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Taktikanalyse FCB - BVB: So kann Borussia Dortmund den FC Bayern knacken


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Schlüsselspieler Gündogan
Taktikanalyse: So kann der BVB die Bayern knacken

Von t-online
30.10.2014Lesedauer: 4 Min.
BVB-Akteur Ilkay Gündogan könnte gegen die Bayern die Fäden im Mittelfeld ziehen.Vergrößern des BildesBVB-Akteur Ilkay Gündogan könnte gegen die Bayern die Fäden im Mittelfeld ziehen. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Robert Lewandowski

Von verfrühten Glückwünschen an den Rekordmeister will Christian Titz, der die Begegnung für t-online.de analysiert, allerdings noch nichts wissen und rückt das Sportliche wieder in den Mittelpunkt. Der 43-jährige Fußballlehrer erklärt, warum der BVB trotz aller Probleme durchaus Chancen hat, zeigt, wo die Münchner verwundbar sind - und prognostiziert, welcher Spieler den Unterschied ausmachen könnte.

t-online.de: Herr Titz, an diesem Wochenende ist München wieder einmal die deutsche Fußballhauptstadt - das Aufeinandertreffen der Bayern mit dem BVB wird mit Spannung erwartet. Aber ist die Partie angesichts der Dortmunder Krise überhaupt noch ein Spitzenspiel?

Christian Titz: Auf jeden Fall. Der FC Bayern und Borussia Dortmund sind seit Jahren die beiden stärksten Mannschaften der Bundesliga. Der BVB steckt zwar gerade im Tabellenkeller, aber da gehört er definitiv nicht hin. Das Team von Jürgen Klopp macht derzeit eine Phase durch, in der es in der Bundesliga einfach vorne die Chancen nicht nutzt und hinten unnötige Fehler einbaut, die fast allesamt zu Gegentoren führen. So etwas kommt vor, aber das schmälert nicht die Qualität, die in dieser Mannschaft steckt. Ich bin mir sicher, dass die Zuschauer eine spannende Partie auf sehr gutem Niveau sehen werden.

Trotzdem ist der FC Bayern derzeit eine Nummer zu groß für den BVB.

Das würde ich so nicht sagen. Die Bayern spielen vielleicht einen Tick cleverer. Sie nutzen beispielweise den eigenen Ballbesitz, um sich zu erholen, nehmen auch mal das Tempo raus und greifen nicht ständig ganz vorne an. Beim BVB geht vieles in höchstem Tempo, das kostet enorme Kraft. Und die fehlt dann unter Umständen, wenn man es mal nicht so läuft. Zudem haben die Bayern natürlich einen Kader, der seinesgleichen sucht. Da kann beinahe jeder Spieler gleichwertig ersetzt werden, die Ausfälle von Bastian Schweinsteiger oder Thiago fallen überhaupt nicht ins Gewicht. Trotzdem sind die Dortmunder ein extrem unangenehmer Gegner für den FC Bayern.

Inwiefern?

Die Laufbereitschaft gegen den Ball ist einmalig, das Gegenpressing eine echte Waffe. Hinzu kommt die herausragende individuelle Klasse von Spielern wie Marco Reus, Henrik Mkhitaryan oder Shinji Kagawa und die pfeilschnellen Stürmer um Pierre-Emerick Aubameyang. Bei Tempogegenstößen oder Pässen durch die Schnittstellen in die Tiefe könnte der BVB zu Chancen kommen und dem FC Bayern Probleme bereiten.

Wie genau sollte der BVB denn taktisch vorgehen in München?

Wichtig ist es, den richtigen Mix zu finden. Sie können mal früh angreifen, den FC Bayern unter Druck setzen und zu Fehlern oder zumindest langen Bällen zwingen. Dann aber auch mal bis hinter die Mittellinie fallenlassen, durchatmen, den Gegner kommen lassen und dann mit schnellen Kontern für Gefahr sorgen.

Spielt es eine Rolle, dass der FC Bayern gerne selbst das Spiel macht und ständig den Ball haben will? Kommt das dem BVB vielleicht sogar entgegen?

