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Fundstücke im Zug: Von Omas Silberbesteck bis zu Brustimplantaten


Was in Zügen so alles liegen bleibt
Von Omas Silberbesteck bis zu Brustimplantaten

srt, Simone F. Lucas

Aktualisiert am 13.05.2014Lesedauer: 4 Min.
Im Zug wird hin und wieder etwas vergessen. Der skurrilste Fund waren wohl original verpackte Brustimplantate.Vergrößern des BildesIm Zug wird hin und wieder etwas vergessen. Der skurrilste Fund waren wohl original verpackte Brustimplantate. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Den Schirm hat fast jeder schon mal in der Bahn stehen lassen, auch Handschuhe oder Mütze bleiben im Frühling oder Herbst gerne auf der Gepäckablage liegen. Und beim eiligen Umstieg kann schon mal ein Koffer zurück bleiben. Doch oft sind es ganz andere Dinge, mit denen sich die Fundsachenzentrale der Deutschen Bahn herumschlagen muss.

Vor allem Handys werden gerne liegen gelassen

Trotzdem wundert sich der Leiter der Fundsachenzentrale immer wieder darüber, was so alles liegen bleibt. Eigentlich gibt es nichts, was nicht verloren geht, hat er erfahren. Selbst Brautkleider wurden schon gefunden. "Da wird dann ganz intensiv nachgeforscht". Immerhin kann davon das Eheglück abhängen. Hielten früher einmal Schlüssel den Rekord bei den Fundstücken sind es inzwischen Handys. 1500 bis 1700 Mobiltelefone landen jeden Monat in Wuppertal. Den Besitzer zu finden, ist laut Feld besonders kompliziert. Schließlich gebe es viele silberne Handys, die am 1. April verloren wurden. Da wären charakteristische Merkmale wie Aufkleber oder Herstellernummer wichtig.

"Wenn's nicht gesperrt ist, gucken wir schon mal nach Mama, Papa, Liebchen oder Schatzi", scherzt der Herr der Fundsachen. Service wird von den 14 Mitarbeitern seiner Zentrale groß geschrieben. Deutschlandweit müssen die Fundsachen mit den Verlustmeldungen verglichen, die Finder notiert und die Eigentümer ausfindig gemacht werden. "Da ist richtig Aufwand dabei." Was in München im Zug vergessen wurde, wird vielleicht in Hamburg erfasst. Nur gut, dass das System "Verloren&Gefunden" die Fundstellen im ganzen Land vernetzt.

Die Bahn als "Entsorgungsstation"

Dank des "ausgeklügelten Fundsachen-Managements" lasse sich eine "Rückführungsquote" von 60 Prozent erreichen, "mehr als im Fundbüro", erklärt Feld. Dass die Quote nicht noch höher ist, liege auch daran, dass in der Bahn viele Fahrgäste aus der Ferne kommen und oft nicht wissen, dass sie einen Nachforschungsantrag (siehe Infokasten) stellen könnten. "Wir verschicken auch nach Neuseeland", sagt der Manager. Zufrieden registriert er, dass es viele ehrliche Finder gibt. Und die hätten Anspruch auf Finderlohn. Sich beim Eigentümer zu melden lohnt sich bei so wichtigen Fundsachen wie Kamera und Laptop, bei Omas Silberbesteck, einem teuren Musikinstrument und manchmal auch bei Babys abgeschmusten Kuscheltier.

Beim Elektroherd, der unlängst in der Berliner S-Bahn stehen blieb, hat Feld dagegen eher das Gefühl, dass die Bahn als "Entsorgungsstation" missbraucht wurde. Das passiere immer wieder, erzählt er. Etwa, wenn jemand neue Schuhe gekauft habe und die alten einfach im Zug hinterlasse. Auch ausgediente Rucksäcke oder Koffer würden gerne in der Bahn entsorgt. Zum Leidwesen der Fundsachenzentrale, die auf dem Müll sitzen bleibt. "Wenn man mal durch die Züge geht und sieht, was da so alles rumliegt", dann wundert sich auch der Fundsachen-Experte. Über Auto-Kindersitze, Skateboards und Gitarren, über Bügeleisen und Gebisse. Kopfzerbrechen bereiten ihm derzeit original verpackte Brustimplantate: "Da haben wir noch keinen Eigentümer gefunden."

