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"Freier Eintritt für alle": Fortuna Düsseldorf stellt Fußballwelt auf den Kopf


Revolution in 2. Liga
"Freier Eintritt für alle": Dieser Klub stellt die Fußballwelt auf den Kopf


Aktualisiert am 27.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Fans von Fortuna Düsseldorf: Dürfen sie bald kostenfrei zu Heimspielen? (Quelle: IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr)

Düsseldorf will die Fußballwelt auf den Kopf stellen und Fans kostenfrei ins Stadion lassen. Dahinter steckt ein umfangreiches Konzept – und etwas Verzweiflung.

Dem Beginn der neuen Zeitrechnung wohnten nur etwa 3.000 Menschen bei. So viele hatten sich am Mittwochnachmittag zum Livestream der Pressekonferenz von Fortuna Düsseldorf auf dem YouTube-Channel des Klubs versammelt.

Was dort verkündet wurde, dürfte jedoch ein größeres Publikum interessieren – ein deutlich größeres. Denn: Die Fortuna will Fans freien Eintritt zu ihren Spielen ermöglichen. Als erster Profiklub in Deutschland.

"Wir gehen einen neuartigen Weg, den hat so noch niemand bestritten", sagte der Vorstandsvorsitzende Alexander Jobst und beschrieb damit nichts weniger als eine Revolution im deutschen Fußball.

Ab der kommenden Saison soll das Ganze mit drei Spielen starten und dann "sukzessive von Saison zu Saison ansteigen", wie Jobsts Vorstandskollege Arnd Hovemann, der für Finanzen verantwortlich ist, verdeutlichte. Das Ziel sei klar: "Alle 17 Heimspiele" des traditionsreichen Zweitligisten in der über 50.000 Plätze beinhaltenden Düsseldorfer Arena sollen ohne Eintrittsgeld angeboten werden. Wann das erreicht werde, müsse man "abwarten".

Die besonderen "strategischen Partner"

Möglich machen sollen diesen Coup mehrere finanzkräftige Sponsoren: Das IT-Unternehmen Hewlett Packard Enterprises, die Targobank und die Provinzial-Versicherung. Dazu kommt als weiterer "strategischer Partner", wie es Klubboss Jobst nannte, Common Goal, eine "globale Bewegung, die sich für die gesellschaftliche Relevanz des Fußballs engagiert" und weltweit Projekte unterstützt. Bekannte Fußballer wie Mats Hummels oder Serge Gnabry spenden einen Teil ihres Gehalts dafür.

In den nächsten fünf Jahren verschafft das der Fortuna 45 Millionen Euro. Ein "wirtschaftliches Fundament", wie der Klubboss erklärte, und "Sponsoring in einer Art und Weise, wie wir es so nicht kennen." Das Ganze sei allerdings kein Investorenmodell, wie Jobst nicht müde wurde zu betonen: "Wir sind und bleiben ein Verein."

Und genau deshalb hätten die Fortuna-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten zugehört, wie sie beteuerten. Viel zugehört – und zwar vor allem Fans, Bürgern und Unternehmen der Stadt.

Ein Konzept, das alles ändern soll

Herausgenommen ist ein Konzept, mit dem Jobst und Co. den deutschen Fußball mindestens ein bisschen durcheinanderwirbeln wollen. Der Name: "Fortuna für alle". Das wohl wichtigste Ziel: Der ehemalige Deutsche Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger soll endlich in die Bundesliga zurückkehren.

"Wir haben gesehen, dass das sehr leicht gesagt, aber die Umsetzung wesentlich schwieriger ist", gab Sportvorstand Klaus Allofs, der seit 2020 zurück bei seinem Heimat- und Herzensverein ist, freimütig zu.

Wie so viele altehrwürdige Traditionsvereine kämpft die Fortuna mit den steigenden Anforderungen des modernen Fußballs. Nur vier der vergangen 30 Spielzeiten verbrachten sie in der höchsten deutschen Spielklasse.

