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FC Bayern: Brisantes Wiedersehen – hat Robert Lewandowski sich verzockt?


Brisantes Wiedersehen
"Eine riesengroße Genugtuung für Bayern"

Von Julian Buhl, Barcelona

Aktualisiert am 26.10.2022Lesedauer: 6 Min.
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Robert Lewandowski (r.) im Duell mit Dayot Upamecano: Dem ehemaligen Bayern-Topstürmer droht ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub das Aus in der Champions League.Vergrößern des Bildes
Robert Lewandowski (r.) im Duell mit Dayot Upamecano: Dem ehemaligen Bayern-Topstürmer droht ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub das Aus in der Champions League. (Quelle: IMAGO)

Robert Lewandowski droht ausgerechnet im Duell mit seinem Ex-Klub FC Bayern der K. o. in der Champions League. Damit entgleiten ihm noch viel größere Ziele.

Im Untergeschoss des Teamhotels "Skipper" in Barcelona saß Julian Nagelsmann lässig auf einem Liegesessel vorm Speisesaal, in dem sich die Stars des FC Bayern gerade zum Abendessen versammelt hatten. Das Handy am rechten Ohr, telefonierte er ein paar Minuten vor Beginn seiner Abschlusspressekonferenz, die er in der Fünf-Sterne-Unterkunft gab, noch ein wenig.

Einige Mitglieder seines Staffs, unter ihnen sein Co-Trainer Dino Toppmöller, nutzten später gegen 22 Uhr die günstige Lage des Domizils mit Meerblick bei angenehmen 22 Grad Außentemperatur zu einem kleinen Abendspaziergang an der Strandpromenade. Der führte sie passenderweise von der Avinguda del Litoral auch am Plaça de Charles Darwin vorbei.

Das Motto, dass nur die Stärksten überleben, gilt vor dem Duell (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) mit dem FC Barcelona schließlich auch in der Champions League – und insbesondere in Bayerns Hammergruppe.

Mit vier Siegen aus vier Spielen und dem Achtelfinalticket bereits in der Tasche konnten die Münchner die Dienstreise in die katalanische Hauptstadt nun aber recht entspannt angehen, auch wenn Nagelsmann noch mal klarstellte: "Wenn du um den Champions-League-Titel mitspielen willst, solltest du dir nicht zu viele Schwächen erlauben. Es geht immer auch darum, ein Zeichen zu senden nach innen und außen."

"Wir haben nichts zu verschenken"

Und ganz nebenbei geht es für ihn und sein Team auch darum, ein paar Bestmarken weiter auszubauen. Bayern ist seit mittlerweile 32 Gruppenspielen in der Königsklasse ungeschlagen, Nagelsmann selbst feierte schon zwölf Siege in Folge. "Das ist der Vorteil an der Pressekonferenz, dass man solche Dinge erfährt", sagte er auf t-online-Nachfrage: "Man tüftelt immer an der Ansprache vor dem Spiel. Die beiden Rekorde sind wieder zwei gute Dinge, die ich erzählen kann. Auch wenn ich meinen persönlichen Rekord nicht dafür nehmen werde."

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Ganz anders die Situation bei Barcelona: Den Katalanen droht wie schon im vergangenen Jahr, als die Bayern sie am sechsten Spieltag mit einem gnadenlosen 3:0 aus dem Wettbewerb schossen, erneut ausgerechnet gegen die Münchner das Aus in der Champions League.

"Es wird ein mega-brisantes Spiel"

"Unser Ziel ist Platz eins, alles andere zählt nicht", sagte Oliver Kahn: "Wir haben nichts zu verschenken!" Von einer möglichen Genugtuung wollte der Vorstandsboss zwar nicht sprechen.

Für ein wenig Extramotivation sorgt die spezielle Konstellation aber dennoch. "Für Bayern geht es nicht nur um Platz eins, sondern auch noch darum, Barcelona auszuschalten", sagte t-online-Kolumnist Stefan Effenberg: "Die werden da im Leben nichts abschenken. Sie können mit Barcelona einen Großen ärgern, dann noch in der Kombination mit Lewandowski."

