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Philipp Lahm im Interview: Das macht der Bayern-Star nach 2018


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Philipp Lahm im Interview
So plant der Bayern-Star seine zweite Karriere

Von t-online
Aktualisiert am 22.03.2016Lesedauer: 7 Min.
Das Karriereende als aktiver Fußballer ist für Philipp Lahm schon jetzt ein wichtiges Thema.Vergrößern des BildesDas Karriereende als aktiver Fußballer ist für Philipp Lahm schon jetzt ein wichtiges Thema. (Quelle: imago-images-bilder)
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Philipp Lahm hat klare Vorstellungen vom Leben. Ihm ist es wichtig, dass er sich auf etwas vorbereiten kann. Seine Profilaufbahn will er 2018 beenden. Dann wird er 34 Jahre alt sein. Doch längst plant der Weltmeister seine Karriere danach. Kürzlich sorgte sein Einstieg bei einem Startup-Unternehmen für Schlagzeilen.

Zuletzt haben Sie auch auf dem Business-Parkett für Schlagzeilen gesorgt. Fühlen Sie sich schon mehr als Unternehmer oder noch als Fußballer?
Meine unternehmerischen Aktivitäten müssen vorerst noch hinten anstehen. Ich bin in erster Linie immer noch Fußball-Profi. Ich glaube dem Verein, den Fans und mir ist am ehesten geholfen, wenn ich mich auf den Fußball und auf mein Amt als Kapitän des FC Bayern konzentriere. Das ist das Wichtigste. Das heißt aber nicht, dass ich gar keine Zeit habe, mich auch mit anderen Themen zu beschäftigen. Meine neuen Projekte machen mir viel Spaß. Ich sehe sie als spannende Ergänzungen und Möglichkeiten mich weiterzuentwickeln.

Erst sind Sie als Gesellschafter bei Sixtus eingestiegen, kürzlich als Investor beim Startup-Unternehmen Fanmiles. Was hat sie überzeugt, gerade mit diesen beiden Firmen eine Verbindung einzugehen?
Ich habe mein Engagement danach ausgesucht, was zu mir passt, und auch danach, ob ich Lust habe, meine Zeit damit zu verbringen. Sixtus ist eine Traditionsfirma, mit der ich groß geworden bin. Schon mein Vater hat Sixtus benutzt und ich natürlich auch. Ich kann die Produkte ausprobieren, ihre Wirkung am eigenen Körper spüren und mich damit direkt einbringen. Ich kann aus der Perspektive des Sportlers sagen: Das ist gut, das könnte man vielleicht etwas anders machen. Die Qualität muss stimmen. Und für mich als Mannschaftssportler ist es obendrein wichtig, dass das Team dahinter funktioniert. Beides ist bei Sixtus der Fall.

Und wie war es bei Fanmiles? Das Startup ist etwas völlig anderes.
Bei Fanmiles kann ich alle meine Social-Media-Kanäle auf einer Plattform bündeln. Hier ist es so, dass ich meinen Fans mit Prämien oder Aktionen für ihre Treue und ihr Interesse auch ein bisschen 'Danke' sagen möchte. Sie folgen seit Jahren meinen Aktivitäten und meinem sozialen Engagement. Das ist etwas sehr Schönes. Auch hier kann ich auf Unternehmensebene meine Erfahrung einbringen, die ich bei einem Weltverein wie dem FC Bayern gesammelt habe. Auch hier stimmt das Team dahinter. Außerdem interessiert es mich sehr, wie sich so ein Startup entwickelt.

Sie meinen es also tatsächlich ernst mit Ihrem Unternehmertun?
Ich will nicht nur als Testimonial dastehen. Es bereitet mir große Freude als Gesellschafter und Markenbotschafter auch Einfluss zu nehmen und mit Verantwortung zu tragen. Ich finde es spannend zu lernen, wie man eine Marke nach außen trägt und zum Beispiel Sixtus internationalisiert. Ich bekomme Einblick in die verschiedenen relevanten Unternehmensbereiche, kann reinhören, was geplant ist oder wird, und überlegen, wie ich mich einbringen und unterstützen kann. Das hat mir von Anfang an sehr viel Spaß gemacht.

