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FC Bayern München: Das neue Triumvirat an der Säbener Straße


Hackordnung beim FC Bayern
Das neue Triumvirat an der Säbener Straße

Von t-online
Aktualisiert am 08.10.2014Lesedauer: 4 Min.
Drei Spieler stehen beim FC Bayern in der Hierarchie ganz oben.Vergrößern des BildesDrei Spieler stehen beim FC Bayern in der Hierarchie ganz oben. (Quelle: (Kombo: t-online.de)/dpa-bilder)
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Aus München berichtet Marc L. Merten

Tomaten muss man ausgeizen. Rasen muss man vertikutieren. Aquarien muss man von Algen befreien. Weil sie alle eins gemein haben: Sie sind sensible Gebilde, Ökosysteme, die ohne die richtige Pflege unvorhersehbare und unkontrollierbare Veränderungen durchmachen. So wie Fußballmannschaften, wenn ihnen die rechte Führung fehlt. Die Steuerung von außen – und von innen. Die Hierarchie.

Die Diskussion um die Hierarchie in der Mannschaft des FC Bayern München ist ungefähr so uralt wie die botanische Lehre zum Ausgeizen von Tomaten. Naja, zumindest fast. Allerdings wird sie ähnlich hitzig geführt. Giftig, könnte man auch sagen. "Flache Hierarchie" ist das Unkrautvertilgungsmittel eines jeden "Wir-brauchen-keine-Ego-Führungsspieler-wie-Michael-Ballack"-Vertreters. Völlig gleich, ob er damit am Thema vorbei zielt oder nicht.

Der unangefochtene Kapitän

Denn mitnichten bedeutet der Verzicht auf die Ballacks, Kahns oder Effenbergs dieser Welt einen Verzicht auf klare Hierarchien. Nur, weil Philipp Lahm beim FC Bayern oder in der Nationalmannschaft eher den Lieben als den Bösen mimt, heißt das nicht, er habe weniger Einfluss, Wirkung oder Führungskraft. Oder hat Kevin-Prince Boateng etwa mit seiner Suspendierung bei der WM gezeigt, wie wahre Führungsstärke heute interpretiert werden muss?

Nein, Lahm ist beim FC Bayern unangefochtener Kapitän. Er ist der verlängerte Arm von Pep Guardiola. Und wer sich erinnert, welche Lobeshymnen der Spanier unaufhörlich über Lahm ergoss, als der Trainer im Sommer 2013 neu zum FCB kam, wird sich schwer vorstellen können, dass sich daran zeitnah etwas ändert.

Der James Bond des FC Bayern

Und doch hat sich beim Rekordmeister in den letzten Wochen ein interessanter Wandel vollzogen. Ausgelöst wurde dieser durch einen weiteren charismatischen Spanier, einen mit Bart, Fönfrisur und Charme. Das gewisse Etwas eben, das Lahm für manchen Geschmack zu wenig hat. Xabi Alonso fand sich während seiner Zeit in England beim FC Liverpool ob seiner Ausstrahlung schon in Fotomontagen als James Bond wieder. Und bei Real Madrid? Da versuchen sie gerade noch klar zu kommen mit dem Gedanken, dass einer der erfolgreichsten und besten spanischen Mittelfeldspieler aller Zeiten weg ist und dafür Toni Kroos im Mittelfeld die Fäden ziehen soll. Auch so ein Philipp Lahm. Ein außergewöhnlicher Fußballer, und doch weiß man irgendwie nicht, wohin mit ihm.

Alonso ist also erst seit ein paar Wochen in München, und doch schon so dominant, als wäre er schon seit Jahren an der Säbener Straße. Sportlich sowieso, als unangefochtener Strippenzieher auf dem Platz. Zusammen mit Lahm, versteht sich. Doch auch neben dem Platz ist der 32-Jährige schon jetzt ein Leader. Sein Wort hat Gewicht: bei Guardiola, bei den jungen Spielern, bei den anderen spanischen Kickern im Kader, auch bei Matthias Sammer.

Der "legitime Nachfolger" von Philipp Lahm

Aus natürlichen Gründen hat Alonso außerhalb des Platzes noch nicht das Standing, das sich Lahm über Jahre hinweg aufgebaut hat. Doch sein sportlicher Wert hat ihn sofort in die Führungsriege der wichtigsten Bayern-Spieler katapultiert. Dort, wo ein weiterer Spieler schon länger angesiedelt ist und dessen Rolle sich gerade erst verändert hat: Bastian Schweinsteiger.

Der 30-Jährige ist zwar noch nicht fit, doch seine Rückkehr wird mit Spannung erwartet. Seine Rückkehr als neuer Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Seine Rückkehr als von Bundestrainer Löw ausgerufener "legitimer Nachfolger" von Philipp Lahm. Auch beim FC Bayern wäre Schweinsteiger Anwärter Nummer eins auf die Kapitänsbinde, sollte Lahm einmal amtsmüde werden.

Robben: "Bastian ist ein Super-Kapitän"

Der "emotionale Leader" ist er schon lange. Nach seinem heroischen Einsatz bei der WM mehr denn je. Künftig wird Schweinsteiger beim FC Bayern als Kapitän von mindestens vier Spielern gelten: Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mario Götze und Thomas Müller, den deutschen Nationalspielern, die im Gegensatz zu Lahm zusammen mit Schweinsteiger weiterhin für den DFB auflaufen werden. Die Binde in der Nationalelf wird Schweinsteigers Rolle endgültig zementieren. Nicht, dass das noch nötig wäre. Doch er ist nun auch offiziell ganz oben angekommen. Ein für viele vielleicht kleiner, aber feiner Unterschied.

Beim Rekordmeister kursiert die vielsagende Anekdote, dass Arjen Robben im vergangenen Jahr in der Mixed Zone sagte: "Bastian ist ein Super-Kapitän" und sich erst nach einigem Stirnrunzeln korrigierte und auch Lahm lobte. Schweinsteiger und Lahm, die lange eher ein professionelles als inniges Verhältnis pflegten, haben sich schätzen gelernt und sind zusammen gerückt. Sie führen den FC Bayern gemeinsam. Auch, weil es ihnen von ganz oben befohlen worden war. Karl-Heinz Rummenigge hatte im Oktober 2012 im "kicker" klargestellt: "Ich halte nichts von flachen Hierarchien, klare Hierarchien sind essenziell." Er nannte explizit Schweinsteiger und Lahm.

Guardiola beweist seinen Grünen Daumen

Rummenigge meinte zu dieser Zeit auch Neuer und Müller. Tatsächlich gehören beide mittlerweile ebenfalls zu den stärksten Stimmen im Team. Doch neben Lahm und Schweinsteiger hat sich in kürzester Zeit Alonso zur dritten Macht aufgeschwungen. Sie bilden das neue Triumvirat der Säbener Straße. Sie sind nicht nur die drei sportlichen Köpfe in der Schaltzentrale auf dem Platz, sondern jeder für sich integrative Ankerpunkte eines komplexen, schwierig zu kontrollierenden und sich stetig verändernden Ökosystems.

Guardiola hat mit seinem Grünen Daumen bewiesen, dass er dieses Gebilde stabil halten kann. Und mit seinem Triumvirat hat er die perfekte Mischung gefunden aus einem loyalem Teamplayer (Lahm), einem charismatischen Strategen (Alonso) und einem emotionalen Kämpfer (Schweinsteiger). Sobald Letzterer wieder in alter Stärke zurück ist, wird der Rekordmeister endgültig florieren.

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