Der ehemalige Bayern-Kapitän glaubt: "Es wird ein mega-brisantes Spiel. Dass Bayern Barcelona so in der Hand hat, macht den Reiz noch mal wesentlich größer. Die drei Punkte werden sie von Bayern München nicht bekommen."

Daran ließ auch Leon Goretzka keinen Zweifel. "Wenn wir im Camp Nou spielen, ist es ein supergeiles Spiel, egal ob Freundschaftsspiel oder Champions-League-Finale. Wir werden alles geben, um da zu gewinnen", sagte der 29-Jährige und schickte eine verbale Spitze an seinen ehemaligen Teamkollegen: "Lewy ist verwöhnt gewesen bei Bayern, immer im Achtelfinale zu stehen. Aber darauf können wir jetzt keine Rücksicht mehr nehmen."

Choupo-Moting trifft seinen Vorgänger

Denn der Topstürmer hat die Münchner nach monatelangem Transfertheater im Sommer geräuschvoll verlassen. "Ich freue mich auf jeden Fall auf das Wiedersehen mit Lewy, ein super Typ und Weltklassespieler", sagte Eric Maxim Choupo-Moting, der seinen Vorgänger bei Bayern im Moment fast vergessen macht (mehr dazu lesen Sie hier).

"Gegen den FC Barcelona zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Und das Spiel müssen wir auch zu hundert Prozent ernst nehmen. Das wird sicherlich sehr, sehr schwer, denn es ist deren letzte Chance."

Nach einer 0:1-Niederlage und einem glücklichen Last-Minute-Remis (3:3) gegen Mailand, bei dem Lewandowski mit zwei späten Treffern das vorzeitige Aus noch einmal abwendete, liegt Barça vor dem fünften Gruppenspieltag drei Punkte hinter Inter.

Wenn die Italiener heute Abend (ab 18.45 Uhr im t-online-Liveticker) gegen Außenseiter Viktoria Pilsen punkten sollten, wären die Spanier sogar schon ausgeschieden, bevor die Partie im Camp Nou überhaupt angepfiffen wird. Der sehr wahrscheinliche Königsklassen-K. o. wäre ein herber Rückschlag für den Klub – und auch für Lewandowski.

Hat sich Lewandowski vertan?

"Er sieht mittlerweile auch, dass er bei Bayern München sehr, sehr gute Mitspieler hatte, von denen er profitiert und gelebt hat. Und dass ihm das auf diesem Niveau in der Champions League bei Barcelona ein bisschen abgeht", sagte Effenberg, "aber diese Entscheidung hat er aus vollster Überzeugung getroffen und wollte den Wechsel ja unbedingt."

Hat sich Lewandowski damit etwa verzockt und vertan? "Er wollte sich in Spanien gegen Benzema beweisen, den Ballon d'Or noch mal angreifen. Dafür braucht er aber zwingend die Champions League. Wenn er da mit Barcelona jetzt ausscheidet, hat er mit Sicherheit viele Ziele verpasst", sagte Effenberg: "Erst mal in der Königsklasse weit zu kommen und damit auch die Chance, Weltfußballer zu werden."

Der Topstürmer habe ja immer gedacht, "dass das alles ein bisschen einfacher sei, wenn er in der spanischen LaLiga spielt", so Effenberg: "Nein, ist es nicht, wenn du im größten Wettbewerb nicht mehr dabei sein solltest. Dann kann er auch die Liga zusammenschießen und es interessiert relativ wenig."

Mit zwölf Toren in elf Spielen ist Lewandowski in Spanien auf dem besten Weg dahin, in der Champions League gelangen ihm in vier Partien fünf weitere Treffer. Im Hinspiel in München hatte er allerdings gleich mehrere hochkarätige Chancen liegenlassen und war torlos geblieben. Ähnlich erging es ihm zuletzt auch beim 1:3 im Clásico gegen Real Madrid, das nun in der Tabelle drei Punkte vor Barça steht.

