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Jerome Boateng verwandelt sich vom Fehlerteufel zum Abwehrchef


"Komplett verändert"
Der Wandel des Jerome Boateng

t-online, mw

Aktualisiert am 14.10.2013Lesedauer: 4 Min.
Jerome Boateng hat in seiner Entwicklung einen riesigen Sprung gemacht.Vergrößern des BildesJerome Boateng hat in seiner Entwicklung einen riesigen Sprung gemacht. (Quelle: imago/Eibner)
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Im letzten Gruppenspiel der vergangenen Champions-League-Saison schlich Jerome Boateng mit hängendem Kopf vom Platz. Er hatte gerade eine völlig überflüssige Rote Karte gegen Bate Borisov (4:1) gesehen und sich damit selbst einen Bärendienst erwiesen: Denn in den kommenden Wochen wurde er von Trainer Jupp Heynckes zur Strafe erst einmal auf die Bank gesetzt. In der Königsklasse durfte er erst im Halbfinale gegen den FC Barcelona wieder ran. Das war vor knapp einem Jahr.

Doch auch in dieser Saison musste Boateng bereits einmal vorzeitig zum Duschen. Dieses Mal wurde er für seinen Platzverweis nach Notbremse gegen Manchester City (3:1) aber sogar gelobt (Dante: "Er muss da hin"). Und seinen Stammplatz hat er sowieso sicher - beim FC Bayern und in der DFB-Elf.

Damit ist klar: Der 25-Jährige hat eine enorme Entwicklung hinter sich. Vom kleinen Bruder des extrovertierten Kevin Prince, der sich wenige Tage vor EM-Auftakt mit einem C-Promi-Sternchen im Hotel von Paparazzi erwischen ließ, zum momentan wohl besten und konstantesten Innenverteidiger Deutschlands. "Ich habe ihn im letzten halben Jahr so gut gesehen wie selten zuvor. Ich hoffe, er wird sich auf diesem Niveau weiterentwickeln und konstant bleiben", lobte Bundestrainer Joachim Löw.

Sammer bescheinigt Weltklasse

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Leistungssteigerung Boatengs. In zwölf von 14 Pflichtspielen stand er von Beginn an auf dem Platz, lediglich bei den vermeintlich leichten Aufgaben in Freiburg (1:1) und im DFB-Pokal gegen Hannover (4:1) wurde er von Trainer Pep Guardiola geschont. Der Rekordmeister hat in der Bundesliga bislang erst drei Gegentreffer kassiert - der mit Abstand beste Wert.

Und daran hat Boateng einen erheblichen Anteil. Dementsprechend überschwänglich fällt das Lob des sonst sehr kritischen Matthias Sammer aus: "Boateng hat Anlagen auf Weltklasse-Niveau", sagte der Sportvorstand: "Er spielt verlässlich auf einem sehr, sehr hohen Niveau."

Boateng stand bei den Bayern vor dem Aus

Passend dazu ist eine Geschichte, die Mehmet Scholl am Rande des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Irland (3:0) ausplauderte. Der Ex-Nationalspieler und heutige ARD-Experte erzählte, dass Boateng bei den Bayern in der letzten Saison vor dem Aus stand: "Mit Boateng wurde ein Hintergrundgespräch geführt, wo ihm quasi gesagt wurde, dass er zwar gerne bei Bayern München spielt, aber wenn er so weiterspielt, nicht mehr lange."

Nach mehreren Patzern in der Hinrunde - darunter die Rote Karte gegen Barisov - musste der 25-Jährige zum Rapport antreten. Und die klaren Worte der Bayern-Verantwortlichen zeigten Wirkung. Mit Beginn des Jahres 2013 stabilisierte sich der 25-Jährige. Am Ende der Rückrunde feierten die Bayern den historischen Triple-Erfolg - auch dank Boateng.

Vor allem im Finale gegen den BVB (2:1) zeigte er eine sensationelle Leistung: Robert Lewandowski schaltete er aus - und kurz vor Ende schlug er dann einen zentimetergenauen Pass auf Franck Ribéry, der den Ball auf Arjen Robben weiterleitete. Der Rest ist Geschichte. "Boateng hat sich komplett verändert. Ich erkenne ihn fast nicht wieder, er ist auf dem Weg auch sein komplettes Potenzial abzurufen", sagte Scholl.

Lob von Löw und Hummels

Doch nicht nur beim FC Bayern ist Boateng, der 2011 für 13,5 Millionen Euro von Manchester City an die Isar wechselte, eine feste Größe. Auch unter Löw hat sich der gebürtige Berliner zum Abwehrchef gemausert. Seit dem vogelwilden 3:3 gegen Paraguay vertraut der Bundestrainer auf Boateng - der Dortmunder Mats Hummels ist für ihn aus dem Team gerutscht. "Boateng ist ein sehr guter Zweikämpfer und hervorragender Innenverteidiger. Ich baue auf diesen Jungen", lobte Löw.

Und sogar Hummels, dem in der DFB-Elf nun nur noch der Platz auf der Bank bleibt, ist angetan von Boatengs Auftritten und respektiert die Entscheidung zugunsten des Bayern-Profis: "Ich finde, dass Jerome Boateng aufgrund seiner gezeigten Leistungen die Chance verdient hatte", sagte er im "kicker".

"Ich vergeude keine Kraft mehr"

Boateng selbst bleibt trotz des Höhenflugs und der Lobeshymnen bescheiden: "Ich denke, dass ich von Jahr zu Jahr Schritte nach vorne gemacht habe", sagte er. Markige Sprüche sind nicht seine Sache: "Durch die vielen Spiele, besonders in der Champions League, bin ich ruhiger am Ball geworden. Ich vertraue mehr meinen Fähigkeiten und setze mich selbst nicht mehr so unter Druck."

Jerome hat sich von seinem Bad-Boy-Image befreit. Und auch von Kevin-Prince, der lange wie ein Damokles-Schwert über ihm schwebte, konnte er sich lösen. In den Wochen nach dem Foul seines Halbbruders an Michael Ballack, das dem ehemaligen Capitano die Teilnahme an der WM 2010 kostete, war Jerome immer nur der enge Verwandte des Staatsfeindes Nummer eins. Mittlerweile wird er endlich als eigenständige und unabhängige Persönlichkeit wahrgenommen. "Ich vergeude keine Kraft mehr darauf, gegen Klischees anzukämpfen", sagte er vor Saisonbeginn: "Die Leistung auf dem Platz spricht immer für sich."

Boateng hat klare Ziele

Sein ruhiges und abgeklärtes Spiel gepaart mit Dynamik, Schnelligkeit und Zweikampfstärke hat Boateng nun endlich dorthin gebracht, wo er sich am wohlsten fühlt: in die Innenverteidigung. Die Zeiten, in denen er als rechter Außenverteidiger aushelfen musste, sind vorbei. Im Zentrum ist er inzwischen einfach zu wichtig geworden. Und so formuliert er dann auch klare Vorstellungen für seine Zukunft: "Mein Ziel ist es, bei der Weltmeisterschaft innen zu spielen", sagte er.

Sollte alles normal verlaufen, sollte er dieses Ziel locker erreichen. Bei den Bayern ist er mittlerweile sowieso gesetzt. Der Verein soll sogar Bereitschaft signalisiert haben, den 2015 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Zur Freude von Boateng: "Ich fühle mich sehr wohl und bin froh, Teil dieses Klubs zu sein." An Abschied denkt in München niemand mehr.

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