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Der Huchen - geheimnisvoller Herrscher der Donau


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Der Huchen - geheimnisvoller Herrscher der Donau

trax.de, Kurt de Swaaf

Aktualisiert am 22.11.2013Lesedauer: 5 Min.
Der Huchen - König der Alpenflüsse.Vergrößern des BildesDer Huchen ist der König der Alpenflüsse - seine Herrschaft ist jedoch stark gefährdet. (Quelle: blickwinkel/imago-images-bilder)
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Der Huchenfang gilt als eine Königsdisziplin des Angelsports. Zu Recht. Der auch "Donaulachs", "Rotfisch" oder "Donauzalm" genannte Raubfisch ist ein wahrer Gigant und gilt nicht umsonst als König der Alpenflüsse. Leider sind die majestätischen Fische in Mitteleuropa mittlerweile selten geworden. Der Erhalt der Bestände in der Donau und ihren Zuflüssen wie Lech, Isar, Inn oder Drau ist zum großen Teil von Zuchtmaßnahmen und künstlichem Besatz abhängig - dabei umranken den Huchen immer noch Geheimnisse. Erfahren Sie mehr über den Huchen auch in unserer Foto-Show.

Angeln auf Huchen - ein winterliches Abenteuer

Wenn das Wetter mieser wird, werden sie richtig munter. Die Temperaturen sinken auf Werte um den Gefrierpunkt, der Himmel trägt grau, und es regnet oder schneit. Normale Menschen bleiben gemütlich im Warmen, doch in Bayern und Österreich zieht es jetzt einige besonders hartgesottene Angler an die Flüsse. Sie suchen das Abenteuer. Und Hucho hucho, den Huchen.

Die Unverfrorenen haben sich wahrlich einen starken Gegner ausgesucht. Mit einer maximalen Länge von mehr als anderthalb Metern und einem Höchstgewicht um die 50 Kilogramm ist der Huchen eine der größten Süßwasserfisch-Spezies Europas. Seine Heimat sind Teile der Donau und deren Nebenflüsse, von Ulm bis Bratislava, sowie manche Regionen des Balkans. Dort, wo sie vorkommen, sind diese mächtigen Raubfische praktisch die uneingeschränkten Herrscher ihres Lebensraums. Kiloschwere Weißfische, ausgewachsene Forellen, Kleinsäuger, junge Wasservögel und kleinere Artgenossen – alles, was reinpasst, verschwindet in ihren Mäulern. Gefressen wird allerdings nicht ständig. Der Huchen geht anscheinend nur zu bestimmten Zeiten auf Beutezug.

Der König der Alpenflüsse ist stark bedroht

Es gab Zeiten, da war der "Donaulachs" eine relativ häufige Fischart. Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnte er noch fast alle heimischen Donauzuflüsse und den Hauptstrom. Vorbei. Wasserverschmutzung, Flussregulierungen und mancherorts wohl auch Überfischung haben die majestätischen Salmoniden aus vielen Gewässern vertrieben. In Deutschland gibt es vermutlich nur noch in der Isar stromaufwärts von München eine sich selbst vermehrende Huchenpopulation, in Österreich sind solche Bestände in den Flüssen Gail, Mur Pielach und obere Drau vorhanden. Ansonsten ergibt sich ein eher trauriges Bild. Nicht, dass es anderswo gar keine Huchen mehr gibt. Sie schwimmen auch in Lech, Inn, Salzach, Enns, in der Donau selbst sowie in diversen anderen Fließgewässern, aber dort eben nur infolge von regelmäßigen Besatzmaßnahmen mit Zuchtfischen. Solche quasi künstlichen Huchenvorkommen geben leicht ein verzerrtes Bild der Lage. In der Realität ist H. hucho eine stark gefährdete Spezies.

Keine Laichplätze und knappes Nahrungsangebot

Die Ursache für das Verschwinden des Huchens ist vor allem der hemmungslose Verbau unserer Fließgewässer. Durch Begradigungen, das Abholzen von Uferbäumen und den Bau von Staustufen wurden nicht nur die Lebensräume und Laichplätze des Donaulachses zerstört. Andere strömungsliebende Arten sind ebenfalls stark betroffen. Die Fische brauchen für die Eiablage saubere, gut durchströmte Kiesböden. In regulierten Flussstrecken verschlammen diese oft. Falls die Fortpflanzung dennoch gelingt, findet die frisch geschlüpfte Brut an den kanalisierten Ufern keine Schlupfwinkel mehr. Für den stark zu Kannibalismus neigenden Huchen ein zusätzliches, schwerwiegendes Problem. Des Weiteren blockieren Dämme die Wanderrouten, eventuell eingebaute Fischpässe sind häufig mangelhaft. Der so wichtige genetische Austausch wird enorm behindert.

