t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFormel 1

Traumjob Formel 1: So schwer haben es die Fahrer von morgen


Traum vom Formel-1-Fahrer
So schwer haben es die Rennfahrer von morgen

t-online, rut

Aktualisiert am 27.12.2014Lesedauer: 5 Min.
Sebastian Vettel (li.) und Lewis Hamilton in jungen JahrenVergrößern des BildesSebastian Vettel (li.) und Lewis Hamilton in jungen Jahren (Quelle: imago/HochZwei)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Sebastian Vettel und Michael Schumacher haben es geschafft. Sie sind Weltmeister in der Formel 1 geworden. Unzählige Kinder auf Deutschlands Kartbahnen träumen ebenfalls davon. Für die meisten jedoch bleibt nicht nur die Weltmeisterschaft unerreichbar, sondern auch die Formel 1 an sich.

Denn der Weg in die Königsklasse ist steinig. Das Fördersystem ist viel schlechter als im Fußball. Nur wer neben dem Talent auch sehr, sehr viel Geld mitbringt, hat eine Chance. Irgendwann ist ohne mächtige Unterstützer Endstation. Nur etwa 40 Fahrer weltweit besitzen die für die Formel 1 nötige Super-Lizenz, sagt Bernhard Breunig, Kartbahn-Inhaber von "Kart-Racing-Mainz".

Das Geld steht von Anfang an im Mittelpunkt

Die klassische Rennfahrer-Karriere beginnt im Kart, zunächst im Indoor-Bereich. "Ich weiß noch, dass ich genau 1,40 Meter war. Das ist nämlich das Minimum", sagt der 14-jährige Tom Everwin über sein erstes Mal im Kart. Wie so viele Kinder ist auch Tom durch seinen Vater zum Kartsport gekommen. Robert Everwin hat selbst eine Rennsportlizenz gemacht und ist vom Motorsportvirus infiziert. Er unterstützt und finanziert das Hobby seines Sohnes.

Wer wie Tom die ersten Erfahrungen im Kart macht, "kommt man irgendwann zu der Frage, ob man weiter investiert. Die Entscheidung haben wir getroffen, indem wir ein eigenes Kart angeschafft haben", berichtet Roberte Everwin. "Das ist der Start." Seit dem feilen sie Toms Talent auf der Mainzer Kartbahn bei BMG-Motorsports weiter.

1000 Euro an einem Wochenende

Preiswert ist der Spaß nicht. "Ein Leihkart kostet je nach Ausstattung zwischen 3800 und 4200 Euro", erklärt Breunig. Dazu kommen die Kosten für die Reifen. "Die liegen bei 80 bis 90 Euro. Mit zwei bis drei Sätzen pro Jahr kommt man aus." Das bezieht sich aber nur auf den Indoor-Bereich.

Wenn man schneller fahren will, muss man raus gehen. Damit steigen auch die Kosten. "Da kostet ein Kart mit Motor 8000 bis 9000 Euro. Hobbymäßig lässt sich das noch einigermaßen bezahlen, aber wenn man Rennen fahren will, geht es ins Geld. Pro Rennen braucht man zwei Sätze Reifen. Draußen kostet einer 180 statt 80 Euro. Allein an einem Wochenende sind etwa 600 bis 1000 Euro weg, wenn nichts kaputt geht am Kart", so Breunig.

Viele stagnieren, weil das Geld fehlt

Damit ist das Ausgabenlimit aber noch lange nicht erreicht. "Das potenziert sich dann hoch, wenn man vom Kart in ein Schalt-Kart und von dort in den Formel-Sport geht", erklärt Breunig. "Im Formel-Bereich legt man erst einmal 70.000 bis 80.000 Euro auf den Tisch, damit man ein Cockpit hat. Dann geht es erst richtig los mit Verbrauch und so weiter." Das Geld ist das große Problem.

Bernhard Breunig wirkt ein wenig desillusioniert. Denn Talente zu erkennen, ist nicht das Problem. Robert Everwin erzählt von einem Besuch auf der Kartbahn in Kerpen. Zu der Zeit sei Vettel noch "ein Milchbubi" gewesen. Der Kartbahn-Chef sagte damals: "Die Namen könnt ihr alle vergessen, aber einen müsst ihr euch merken: Vettel." Und der hat es später bis zum Formel-1-Weltmeister geschafft. Aber viele schaffen es nicht. Breunig habe schon einige sehr talentierte Jugendliche gehabt, die aufgrund des fehlenden finanziellen Backgrounds aufhören mussten. Denn "außer Pokale gibt es nicht viel zu gewinnen."