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Darmstadt
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HSV
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Düsseldorf
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St. Pauli
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Paderborn
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Trotz eines konkurrenzfähigen Kaders ist der Aufstieg auch in diesem Jahr außer Reichweite. Fünf Spieltage vor Saisonschluss rangiert der Klubs aus der Rheinmetropole als Sechster satte neun Punkte hinter dem Relegationsrang.

Allofs' Urteil zur Gesamtsituation verwundert trotzdem. "Ein 'Weiter so!' wie bisher konnte es einfach nicht geben", sagte der 56-fache deutsche Nationalspieler. Daher ist man am Rhein neue Wege gegangen – "disruptiv", wie seit einigen Jahren in der Wirtschaft überall zu hören ist. Bewährtes sollte komplett aufgebrochen, Probleme völlig neu und unkonventionell angegangen werden, weil die Schere zwischen Einnahmen- und Ausgabensituation "immer weiter auseinanderging", so Allofs.

Fortuna-Boss will "den Fußball für alle öffnen"

Im Zuge des angepriesenen Konzepts und mit den Sponsoren will sich der Klub komplett neu aufstellen. Dabei geht es um vier Hauptelemente. Man wolle "den Fußball für alle öffnen", erklärte Jobst kryptisch. Was das heißt: Neben den Spielen mit freiem Eintritt sollen die Fans enger eingebunden werden. Überdies sollen sie digitale Möglichkeiten haben, sich einzubringen. Dazu soll mithilfe der Stadt Düsseldorf das Stadion modernisiert werden – besonders im Hinblick auf die digitale Infrastruktur.

Zudem sollen Einnahmen "transparenter" verteilt werden, wie es der Klubchef ausdrückt. Was er damit meint: 20 Prozent sollen in den Nachwuchs und ins Frauenteam investiert werden, 20 Prozent in die digitale Infrastruktur und zehn Prozent in "soziale und nachhaltige Projekte sowie den Breitensport in der Stadt".

Die andere Hälfte geht ins Kerngeschäft – also die erste Mannschaft und allem drumherum. Wird nach dem unerwarteten Geldsegen jetzt richtig investiert? Eher nicht. "Uns verleitet das nicht kurzfristig zu massiven Schritten bei den Investitionen in den Profikader", sagt Finanzvorstand Hovemann verklausuliert.

Der Weg zu den kostenfreien Tickets

Bliebe noch die Frage: Wie Fans in der neuen Saison an die kostenfreien Tickets gelangen. Laut Jobst soll das über eine digitale Plattform geschehen, auf der sich Interessierte registrieren und für entsprechende Partien anmelden könnten. Organisierte Fans sowie Dauerkarteninhaber hätten Vorrang. Auch die Kontingente für den Auswärtsblock blieben unangetastet – nur, dass die Tickets eben kostenfrei seien.

In Zeiten, in denen viele Klubs darüber nachdenken, die Preise zu erhöhen, muss sich ein solcher Plan für einige Konkurrenten wie ein Affront anhören.

Wie reagiert die Fußballbranche?

"Das Handy ist – in der Tat – explodiert", gab Jobst zu und ließ kurz durchblicken, wie viele Akteure der Branche sein Vorgehen bewerten. Er habe jedoch das Handy irgendwann ausgemacht und sich eine Mütze Schlaf gegönnt.

Es wird spannend zu verfolgen, ob die Düsseldorfer ihren Weg wirklich durchhalten und damit sogar Erfolg haben werden. Noch sorgt die Ankündigung in der Branche zumindest für Stirnrunzeln. t-online hat aktive und ehemalige Manager kontaktiert, doch äußern wollte sich (noch) niemand. Nicht nur das zeigt: Eine Revolution ist der Düsseldorfer Weg allemal.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz von Fortuna Düsseldorf am 26. April 2023
  • transfermarkt.de: Klubprofil von Fortuna Düsseldorf
  • transfermarkt.de: Profil von Klaus Allofs
  • rp-online.de: Gratistickets für Fans von Fortuna Düsseldorf: Was bisher zur Fortuna-Revolution bekannt ist
  • common-goal.org: Common Goal
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