Wann ist die Idee gereift, so bewusst den Weg des Unternehmers einzuschlagen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Als ich 20 oder 25 Jahre alt war, habe ich noch nicht in diese Richtung gedacht. Die erste Anfrage kam von Sixtus. Davor habe ich mich mit diesem Thema nicht befasst. Mein Interesse ist dann mit der Zeit immer mehr gewachsen. Ich habe gemerkt, dass es mir Spaß macht, mich mit den Gesellschaftern und Vertrieblern zu treffen, um darüber zu diskutieren, wie etwas funktionieren kann. Was macht das Unternehmen aus? Wie platziert man eine Marke richtig? Welche Medien sucht man dafür aus? Das ist alles sehr interessant für mich. Und ich bin mir sicher, dass es ein Bereich ist, in dem ich mich nach meiner Fußballkarriere vermehrt einbringen kann und möchte.

Werden weitere Firmen-Beteiligungen folgen? Und wenn ja, in welche Richtung wird es gehen? Steht am Ende ein ganzes Lahm-Imperium?
(lacht) Seit meinem Einstieg bei Sixtus haben sich viele weitere Unternehmen gemeldet – auch einige interessante, wie jetzt eben Fanmiles. Ich denke schon, dass in Zukunft noch andere Projekte dazukommen. Aber es muss zu mir passen. Irgendwie wird es wohl im weitesten Sinne immer mit Fußball beziehungsweise Sport zu tun haben. Dass daraus ein Lahm-Imperium wird, kann ich mir momentan aber nicht vorstellen.

Sie haben schon immer Ihre Vorbild-Rolle sehr ernst genommen. Was möchten Sie vermitteln?
Wenn du in der Öffentlichkeit stehst, achten Menschen sehr auf dich. Daraus ergibt sich für mich automatisch die Aufgabe, Vorbild zu sein. Bei uns Fußballern ist es vor allem gegenüber Kindern der Fall. Sie schenken dir Aufmerksamkeit. Als öffentliche Person hat man dadurch die Möglichkeit, Themen und Werte zu transportieren. Diesem Wechselspiel sollte man sich bewusst sein. Mir ist zum Beispiel der Wert von eigenständigem Handeln sehr wichtig, die Fähigkeit selbst Entscheidungen treffen zu können. Dafür muss ich die gesellschaftlichen Regeln lernen und ein Selbstbewusstsein entwickeln. Ich möchte junge Menschen unterstützen, sich selbst zu finden. Dabei geht es auch um das Thema Ernährung, und dass man auf seinen Körper im Allgemeinen achten sollte. Das sind die Grundlagen, die ich in meinem Leben als Fußballer mitbekommen habe und als wertvoll betrachte.

Was treibt Sie an? Sie könnten auch den Rest Ihres Lebens auf der Couch verbringen?
Auf die Couch freue ich mich tatsächlich. Und ich möchte auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich denke aber, dass man im Leben immer eine Herausforderung braucht. Ich hoffe, ich habe noch ein langes Leben vor mir. Daher bin ich mit Mitte 30 noch zu jung zum Nichtstun. Das kann ich nicht. Das bin ich einfach nicht. Bisher bin ich es gewohnt, alle drei bis vier Tage vor einer großen Herausforderung zu stehen, weil ich einen Wettkampf bestreiten muss. Das wird nach der Profi-Laufbahn auf einmal weg sein. Dessen bin ich mir bewusst. Daher bereite ich mich auf mein Karriereende vor.

Ihre Profi-Karriere wollen Sie doch erst 2018 beenden. Trotzdem beschäftigen Sie sich schon so intensiv mit der Zeit danach wie kaum ein anderer ihrer Profi-Kollegen.
Mich auf ein Ende vorzubereiten, ist mir sehr wichtig. Das war schon bei der Nationalmannschaft so, als ich weit vorher beschlossen habe, wann ich aufhören werde. So konnte ich mich besser darauf einstellen. Mein Karriereende wird allerdings ein noch viel größerer Einschnitt sein. Seit meinem fünften Lebensjahr spiele ich in einer Fußball-Mannschaft. Mein Tagesablauf war immer von Trainings- und Spielplänen abhängig. Das wird dann auf einmal ebenso weg sein, wie die Herausforderung, immer wieder Leistung zu bringen. Also brauche ich eine andere Herausforderung. Die habe ich mir nun früh gesucht, um nachher nicht dazustehen und zu sagen: Was mache ich jetzt eigentlich?

