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Formel 1: Südkorea-GP vor dem Aus


Zum letzten Mal in Yeongam?
Südkorea-GP vor dem Aus

Von t-online, sid, dpa
Aktualisiert am 04.10.2013Lesedauer: 3 Min.
Die Rennstrecke in Südkorea - irgendwo im Nirgendwo.Vergrößern des BildesDie Rennstrecke in Südkorea - irgendwo im Nirgendwo. (Quelle: Picture Alliance/dpa-bilder)
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Das Grußplakat für Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone wirkt wie ein böser Scherz. "Danke Mr. Ecclestone für 2013", steht in fetten Lettern am Eingang des Formel-1-Fahrerlagers auf dem Korea International Circuit. Dabei hat der Grand-Prix-Zirkus den Streckenbetreibern von Yeongam bislang nur Millionen-Verluste und viel Spott gebracht.

Vor der vierten Auflage des Großen Preises von Südkorea ist offener denn je, ob die Königsklasse danach noch einmal ins gesichtslose Marschland am Ostchinesischen Meer zurückkehren wird. "Mir ist gesagt worden, dass wir das letzte Mal hier sind", verriet Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel.

Zukunft äußerst ungewiss

Damit ist der Grand Prix ein gutes Beispiel dafür, welche Auswirkungen die gnadenlose Expansions-Politik von Ecclestone haben kann. Die Chance auf weitere Formel-1-Gastspiele in Südkorea bezifferte selbst Promoter Won-Hwa Park zuletzt auf "50 zu 50". Nur unter Vorbehalt taucht das Rennen noch im vorläufigen Kalender für 2014 auf. "Wir verhandeln noch mit Mr. Ecclestone", erklärte Park. Die Veranstalter wollen beim Chefvermarkter, wie bereits im Vorjahr, um einen finanziellen Nachlass bitten.

Zudem sträuben sich die Organisatoren gegen den im vorläufigen Rennkalender für 2014 vorgesehenen Termin im April und wollen stattdessen weiter am Oktober festhalten. Anderenfalls sei davon auszugehen, "dass es finanziell im kommenden Jahr noch schlechter aussieht als dieses", bekannte PR-Manager Yeong-Hoo Yu.

In der Not wollen die Südkoreaner nun Anleihen bei den Kollegen in Singapur nehmen und künftig ein Nachtrennen veranstalten. Der glamouröse Flutlicht-Grand-Prix im Stadtstaat hat sich binnen weniger Jahre zu einem Kronjuwel im Kalender entwickelt. "Das ist eine tolle Idee. Wir wären froh, ein Nachtrennen mit dann sicherlich besseren Bedingungen von Mr. Ecclestone auszutragen", beteuerte Promoter Park.

Millionen-Verluste in jedem Jahr

Mehr als 36 Millionen Euro Minus machten die Südkoreaner mit ihrer Formel-1-Premiere 2010, ein Jahr später waren es sogar 41 Millionen. In der vergangenen Saison lagen die Verluste immer noch bei mehr als 26,5 Millionen Euro. "Wir tun, was wir können, um am Grand Prix festzuhalten, indem wir sparen", versicherte Yu.

Das aber wird kaum reichen. Noch immer verlieren sich kaum Zuschauer an der vom deutschen Formel-1-Baumeister Hermann Tilke entworfenen Strecke, auch wenn der Gouverneur der Provinz Jeollanam-do angeblich die Unternehmen der Region per Brief anwies, Tickets zu erwerben.

Trostlose Umgebung und schwache Infrastruktur

"Hier gibt's ja nichts", sagt Sebastian Vettel und schickt ein freundliches Lächeln hinterher. Er meint das nicht böse, die Rennstrecke gefällt ihm durchaus, aber "die Gegend ist leider ein bisschen langweilig". Fast 400 Kilometer sind es von der Strecke bis in die Hauptstadt Seoul. Rund um den Kurs bieten graue Werften, Industriebrachen und Kiesgruben ein eher trostloses Bild. "In Korea ist niemand. Wir brauchen Events mit Qualität", mahnte Red-Bull-Pilot Mark Webber.

In etwa 15 Kilometern Entfernung liegt die Industriestadt Mokpo. Doch auch dort gibt es nichts, was Touristen anziehen könnte. Aus den ehrgeizigen Plänen der Südkoreaner für ein touristisches Zentrum rund um die Strecke mit Hochhäusern, Flaniermeilen, einer Marina und einem Themenpark ist bislang nichts geworden. "Motorsport in Korea steckt noch in den Kinderschuhen, die Formel 1 ist nicht so populär wie Baseball oder Fußball", erklärte Sprecher Yu. Weder die Betreiber-Gesellschaft noch die Provinz haben derzeit die Mittel für die nötigen Investitionen.

Und so fehlt es an Grundlegendem. Die internationalen Gäste etwa müssen während des Rennens in fragwürdigen Unterkünften wohnen, die normalerweise anderen Zwecken dienen: Stundenhotels, die koreanische Teenager gerne für ihre ersten Liebesabenteuer nutzen, werden während des Grand Prix zu "Formel-1-Motels" umfunktioniert. Nun ist die Königsklasse auch sonst nicht ausschließlich an glamourösen Orten zu Gast. "Wenn man ehrlich ist", sagt etwa Force-India-Pilot Adrian Sutil bei "motorsport-magazin.com", "ist es in Japan rund um Suzuka auch nicht schöner." Dort aber gebe es Formel-1-Tradition, Begeisterung, viele Fans - "während das Rennen hier keinen interessiert".

Aufstockung des Rennkalenders stößt auf Kritik

In der Formel 1 regt sich unterdessen breiter Widerstand gegen den vom Internationalen Automobilverband FIA vorgeschlagenen Rekord-Kalender für 2014. "Wir alle wissen, dass 22 Rennen über der Grenze sind", sagte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner dem Fachmagazin "Autosport". Auch andere Rennställe und eine Reihe von Fahrern sprachen sich jüngst gegen den Entwurf der FIA aus. "Das Jahr wird einfach zu lang", sagte Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton.

In dieser Saison werden 19 WM-Läufe gefahren, ein Maximum von 20 gilt für die Teams noch als akzeptabel. Im vorläufigen Plan der FIA für die kommende Saison kommen jedoch die Neulinge New Jersey, Sotschi und Mexiko sowie der Rückkehrer Österreich hinzu. Der Große Preis von Südkorea könnte dem zum Opfer fallen. Noch rechnen viele allerdings mit weiteren Änderungen bis zur Veröffentlichung des endgültigen Rennkalenders Anfang Dezember.

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