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"So wird es schwierig, den Ballon d'Or zu gewinnen"

Im direkten Vergleich mit Karim Benzema (fünf Tore in sieben Ligaeinsätzen) liegt Lewandowski momentan zwar deutlich vorne. Dennoch musste er kürzlich dabei zusehen, wie der ebenfalls 34-Jährige aufgrund seiner herausragenden Leistungen beim Champions-League-Triumph mit Real zuletzt als bislang ältester Spieler überhaupt den Ballon d'Or überreicht bekam.

"Wenn er jetzt mit Barça aus der Champions League rausfliegt, wird es auch sehr schwierig für ihn, den nächsten Ballon d'Or zu gewinnen", sagte auch der spanische Journalist Isaac Lluch im Gespräch mit t-online.

Das ist doppelt bitter für Lewandowski, der für bis zu 50 Millionen Euro nach Spanien wechselte. Denn er persönlich erfüllt dort die Erwartungen bislang nahezu komplett. "Er ist Gold wert für den FC Barcelona. Ohne ihn wäre die Lage bei Barça noch dramatischer", sagte Lluch, der vor allem für die katalanische Tageszeitung "Ara" sowie den katalanischen Radiosender RAC1 arbeitet.

Lewandowski als Barças Lebensversicherung

Lewandowski ist gerade so etwas wie die Lebensversicherung für Barcelona sowie den zunehmend in die Kritik geratenden Trainer Xavi. Der Pole hat die Herzen der Fans mit seinen Toren bereits wortwörtlich im Sturm erobert.

Wenn man in Barcelona die Anhänger nach ihm befragt, bekommt man nur Gutes zu hören. Die sehen in ihm "eine Tormaschine", "einen Heilsbringer", "genau den richtigen Mann für Barça" und "den absoluten Superstar des Teams".

In den Fanshops grüßt Lewandowski von lebensgroßen Postern, das Trikot mit der Nummer 9 und seinem Namen ist das aktuell mit Abstand meistverkaufte.

Er wird schon mit den ganz großen Stars des Klubs verglichen. "Mit seiner lässigen Art und Weise, wie er seine Tore erzielt und mit Augenzwinkern feiert, ist fast so ermutigend für das Camp Nou, wie es Ronaldinhos Lächeln damals war", sagte Lluch.

Lewandowski sei derjenige, der trotz der angespannten Lage bei Barcelona zumindest noch "für etwas Selbstwertgefühl" sorge: "Vorstand, Trainer, Mitspieler, Medien, Fans – alle sind begeistert von Lewy. Er ist nicht nur eine Tor-Garantie, sondern auch ein Leader für diese junge Mannschaft."

Lluch erinnerte gleichzeitig an die "großen finanziellen Anstrengungen", die der Klub im Sommer auch für den Starstürmer unternommen habe, um hoffentlich zu alter Stärke zurückzukehren.

"Das Vorrunden-Aus wäre katastrophal"

Die hochverschuldeten Katalanen hätten in ihrem Etat auch mit dem Erreichen des Viertelfinals der Champions League geplant. "Deshalb wäre das Vorrunden-Aus für Barça katastrophal – sowohl in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht."

Nach dem Hinspiel in München, das Barcelona durchaus hätte gewinnen können, wähnte man sich bereits wieder auf Augenhöhe mit Bayern. In den beiden Duellen mit Inter hat man aber schon fast alles wieder verspielt – und damit eben auch Lewandowskis persönliche Ziele.

Sofern ihnen Mailand nicht zuvorkommt, könnten die Bayern dem FC Barcelona und Lewandowski nun endgültig den Knockout versetzen. Effenberg ist sich jedenfalls sicher: "Das wäre für den ganzen Verein eine riesengroße Genugtuung."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachungen
  • Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann in Barcelona
  • Interview mit Stefan Effenberg
  • Interview mit Isaac Lluch
  • Presserunde mit Oliver Kahn am Flughafen
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