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Formel 1 – Heiko Wasser: "Vettel wird nie so beliebt sein wie Michael Schumacher"


Formel-1-Experte Heiko Wasser
Darüber habe ich mit Michael Schumacher am liebsten gesprochen

InterviewVon Cian Hartung

Aktualisiert am 16.11.2019Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Mehr als nur Arbeitskollegen: Moderator Wasser (l.) und Michael Schumacher (r.).Vergrößern des Bildes
Mehr als nur Arbeitskollegen: Moderator Wasser (l.) und Michael Schumacher (r.). (Quelle: Pakusch/imago-images-bilder)

Im Interview berichtet die Kommentatoren-Legende Heiko Wasser über seine lange Laufbahn als Experte der Formel 1 und erklärt, was aktuell in der Eliteklasse falsch läuft.

Heiko Wasser kennt die Formel 1 in- und auswendig. Seit 1993 kommentiert er für RTL die Königsklasse des Motorsports. Mit seinen Kollegen, dem Ex-Fahrer Christian Danner, Kai Ebel und Florian König, bildet er seit mehr als 20 Jahren das beliebte Formel-1-Quartett des Privatsenders.

Im Interview mit t-online.de kritisiert der Kommentator den Rennkalender ab 2021, berichtet von Freundschaften zwischen Journalisten und Rennfahrern – und verrät, was sich an der Formel 1 dank der neuen Besitzer Liberty Media zum Positiven verändert hat.

t-online.de: Herr Wasser, Sie begleiten jedes Formel-1-Rennen der Saison. Vor zwei Wochen haben Liberty Media und die FIA beschlossen, dass ab 2021 der Rennkalender auf bis zu 25 Rennen anwächst. Freuen Sie sich darüber?

Heiko Wasser: Nein, für mich ist das eine schlechte Entscheidung. Diese Inflation mit bis zu 25 Rennen muss wieder verknappt werden, vor allem wenn es um Rennen in Ländern geht, die mit Motorsport überhaupt nichts zu tun haben, wie Aserbaidschan oder China. Ich denke, eine Formel-1-Weltmeisterschaft muss etwas Besonderes sein und darf nicht jede Woche stattfinden, wie beispielsweise die Bundesliga.

Was halten Sie vom neuen Regelwerk für 2021?

Ich habe kein Problem damit, wenn die Autos langsamer werden. Auch die Fans werden damit kein Problem haben, da man das auf der Strecke nicht merkt. Ich hätte mir dagegen aber eine Abkehr von den unfassbar komplizierten Motoren gewünscht. Das war aber klar, dass man mit den Hybrid-Motoren den Umwelt-Gedanken in der Formel 1 weitertransportieren wollte und die Hersteller das behalten wollen.

Könnte die Formel 1 mehr in Sachen Nachhaltigkeit machen?

Natürlich könnte die Formel 1 mehr machen. Es kann nicht sein, dass wir in der Saison 2019 mit tausenden Tonnen Equipment kreuz und quer durch die Welt reisen.

Das müssen Sie erklären!

Wir alle fliegen zum Beispiel nach Singapur, danach geht es zurück nach Sotschi, danach wieder zurück nach Asien, diesmal nach Japan. Das ist nicht nur nicht nachhaltig, das ist schlicht und ergreifend dumm. Warum mache ich nicht zwei Rennen in Asien hintereinander, spare tausende von Flugkilometer und spare dementsprechend jede Menge CO2.

Welches war für Sie bisher das Rennen der Saison?

Das war der Hockenheim-Grand-Prix. Das war für mich eines der besten und spektakulärsten Rennen, das ich jemals kommentieren durfte. Die zweite Szene war der wütende Vettel in Kanada, der nach seinem Fahrfehler die Zahlen vor den Autos vertauschte. Das war für mich die Szene der Saison und wieder einmal sinnbildlich für Ferrari: Sie sind mal wieder wieder an Kleinigkeiten gescheitert.

Ist Vettel in der Öffentlichkeit zu schlecht weggekommen?