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Aber zum Karriereende 2018 dürften Sie aller Voraussicht nach noch topfit sein. Sie können doch nicht einfach komplett mit dem Fußball aufhören? Kann sich ein Bezirksligist Hoffnungen machen?
Ich weiß es nicht, ob ich dann noch spielen werde. Aber ich kann es mir gut vorstellen. Sag niemals nie. Ich glaube aber, es geht dann noch weiter runter Richtung Freizeitfußball. Ich liebe den Fußball, ich habe so viel Leidenschaft reingesteckt und habe immer noch Spaß dabei. Außerdem genieße ich das Zusammensein und das Flachsen mit den Jungs in der Kabine. Aber ich betreibe auch viele andere Sportarten, in die ich dann mehr Zeit investieren kann.

Ihre Karriereschritte nach der Profi-Karriere wirken sehr gut überlegt. Werden Sie später ein Amt beim FC Bayern anstreben?
Ich weiß es nicht. Aber wenn man so lange im Verein ist, ist es immer eine Option. Allerdings ist ja auch noch eine Weile hin. Konkrete Gespräche gab es deshalb noch keine.

Sie, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer wurden schon als nächste Generation möglicher Bayern-Funktionäre gehandelt. Gemeinsam in der Chefetage – das klingt doch nach jeder Menge Spaß.
(lacht) Wir haben alle viel miteinander erlebt. Niederlagen verarbeiten müssen und große Siege gefeiert. In solchen Extremsituationen lernt man sich richtig kennen. Und das verbindet uns natürlich auch. Aber es ist nicht so, dass man später automatisch in die Führungsetage aufsteigt. Auch das muss man sich alles erst hart erarbeiten.

Aber dieses Quartett würde dem Verein auch nach der Karriere gut zu Gesicht stehen.
Es ist ja auch ein bisschen die Geschichte und Philosophie des FC Bayern. Wenn man zum Beispiel Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge nimmt, die hier erst Spieler waren und anschließend Führungspositionen übernommen haben. Es ist wichtig, dass Spieler später den Sprung zum Klub-Funktionär schaffen, genauso wie vorher Jugendspieler den Sprung in den Profi-Kader. Man braucht in allen Bereichen Experten. Aber eben auch Personen, die dem Verein lange verbunden sind. Sie sind für die Fans wichtige Identifikationsfiguren.

Derzeit trifft sich die Nationalmannschaft zu den letzten Test-Länderspielen vor der EM in Frankreich. Fehlt als amtierender Weltmeister vielleicht die letzte Gier auf den nächsten Erfolg?
Die Nationalmannschaft hat gute Chancen auf den Titel. Es gibt vier, fünf Teams, die die Qualität haben, Europameister zu werden. Und da gehört Deutschland ganz einfach dazu. Ob es am Ende reicht, weiß man natürlich nicht. Es müssen viele Kleinigkeiten zusammenpassen. Die richtige Form zur richtigen Zeit. Das Quäntchen Glück auf seiner Seite und so weiter. Die Mannschaft wird aber nicht auf Grund des Erfolgs von 2014 scheitern. Dazu sind zu viele erfahrene Spieler dabei.

Mit Joshua Kimmich macht gerade ein junger Teamkollege von Ihnen nachdrücklich auf sich aufmerksam. Wird er noch auf den EM-Zug aufspringen können oder sollte er lieber bei Olympia dabei sein?
Wenn ich die Chance hätte, zur A-Nationalmannschaft zu gehen, würde ich immer diesen Weg wählen. Man weiß nie, was passiert. Wenn einer konstant auf dem Niveau Fußball spielt wie Josh, dann ist man auch immer ein Thema für die Nationalmannschaft. Grundsätzlich habe ich keinen Zweifel daran, dass er es packen könnte. Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden.

Könnte Kimmich aufgrund seiner Vielseitigkeit sogar Ihr Nachfolger auf der rechten Außenverteidiger-Position in der Nationalmannschaft werden?
Ich denke seine besten Positionen sind im defensiven Mittelfeld oder in der Innenverteidigung. Ob Josh auch Rechtsverteidiger spielen kann, weiß ich nicht. Ich habe ihn auf dieser Position noch nie gesehen. Aber man könnte es ja mal ausprobieren.

Das Interview führte Thomas Tamberg

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