FC Bayern: Mediziner erklärt Manuel Neuers Verletzung

Nach seinem Unterschenkelbruch kämpft Manuel Neuer um sein Comeback beim FC Bayern und in der Nationalelf. Ein Arzt erklärt, was er jetzt durchmacht.

Der Schock beim FC Bayern sitzt noch immer tief. Nachdem Manuel Neuer bei einer Skitour einen Unterschenkelbruch erlitt, ist die Saison für den Nationaltorhüter vorzeitig beendet. Das hatte der Bayern-Kapitän in der vergangenen Woche noch im Krankenbett auf Instagram mit einem Fotokommentar mitgeteilt.

Der Weg zurück auf den Platz wird für Neuer kein einfacher sein. Sein Kampf ums Comeback hat nach der Operation aber bereits begonnen. Was genau ihn medizinisch jetzt erwartet, erklärte Professor Sebastian Siebenlist, Leiter der Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar in München, t-online.

Demnach befindet sich Neuer nun "prinzipiell in der Teilbelastungsphase". Wie lange die dauert, "kommt auf den genauen Fraktur-Typ und die Frakturschwere und auch auf die Versorgungsart an", so Siebenlist. In der Regel sind das acht bis zehn Wochen, manchmal zwölf, was vor allem davon abhängt, wie gut und schnell der Knochen heilt.

"Erst mal muss der Knochen wieder fest werden"

Entlastung heißt jedoch nicht, dass Neuer die Füße bis dahin komplett stillhalten muss. "Mit dem Eigengewicht des Beines kann der Fuß auch in der Phase schon abgestellt oder abgerollt werden", sagte Siebenlist.

Je nach Genesungsverlauf könne Neuer die Belastung danach schrittweise steigern und mit dem Reha-Training starten.

"Vermutlich wird er nach etwa drei Monaten wieder mit dem Training beginnen können", sagte Siebenlist. Wann er dann seine alte Form von vor der Verletzung erreichen werde, hänge von der Schwere der Verletzung ab, wahrscheinlich müsse man mit noch einmal so viel Zeit rechnen.

Profisportler heilen eben auch nicht schneller als normale Menschen. Siebenlist: "Erst mal muss der Knochen wieder fest, dann die Muskulatur auftrainiert werden." All das summiere sich wohl "auf einen Behandlungszeitraum von einem halben Jahr".

Neuer wird Nagel eingesetzt

Um diesen Prozess zumindest etwas zu beschleunigen, wurde bei Neuer laut "Bild" der Bruch des rechten Schienbeins mit einem sogenannten Marknagel versorgt. So könne "das Bein unter Umständen auch bereits frühzeitig vollbelastet werden", erklärte Siebenlist.

Bei diesem Eingriff wird ein Schnitt am Knie vorgenommen und der Nagel anschließend in den Knochen hineingeschoben, sozusagen von innen geschient. Es ist ein in der Orthopädie gängiges Verfahren. "Man gibt dem Knochen damit wieder eine Leitstruktur", so der Experte. "Der Knochen ist ja wie eine Röhre zu sehen: Er hat außen eine feste Knochenschicht und innen das Knochenmark, wo man den Nagel durchschieben kann. Der wird dann mit Schrauben am Knie sowie im Sprunggelenksbereich fixiert."

Um ihm einen weiteren Eingriff zu ersparen, soll Neuers "Notnagel" nun wohl auch bis zu seinem Karriereende im Knochen bleiben. Das soll zunächst mehr Stabilität garantieren, birgt andererseits aber das Risiko möglicher Komplikationen bei einer weiteren Verletzung – sofern sich der Nagel dabei zum Beispiel verbiegen oder brechen sollte. "Man muss gut überlegen, ob und wann man ihn entfernt", sagte Siebenlist.

Nach seinen Mittelfußbrüchen (links im April und September 2017 sowie rechts 2008) hat Neuer außerdem nach wie vor die damals eingesetzten Titanplatten in seinen Füßen.

Neuers Alter (k)ein Faktor

Mit Blick auf Neuers Alter – er wird im März 37 – meinte Siebenlist: "In diesem Alter ist von einem normalen Heilungsprozess auszugehen, der knöcherne Heilungsprozess wird dadurch noch nicht erschwert."

In der Regel heilten knöcherne Verletzungen sehr gut. Ein Unterschenkelbruch bedrohe ein Fortsetzen der Fußballkarriere grundsätzlich nicht, so der Professor. Eine langwierige Geschichte, die dementsprechend viel Zeit in der Reha in Anspruch nimmt, sei es allerdings schon.

Neuer kann laut Siebenlist aber sehr wohl darauf hoffen, wieder in alter Stärke zurückzukehren: "Wenn es operiert und knöchern ausgeheilt ist, kann das Bein wieder voll belastet werden."