Schumacher, der "auch mit schlechtem Material immer Top-Zeiten fuhr", wie Robert Everwin vom Chef der Kerpener Kartbahn wisse, war eine Ausnahme.

"Vettel hat schon nicht mehr so stark gezogen"

Sponsoren sind Mangelware. "Das ist das Problem im Motorsport", sagt Breunig. "Die Medienpräsenz ist einfach nicht gegeben." Außer für die Formel 1 und die DTM gibt es kein Interesse. "Schumacher hatte das Glück, mit Willi Weber einen einflussreichen Mann an seiner Seite zu haben, der bereit war, viel Geld zu investieren", erklärt Breunig. Vettel, Adrian Sutil, Nico Hülkenberg und Timo Glock sind ebenfalls gefördert worden - von der ADAC Stiftung Sport beispielsweise. Auch einige Hersteller, die im Rennsport aktiv sind (z.B: Mercedes, Red Bull, BMW), bieten Förderungen an. Wer nicht in solch ein System aufgenommen wird oder einen spendablen Förderer hat, bei dem endet die Karriere, wenn das Geld der Eltern aufgebraucht ist.

Von dem Boom, den Schumacher ausgelöst hat, haben einige der heutigen Fahrer profitiert. Das bestätigte auch Sutil in Hockenheim. Doch die Zugkraft des Rekordweltmeisters und auch die Vettels sei nicht nachhaltig gewesen, sagt Breunig. "Bei Schumacher hat es einen richtigen Hype gegeben. Da sind auch die Kartbahnen wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Die meisten davon sind aber wieder weg. Vettel hat schon nicht mehr so stark gezogen", schildert Breunig.

Aufhören wegen Ausbildung

Breunig unterstützt junge Talente, wie Isabell Schäfer. Er hat sie zu den ersten Rennen gebracht und auch in den Outdoor-Bereich. Das Startgeld haben die Eltern bezahlt, die Betreuung hat er übernommen. Trotzdem war Isabell immer bewusst, dass ihr Hobby sehr kostspielig ist. Deshalb hat sie sich auf der Rennstrecke zu Beginn zu stark zurückgehalten. Erst als sie das überwunden hatte, ist sie in der Spitzengruppe mitgefahren.

Jetzt ist Isabell 23 Jahre alt und fährt nicht mehr. Denn zu den Rennwochenenden muss man bereits freitags anreisen, um zu trainieren. Aber Isabell absolviert nun eine Ausbildung und muss an diesem Tag arbeiten. Aber eigentlich würde sie schon gerne wieder fahren.

Loading...
Loading...
Loading...

Seilschaften sind an der Tagesordnung

Isabell fehlt ein einflussreicher Unterstützer, den viele Formel-1-Fahrer, die guten wie auch die schlechten, an ihrer Seite haben. So läuft es in der Königsklasse, erklärte F1-Journalistin Karin Sturm im "Tagesspiegel". Oft ist der Teamchef gleichzeitig Fahrermanager. So war es bei Renault mit Fernando Alonso und Flavio Briatore oder Romain Grosjean und Lotus-Teambesitzer Gerard Lopez sowie Teamchef Eric Boullier (mittlerweile McLaren). Valtteri Bottas ist von Toto Wolff zu Williams gelotst worden. Als Manager des Finnen und Anteilseigner des Teams nutzte er seine Macht. Der verunglückte Jules Bianchi wird von Nicolas Todt, dem Sohn des ehemaligen Ferrari-Chefs Jean Todt gemanagt. Mit Bianchi bekam Marussia günstigere Ferrari-Motoren.

Dass Geld oft wichtiger als Talent ist, ist in der Formel 1 kein Geheimnis. "Da sind in diesem Jahr Fahrer dabei, die wesentlich schlechter sind als andere, die aber Millionen mitbringen und deshalb den Platz im Cockpit bekommen", sagt Breunig. Die kleineren Teams operieren am Existenzminimum und "die müssen sich auch irgendwie finanzieren."

"Wehrlein wäre ein Spitzen-Formel-1-Fahrer"

Trotz aller Schwierigkeiten schafft es immer wieder mal einer aus Deutschland. Pascal Wehrlein könnte der nächste sein. Breunig hält große Stücke auf den 20-Jährigen. "Er wäre ein Spitzen-Formel-1-Fahrer. Da bin ich mir absolut sicher", sagt er. "Der hat von klein auf alles abgeräumt. Der hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt." In der DTM war er der jüngste Sieger eines Rennens und in diesem Jahr auch Ersatzfahrer bei Mercedes in der Königsklasse. Ob sich für ihn der Traum vom Formel-1-Piloten erfüllt, ist dennoch nicht sicher. (zum Bericht "Wehrlein drängt in die Formel 1")

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website