekommen ihre Meisterschale am Sonntag überreicht. Für den VfB geht es ums nackte Überleben. Wie erträgt man das denn als VfB-Fan?

Andreas Zweigle: Das ist mir als VfB-Fan völlig wurscht, dass sie die Schale kriegen. Mich stört ein bisschen das affige Weißbier-Zeugs, aber dass sie die Meisterschale kriegen, langweilt mich komplett.

t-online: Zurück zum VfB. Was macht denn Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt?

Sebastian Rose: Meine Hoffnung heißt Arminia Bielefeld. Dass auch die kein Spiel mehr gewinnen und der VfB so auf dem Relegationsplatz bleibt. Ich glaube nicht, dass man Berlin noch einholen kann. Insofern wäre ich wirklich froh, wenn es die Relegation wird.

Andreas Zweigle: Ich habe auch keine Hoffnung, die aus der Mannschaft kommt. Sondern, wie Sebastian sagt, dass es großes Glück wäre, wenn es das Team in die Relegation schafft. Die Frage ist halt nur, ist das gut?

t-online: Wieso?

Andreas Zweigle: Die Relegation wäre nervlich äußerst, äußerst problematisch. Zweimal die Relegation zu verlieren, wäre dramatisch. Aber natürlich nehme ich lieber die, als direkt abzusteigen. Aber das, was jetzt viele denken, ist: Wir müssen es nur in die Relegation schaffen und dann schaffen wir das schon. Das ist eine komplette Illusion.

t-online: Um mal den Vorstandsvorsitzenden zu zitieren: Kann denn Relegation Spaß machen und wenn ja, wie viel?

Sebastian Rose: Relegation kann auch Spaß machen. Nämlich, wenn man gewinnt. Was man nämlich wissen muss, ist, dass Alexander Wehrle letzte Saison mit Köln in der Relegation gegen Kiel erfolgreich war. Aber da der VfB keinerlei Erfahrungen mit gewonnenen Relegationsspielen hat, kann ich das natürlich nicht sagen. Noch nicht.

Andreas Zweigle: Köln hatte das Hinspiel gegen Kiel ja auch verloren. Ich bin mir sicher, das hat Wehrle auch keinen großen Spaß gemacht. Ich denke, dass er sagen wollte, dass man diese zwei Spiele nicht nur schwermütig aufnimmt, sondern als Chance.

Sebastian Rose: Dem Finanzvorstand muss es auch Spaß machen, weil Tickets für ein zusätzliches Heimspiel verkauft werden können, da kommt auch ordentlich Geld rein. (lacht)

t-online: Was die Mannschaft angeht: Am Anfang waren es die vielen Verletzten, dann war es die Abschlussschwäche. Und so weiter. Immer blieb die Hoffnung, dass es bald besser wird und alles gar nicht so schlimm ist. Ist der VfB-Fan inzwischen zu genügsam, dass er sich so einlullen lässt?

Andreas Zweigle: Das glaube ich nicht. Sportdirektor Sven Mislintat hat eine sehr große Reputation und die Leute vertrauen ihm, glauben an seinen Plan, finden ihn auch sympathisch. Andere hätte man schon fünfmal zum Teufel gejagt. Eventuell bröckelt das jetzt aber auch ein wenig, denn natürlich hat auch Mislintat Fehler gemacht in der Kaderplanung.

Sebastian Rose: Ich habe mittlerweile Zweifel, ob die Kommunikationsstrategie, die Trainer und Sportdirektor fahren, die richtige ist – also sich bedingungslos vor die Mannschaft zu stellen und eine Wagenburg-Mentalität zu pflegen. Die Mannschaft scheint ja ein Problem zu haben, sich aus sich selbst heraus zu motivieren. Ich finde, dass man die Spieler hätte früher und stärker in die Pflicht nehmen müssen. Jetzt ist es vielleicht zu spät für den Angriffsmodus, wenn man gegen den FC Bayern München spielt.

t-online: Wie schlimm wäre denn ein Abstieg für die Fans und für den Verein?