Er wird natürlich nie so gut wegkommen wie Michael Schumacher, da er nach Schumacher in die Formel 1 kam. Er ist ein bisschen wie Michael Stich hinter Boris Becker. Vettel wird nie so beliebt sein wie Michael Schumacher, auch weil er manchmal ein Eigenbrötler ist und nicht so viel von sich Preis gibt wie damals Schumacher.

Wie meinen Sie das?

Michael Schumacher hat bei RTL verkündet, dass er Papa wurde. Und zwar, weil das etwas Schönes ist. Sebastian würde das nie tun.

Wann werden wir Mick Schumacher in der Formel 1 sehen?

Ich hoffe sehr, dass er in die Formel 1 kommt. Ich bin aber froh, dass er noch nicht nächstes Jahr kommt. Ich glaube, dass es für ihn wichtig ist, noch ein Jahr Formel 2 zu fahren. Dort wird und muss er noch einiges lernen.

Sie begleiten Fahrer wie Vettel, Hülkenberg oder Hamilton bereits seit dem Anfang Ihrer Karrieren. Bildet sich zwischen Moderator und Fahrer so etwas wie eine Freundschaft?

Ja, aber anders als noch zu meiner Anfangszeit in der Formel 1. Ich erinnere mich noch, wie oft ich mich damals mit Michael Schumacher unterhalten habe.

Über was haben Sie geredet?

Über Alltägliches wie Urlaub, die Familie, Hunde oder Fußball. Wenn ich sah, dass er Zeit hatte, habe ich mich mit ihm sehr gern unterhalten. Und wenn er mich gefragt hat: „Wie geht’s?“, dann hat ihn das auch wirklich interessiert. Das war nicht nur Smalltalk.

Ist diese Nähe zu den Fahrern im Fahrerlager heute nicht mehr in der Form möglich?

Das geht heute kaum noch. Die Fahrer sind in unglaublich vielen Meetings und bei vielen Terminen. Auch die Chance, mal mit einem Fahrer im selben Flieger zu sitzen, wird immer seltener.

Vor kurzem jährte sich der Todestag von Robert Enke zum zehnten Mal. Hat das Thema Depression jemals Einzug in die Formel 1 erhalten?

Nein, das Thema ist nie auf den Tisch gekommen. Formel 1 ist ja noch Ich-bezogener und noch egomanischer und egozentrischer als der Fußball. Da wird jeder, der auch nur ansatzweise in die Richtung neigt, alles tun, um das zu verheimlichen. Außerdem kommt kaum jemand wirklich nah an einen Fahrer heran. Die Fahrer sind so in ihrer eigenen Welt. Sie würden immer Mittel und Wege finden, Selbstzweifel oder Zeichen von Schwäche komplett vor der Welt zu verheimlichen.

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Bald sind fast drei Saisons Liberty Media vorüber. Welches Fazit ziehen Sie?

Ich bin bei einigen Dingen enttäuscht von den Amerikanern, zum Beispiel beim Rennkalender. Außerdem denken sie viel zu sehr an das Event vor Ort. Ich selber brauche keinen DJ vor dem Start, oder eine Präsentation wie beim Boxen. Die paar hundert Millionen Zuschauer an den Fernsehern sind wichtiger.

Und was ist besser geworden?

Wir haben mehr Promis bei den Rennen, die für die Aufmerksamkeit der Rennserie sorgen. Mit Liberty Media ist es für uns vom Fernsehen auch einfacher geworden, einen Promi in die Boxengasse zu bekommen. Unter Bernie Ecclestone musste man mehrere Anträge und fast schon Bürgschaften stellen, um einen Gast reinzubringen. Das war schwieriger als eine Mitgliedschaft im Golfklub zu bekommen

Haben Sie da ein Beispiel?

Ich erinnere mich noch daran, wie wir Lothar Matthäus akkreditieren wollten. Da mussten wir erstmal erklären: Der Mann hat 150 Länderspiele gespielt, war Weltfußballer des Jahres und ist Weltmeister geworden, bis er endlich eine Karte kriegte.

Letzte Frage: Wie viele Titel kann Hamilton in seiner Karriere noch gewinnen?

Ich glaube, er kann bis zum Ende seiner Karriere zehn Titel eingefahren haben.

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