Wertloses wird sofort aussortiert

Auch wenn die Fundstücke bei den regelmäßigen Versteigerungen jährlich 350.000 Euro einbringen, gilt für Feld: "Jedes Fundstück, das wir nicht haben, ist bares Geld." Denn reich werde die Bahn auch mit den teuersten Fundstücken nicht. Einnahmen von gerade mal 600.000 Euro - zusammengesetzt aus Versteigerungserlösen sowie Rückführungs- und Nachsendegebühren - steht ein Gesamtaufwand von rund zwei Millionen Euro gegenüber. Was wertlos ist - also auf unter zehn Euro geschätzt wird -, wird übrigens gleich aussortiert: Zerfledderte Taschenbücher, billige Regenschirme, abgenutzte Handschuhe, Turnbeutel mit verschwitzten Klamotten, Kosmetiktäschchen oder eben auch das Mäppchen. Schließlich könne auch die Fundsachenzentrale "nicht aus Müll Gold machen".

Eine Ausnahme machen Felds Mitarbeiter aber bei Kinderspielzeug. Bei der Suche nach dem Eigentümer legen sie sich dann besonders ins Zeug, schließlich ist der heiß geliebte Teddy durch nichts zu ersetzen. Der Lohn der mühevollen Suche kommt dann hin und wieder per Post: Kinderzeichnungen mit einem großem Dankeschön. So etwas wärmt das Herz der emsigen Forscher in der Fundzentrale.

Weitere Informationen:
Aufbewahrung und Versteigerung: Die Fundstücke aus den Zügen werden am Fundort sieben Tage und an 50 Fundstellen zwei Wochen lang aufbewahrt, ehe sie weiter nach Wuppertal reisen. Die persönliche Abholung vor Ort ist kostenlos. Die Zusendung kostet 20 Euro, von der zentralen Fundstelle in Wuppertal 35 Euro. Hier lagern die Fundstücke 70 Tage. Nach Ablauf der Frist werden sie entweder geschreddert wie Schlüssel und Dokumente oder für die Versteigerung vorbereitet, also anonymisiert. Die Versteigerungen am Wuppertaler Hauptbahnhof finden jeden Donnerstag zwischen 15 und 18 Uhr statt. Weitere Versteigerungen gibt es regelmäßig in Düsseldorf, Schwerin, Freilassing oder Nürnberg. Sperrige Fundstücke wie Fahrräder werden auch an bestimmten Stationen versteigert. Mehr Infos unter www.fundservice.bahn.de
Tipps für Verlierer:
Wer etwas liegengelassen hat, der sollte den Verlust direkt im Bahnhof oder beim Zugbegleiter melden oder sich an die DB Information wenden. Wichtig ist, dass eine Verlustmeldung schriftlich per Fax oder Brief gestellt wird oder auf der Fundsachensachenplattform "Verloren&Gefunden". Möglich ist auch eine Mitteilung bei der Fundservice-Hotline 0900-1990599. Eine mündliche Meldung beim Schaffner reicht nicht aus. Dabei sollten die verlorenen Gegenstände mit wenigen charakteristischen Merkmalen beschrieben werden. Wer Anschrift und Telefonnummer ins geschlossene Gepäck legt, der sorgt dafür, dass die Verlustmeldung einfacher zu finden ist.
Tipps für Finder:
Finder haben laut Gesetz Anspruch auf einen Finderlohn. Allerdings muss die Fundsache mindestens 50 Euro wert sein. Die Höhe des Finderlohns beträgt 2,5 Prozent bei einem Wert bis 500 Euro und 1,5 Prozent bei höheren Werten. Die Bahn fordert Namen und Adresse des Finders ein, um ihm nach erfolgreicher Suche den Namen des Eigentümers mitteilen zu können, damit er seine Ansprüche geltend machen kann.

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