Sebastian Rose: Dass der VfB auch zum dritten Mal in Folge sofort wieder hochgeht, ist alles andere als selbstverständlich. Beim HSV hat man gesehen, wie schnell es gehen kann: Die sind jetzt schon mehr oder weniger ein etablierter Zweitligist. Auch wenn man die Mannschaft anguckt. Davor haben alle Angst, der neue HSV oder noch schlimmer: Das neue Kaiserslautern.

Andreas Zweigle: Der Abstieg wäre in vielerlei Hinsicht dramatisch. Du verdienst wieder weniger Geld, bist in der zweiten Liga und Du fängst wieder von vorne an. Wir stehen dann im Grunde wieder dort, wo wir 2019 waren. Diese Perspektive empfinde ich als verheerend, finanziell wie auch sportlich. Ich weiß auch nicht, ob dann wieder 50.000 Besucher ins Stadion kommen. Auch ich würde am liebsten sagen: Jetzt reicht's mir. Aber ich glaube, nach der Saisonvorbereitung juckt es dann doch wieder ein bisschen.

t-online: Also lautet die Devise: Wunden lecken und dann weiter geht's?

Andreas Zweigle: So sieht es aus.

t-online: Hält man sich jetzt als VfB-Fan die Relegationstermine schon frei?

Loading...
Loading...

Andreas Zweigle: Ich habe in der Tat schon danach geschaut, auch wegen Freizeitplanung. Beim ersten Spiel im Stadion würde ich versuchen, eine Karte zu kriegen. Aber ob ich das zweite Spiel im Fernsehen anschaue oder ob ich lieber spazieren gehe während des Spiels? Das weiß ich echt nicht. Ich sehe mich noch vor dem Fernseher stehen, 10 cm vor dem Bildschirm bei 0:0 gegen Union Berlin. Fassungslos, dass die nicht mal aufs Tor geschossen haben. Das Erlebnis möchte ich nicht noch einmal.

t-online: Zumal ja die Mannschaft dieses Jahr auch nicht allzu viel Anlass dafür gibt, dass man an starke Nerven glauben könnte. Was uns zur Trainerfrage führt.

Andreas Zweigle: Sebastian hat es ja eben schon gesagt, dass die fehlende Emotionalität ein großes Problem ist. Es ist also nicht nur eine Trainerfrage, sondern auch eine des Kaders.

Sebastian Rose: Der Kader ist für eine Situation wie die aktuelle nicht gemacht. Was ich wirklich bemängele, ist, dass die Mannschaft es überhaupt nicht schafft, vom Rasen aus die Fans zu animieren. Es macht immer den Eindruck, als ob die Mannschaft auf irgendetwas wartet – den Trainer, die Fans oder einen anderen Input von außen. Und das ist in der aktuellen Saison wirklich verheerend. Da fehlt etwas: Einstellung, Leidenschaft, Motivation: Wie immer man es auch nennen möchte.

t-online: Man könnte aber sagen, es ist auch die Verantwortung der sportlichen Leitung, die Spieler zu motivieren.

Sebastian Rose: Die Spieler sind Vollprofis und müssen auch in der Lage sein, aus sich selbst heraus Bestleistung zu bringen, auch als Kollektiv. Vermutlich ist die Taktik von Pellegrino Matarazzo ein bisschen zu kompliziert in dieser Phase. Aber es ist auch erst seine zweite Bundesligasaison und er war noch nie in einer Situation wie dieser. Da kann ich es dann auch verstehen, dass er eben nicht sofort die richtigen Mittel hat. Das erklärt vielleicht, warum sich die Mannschaft so schwertut.

Andreas Zweigle: Das Bittere ist, dass nach aktueller Lage der alte Fußball womöglich gegen den neuen gewonnen hat. Also dass man es mit den einfachsten Mitteln von Felix Magath schafft, drin zu bleiben

t-online: Dann zum Abschluss noch die Frage: In welcher Liga spielt der VfB nächste Saison?

Sebastian Rose: Erste, ganz klar. Nach einem Sieg in der Relegation über den HSV.

Andreas Zweigle: Dem schließe ich mich an!

Verwendete Quellen
  • Videointerview mit Sebastian Rose und Andreas Zweigle am 5. Mai 2022
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website