Die Dortmunder sind definitiv am stärksten, wenn sie auf einen Gegner treffen, der mitspielt. Der BVB ist keine Ballbesitz-Mannschaft, sondern lebt von den Räumen, die entstehen, wenn ein Team offensiv denkt und agiert. Schnelles Umschaltspiel, Pässe in die Tiefe, hohes Tempo, direkte Ballrückeroberung. Das sind die Attribute, die den BVB auszeichnen. Und das funktioniert eben nicht – oder nur sehr bedingt, wenn sich die gegnerische Mannschaft mit zehn Mann an den eigenen Strafraum zurückzieht. Man kann deshalb schon sagen, dass die Spielweise der Bayern den Dortmundern entgegenkommt.

Gibt es in der Mannschaft der Bayern Schwachstellen?

Meiner Meinung nach gibt es drei Möglichkeiten für den BVB. Zum einen stehen die Bayern aufgrund ihrer offensiven Spielweise immer extrem hoch. Die beiden Außenverteidiger sind voll in den Spielaufbau integriert und agieren teilweise im offensiven Mittelfeld. Oft bleiben deshalb nur die beiden Innenverteidiger als Absicherung. Sollte es dem BVB gelingen, nach Ballgewinnen schnelle Pässe in die Tiefe zu spielen, kann das zum Erfolg führen. Eine weitere Option hat vor allem Real Madrid in der letzten Saison nahezu perfekt umgesetzt. Die Madrilenen haben bei eigenem Ballbesitz nicht direkt nach vorne gespielt, sondern zehn Sekunden und länger den Ball in den eigenen Reihen laufen lassen und die Bayern so gezielt vor der einen auf die andere Seite gelockt. Sobald sich die Münchner zum Ball orientiert und verschoben hatten, hat Real mit schnellen Seitenwechseln oder Pässen in die Tiefe Angriffe eingeleitet und die entstandenen Räume für Konter genutzt.

Und was ist die dritte Variante?

Die dritte Variante ist frühes Angreifen, den Spielaufbau stören und Fehler ausnutzen, bei eigenen Ballverlusten ins sofortige Gegenpressing gehen. Das ist allerdings enorm kraftraubend und sollte deshalb dosiert eingesetzt werden. Es ist wichtig, dass beim BVB eine ordnende Hand das Tempo vorgibt.

Gibt es einen Spieler, der für diese Aufgabe prädestiniert ist?

Für mich kann Ilkay Gündogan zum Schlüsselspieler der Partie werden. Er ist zwar noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, aber er hat genau das, was der BVB jetzt braucht. Im Pokal wurde er geschont, deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass er gegen die Bayern von Anfang dabei ist und die Fäden im Mittelfeld ziehen soll.

Was genau muss er denn machen – was zeichnet ihn aus?

Gündogan kann das Spiel sehr gut lesen. Er kann das Tempo mit schnellen Pässen in die Tiefe anziehen, kann im Duell Mann gegen Mann für Überraschungsmomente sorgen, dann aber auch wieder auf den Ball treten und das Spiel beruhigen. Er hat ein Gespür für den richtigen Mix, hat sehr viele Optionen im Repertoire und ist deshalb enorm wichtig für die Mannschaft. Wenn er einen guten Tag erwischt und die Dortmunder ihre Aufgaben gut umsetzen, ist alles drin. Der BVB kann die Bayern schlagen.

Das Interview führte Mark Weidenfeller

Mehr Informationen zu Christian Titz, der schon bei großen Vereinen wie Bayer Leverkusen, Schalke 04 oder Ajax Amsterdam hospitierte, bei Klubs wie Alemannia Aachen oder SV Waldhof Mannheim tätig war und den FC Homburg als Chefcoach 2012 in die Regionalliga Südwest führte, finden Sie bei Facebook (www.coaching-zone-portal.de) und seinem YouTube-Channel (http://www.youtube.com/watch?v=1lTZxFxyVVU).

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