Vielfach mangelt es dem Huchen auch noch an etwas anderem: Nahrung. Die kräftigen Raubfische haben einen überaus hohen Futterbedarf. Schon die Kleinsten vertilgen große Mengen junger Weißfische wie Nasen und Barben. Biologen berichten, dass wenige Monate alte Huchen gezielt Fischbrutschwärmen folgen und sich jede halbe Stunde einen kleinen Schuppenträger heraus picken. In freier Wildbahn wachsen die Donaulachse in ihrem ersten Lebensjahr bis zu 20 Zentimeter. Das ist mehr als in jeder Fischzucht. In verbauten Flüssen jedoch ist die Larvensterblichkeit bei den Beutefisch-Arten des Huchens viel höher als unter natürlichen Bedingungen. So leben in der stark regulierten mittleren Drau in Kärnten heute nur noch zehn Kilo Fisch pro Hektar, früher waren es bis zu 600 Kilo. Der König muss darben.

Huchenangeln - wo und wie?

Dem verantwortungsbewussten Angler stellt sich angesichts solcher Probleme eine wichtige Frage: Sollte man dem Huchen überhaupt nachstellen? Die Antwort ist ein klares "Ja, aber". Die bereits genannten künstlichen Donaulachs-Bestände in bayerischen und österreichischen Fließgewässern werden von Anglervereinen jedes Jahr kräftig aufgestockt und können somit durchaus befischt werden – vorausgesetzt natürlich, man hält sich genau an die strengen Fangbegrenzungen, Schonzeiten und Mindestmaße. Die wenigen heimischen, sich noch selbstständig fortpflanzenden Huchenpopulationen sind dagegen bis auf Weiteres zu schonen. So lange eben, wie H. hucho noch zu den gefährdeten Spezies zählt und Artenschutzmaßnahmen noch keine ausreichenden Ergebnisse erbracht haben. Etwas anders sieht es zum Glück in manchen wilden Flüssen in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens aus. Dort gibt es weiterhin gute, gesunde Huchenbestände.

Für den Huchenfang kommen meistens schwere Kunstköder zum Einsatz. Große Blinker, bis zu 20 Zentimeter lange Wobbler und Gummifische gleichen Kalibers sind bestens geeignet. Man führt sie eher tief und sucht damit vor allem Gumpen und Bereiche mit kreiselnder Strömung ab. Die verwendete Angelausrüstung sollte kräftig sein: massive Spinnruten mit einem Wurfgewicht bis 80 Gramm und passende Stationärrollen mit einem großen Schnurfassungsvermögen. Als Schnüre empfehlen sich Geflochtene in der Stärke 0,25 bis 0,35 Millimeter. Bei Minusgraden greift man allerdings besser zu 0,40er oder 0,50er monofilen Leinen. Sie frieren nicht ein. Manche Spezialisten gehen mit der Flugangel und riesigen Streamern auf die Huchenpirsch. Eine echte Herausforderung.

Den Huchen umranken noch immer Rätsel

Apropos Minustemperaturen: Der Donaulachs gilt, wie eingangs erwähnt, als typischer Winterfisch, der sich am besten von November bis in den Februar hinein fangen lässt. Warum das so ist, weiß niemand genau. Huchen fressen natürlich auch im Sommer, doch dann gehen sie nur selten an den Angelhaken. Vielleicht liegt es am Schmelzwasser von den Bergen, welches oft die Flüsse trübt und so die Kunstköderfischerei behindert, oder an Veränderungen im Jagdverhalten der Raubfische. Im klaren Wasser konnte mehrfach beobachtet werden, wie sie manchmal stundenlang regungslos am Grund stehen und potentieller Beute keine Beachtung schenken. Dösen sie oder verschlägt ihnen irgendetwas den Appetit? Die Wissenschaft hat jedenfalls keine Antwort parat. Sie weiß erstaunlich wenig über die Lebensweise von H. hucho zu berichten.

Die Morgen- und Abenddämmerung sind zweifellos die besten Tageszeiten für den Fang eines Donaulachses, ähnlich wie dies bei Forellen der Fall ist. Die Lichtverhältnisse machen es den Fischen schwer, Kunstköder als solche zu erkennen. Welches Wetter sich jedoch am meisten für das Huchenangeln eignet, ist unter Experten Gegenstand endloser Stammtischdiskussionen. Manche schwören auf schmuddelige Tage mit Schneeregen und Temperaturen um die null Grad, andere wiederum halten eine plötzlich eintretende milde Wetterlage nach einer Frostperiode für ideal. Beide Gruppen fangen – irgendwann. Denn der Huchen gilt zu Recht als ein "Fisch der 1000 Würfe". Man muss ihn lange suchen und mit all seinem Können zum Anbiss verleiten. Die wichtigsten Utensilien für den Erfolg sind deshalb Geduld und Beharrlichkeit. Wie fast immer beim Angeln.

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