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Uli Hoeneß ist frei: Sammer ist das neue Bayern-Muttertier


Bayern mit Doppelspitze
Sammer hat sich neben Hoeneß in Stellung gebracht

Von t-online
Aktualisiert am 29.02.2016Lesedauer: 4 Min.
Das neue starke Duo beim FC Bayern? Matthias Sammer (li.) und Uli Hoeness.Vergrößern des BildesDas neue starke Duo beim FC Bayern? Matthias Sammer (li.) und Uli Hoeness. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)
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Von Mark Weidenfeller

Um fünf Uhr morgens aufstehen, Gewichte stemmen mit den harten Jungs und dann noch eine Runde auf den Ergometer. So sah der Tagesbeginn von Uli Hoeneß in den vergangenen Monaten aus. Statt Marmeladenbrot und Kaffee an der Seite von Ehefrau Susi gab es für den 64-Jährigen während seiner Haftzeit in der JVA Rothenfeld die karge Gefängniskost und strenge Regeln. Bereits seit heute morgen ist Hoeneß nach 637 Tagen hinter Gittern zurück in der Freiheit – und steht wohl auch vor seinem Comeback im Chefsessel des FC Bayern. Ganz alleine wird er in Zukunft in der Schaltzentrale der "Abteilung Attacke" allerdings nicht mehr sein.

Denn Sport-Vorstand Matthias Sammer hat die Abwesenheit seines übermächtigen und omnipräsenten Chefs genutzt, um sein Profil zu schärfen und sich in Stellung zu bringen. Der 48-Jährige ist der neue menschliche Schutzschild der Bayern und hat Hoeneß in dessen Funktion als Blitzableiter und moralische Instanz abgelöst. "Solange ich hier bin, ob das nun 20 oder zwei Jahre sind: Wenn jemand von uns angegriffen wird, dann verteidige ich ihn“, sagte er mit astreinem Hoeneß-Vokabular, nachdem Gerüchte um Alkohol-Eskapaden von Arturo Vidal und einen Maulwurf im Team aufgekommen waren.

Sammer: Vom Dauer-Mahner zum Muttertier

Sammer hat sich damit vom teilweise belächelten Dauer-Mahner zum neuen bayrischen Muttertier entwickelt, das seine Spieler vor Gefahren von außen abschirmt und in den entscheidenden Momenten selbst zur Jagd bläst. "Es geht darum, dem FC Bayern zu dienen und sich selbst dabei zu zeigen“, bestätigte er seinen neuen Beschützer-Instinkt. Das ständige "Zündeln" im Umfeld werde er bekämpfen, negative Stimmungsmache rund um den Verein nicht mehr zulassen. "Wir werden das nicht akzeptieren und noch enger zusammenrücken", kündigte er an.

Zweifel daran, dass Hoeneß bald wieder ein Teil dieses "Wir" sein wird, gibt es so gut wie keine. "Das war’s noch nicht", hatte er kurz vor seinem Haftantritt am 2. Juni 2014 in der JVA Landsberg verkündet und mit diesen vorerst letzten Worten als noch freier Mann bereits die Marschrichtung für seine Zukunft als wieder freier Mann vorgegeben. Dreieinhalb Jahre sollte der damalige Bayern-Präsident wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,4 Millionen Euro einsitzen, nach knapp der Hälfte der Zeit darf er nun wegen guter Führung – wie man im Justiz-Jargon sagt – auf Bewährung raus.

In den nächsten Wochen heißt es für Hoeneß jetzt erst einmal Genießen und Entspannen, alte Freunde treffen, das Erlebte verarbeiten. Am 13. März wird er erstmals wieder in der Öffentlichkeit auftreten und in Mönchengladbach eine Laudatio auf seinen langen Weggefährten Jupp Heynckes halten. Spätestens zum Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Juventus Turin wird er dann zum ersten Mal wieder auf seinem alten Platz in der Allianz-Arena erwartet. "Ich werde jetzt den Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein", sagte Hoeneß. Ob ihm das auf Dauer reicht, darf allerdings mehr als bezweifelt werden.

Insider: "Uli will zurück an die Macht"

"Uli will zurück an die Macht, das steht fest", verriet ein Insider aus dem angeblich engsten Kreis des FC Bayern der "Sport Bild". Doch selbst ohne Informationen aus erster Hand oder einen Blick in die Kristallkugel ist es nur sehr schwer vorstellbar, dass Hoeneß den Rest seines Lebens mit Schafskopf-Runden in seiner Villa am Tegernsee verbringen wird. Selbst die geringe Zeit als Freigänger nutzte er, um in seiner Rolle als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" die Jugendabteilung des FC Bayern einmal komplett auf links zu drehen und entscheidend an der Planung des neuen Nachwuchsleistungszentrums mitzuwirken.

Seinem Job bei den Junioren, der mit seiner Freilassung endet, will Hoeneß auch in Zukunft treu bleiben, sein Hauptaugenmerk richtet sich aber wieder auf das Profiteam. Zur Frage nach seiner zukünftigen Rolle beim Rekordmeister will sich Hoeneß nach einem längeren Urlaub im Sommer äußern, die Antwort – da sind sich viele bereits jetzt sicher – kann aber nur "Präsident" lauten. Hoeneß’ Vertreter und derzeitiger Amtsinhaber Karl Hopfner hat bereits angekündigt, ihm bei seiner Rückkehr "nicht im Weg stehen" zu wollen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge geht davon aus, dass Hoeneß "es werden wird, wenn er es werden will".

Starke Doppelspitze Sammer-Hoeneß?

Der FC Bayern könnte folglich in Zukunft von einer neuen starken Doppelspitze geführt werden und vom Duo Sammer-Hoeneß auf Dauer enorm profitieren. Denn neben dem in letzter Zeit auffällig unauffälligen Rummenigge könnte das redegewandte und selbstbewusste Gespann endlich mal für so etwas wie Ruhe an der Säbener Straße sorgen und dem neuen Trainer Carlo Ancelotti komplett den Rücken freihalten.

Sammer ist in diese Rolle in den vergangenen Monaten hineingewachsen – Hoeneß kann das sowieso. Der alte und voraussichtlich neue Bayern-Präsident hat dank seines Frühsports hinter den Gefängnismauern zwar etwas seiner einschüchternden Masse und insgesamt 18 Kilo verloren – an Strahlkraft hat er aber noch einmal gewonnen.

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