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Weltmeister Kramer: "Ich würde für kein Geld der Welt nach China gehen"


Weltmeister im Exklusiv-Interview
Kramer: "Ich würde für kein Geld der Welt nach China gehen"

t-online, Guido Heisterkamp

11.07.2017Lesedauer: 5 Min.
Schafft es der Weltmeister von 2014 noch in den WM-Kader für Russland?Vergrößern des BildesSchafft es der Weltmeister von 2014 noch in den WM-Kader für Russland? (Quelle: imago-images-bilder)
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Seit seinem K.o. im WM-Finale 2014 ist Christoph Kramer eine Legende. Den Triumph beim Confed Cup musste der 26-jährige Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach aber vor dem Fernseher verfolgen.

Im exklusiven Interview mit t-online.de verrät der Weltmeister, dass er trotzdem noch Hoffnung auf die WM 2018 in Russland hat, sich ein Karriere-Ende in Gladbach vorstellen kann und dass er niemals nach China wechseln würde.

t-online.de: Herr Kramer, Deutschland jubelt nach den Erfolgen bei U21-EM und Confed-Cup über den breitesten DFB-Kader aller Zeiten. Sie fehlten. Konnten Sie mitfiebern oder waren Sie zu enttäuscht, nicht dabei zu sein?

Christoph Kramer (26): Als ich nicht für die EM in Frankreich nominiert wurde, da wusste ich nicht so richtig, ob ich auch mitfiebern kann. Spätestens beim Viertelfinale gegen Italien (6:5 n.E., Anm.d.Red) hat es mich dann aber doch gepackt. Das war dann auch sehr schön für mich zu sehen, dass ich – obwohl ich mal dabei gewesen bin – trotzdem auch vom Sofa aus mitfiebern kann. Das war für mich persönlich eine sehr gute Erfahrung. Der Confed Cup hat mich jetzt nicht so gepackt wie eine WM oder EM. Aber ich hab mich für meinen Teamkameraden Lars Stindl riesig gefreut.

Er hat ein starkes Turnier gespielt.

Er hat sich das einfach verdient – über die ganze Saison und seine ganze Karriere – Nationalspieler zu werden und dann auch noch den Titel zu holen. Deswegen hat es mich für ihn auch sehr gefreut. Mit ihm habe ich auch besonders mitgefiebert.

Ihr letztes Länderspiel war im März 2016. Haben Sie noch Hoffnung, auf den WM-Zug aufzuspringen?

Ja, im Fußball ist das zwar eine gefühlte Ewigkeit. Aber schauen wir mal, was in dem Jahr passiert.

Gladbach hat eingekauft. Mit Matthias Ginter kommt ein Weltmeister-Kollege, der in der Kabine sogar neben Ihnen sitzt. Was ist ihre lustigste Erinnerung an ihn aus Brasilien?

Wir waren im Campo Bahia in unterschiedlichen Häusern, deswegen hatten wir nicht allzu viele Berührungspunkte. Matthias ist jetzt auch nicht dafür bekannt, besonders viel zu reden. Deswegen kann ich jetzt auch gar keine Anekdote von uns beiden erzählen. Das haben wir uns für die Zeit in Gladbach aufgehoben (lacht).

Neben Ginter kamen Grifo, Zakaria oder Oxford. Was ist drin in dieser Saison?

Ich hoffe, dass wir Europa wieder angreifen können. Es wird sehr schwer, weil es einfach nicht mehr – wie vor fünf, sechs Jahren – Mannschaften gibt, bei denen du weißt, dass du gegen die zu Hause auf jeden Fall gewinnst. Es gibt viele Mannschaften, die sich das Ziel Europa setzen. Wenn man von Anfang an gut wegkommt, dann hat man eine große Chance weit oben zu landen. Aber es ist auch immer sehr viel Risiko dabei, weil alle Mannschaften – mit ein paar Ausreißern nach oben und nach unten – gleich gut und gleich konstant sind. Auch, weil jetzt Darmstadt und Ingolstadt weg sind und Stuttgart und Hannover wieder mitmischen.

Sie haben den internationalen Wettbewerb verpasst. Sind Sie froh, ein bisschen mehr Ruhe zu haben oder hätten Sie lieber Europa League gespielt?

Wir müssen es so nehmen, wie es ist und das Beste daraus machen. Wir können uns voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren, was sicher auch kein Nachteil ist.

Wie schwer ist es, sich nach den Donnerstagspielen wieder auf die Bundesliga am Sonntag zu konzentrieren und zu motivieren?

Ein Motivationsproblem gibt es nicht. Die Schwierigkeit in den englischen Wochen ist, vom Kopf her immer alle drei Tage da zu sein. Und die Reisestrapazen unterschätzt man auch immer. Das sind de facto nur sechs Spiele mehr in der Hinrunde – wenn man keine Quali spielt – aber das macht sich schon bemerkbar. Auch mehr bemerkbar, als man vielleicht von außen denken könnte.

Kann man sich in zwei Tagen überhaupt auf einen neuen Gegner einstellen?

Da helfen Automatismen, die man zum Beispiel vorher in einer langen Vorbereitung einstudiert hat. Da muss man sich auch viel über die Theorie erarbeiten, weil es auf dem Platz zu knapp und zu viel werden würde. Von daher ist es so schon ein Vorteil für die Bundesliga, wenn man nicht europäisch spielt. Man kann sich mehr darauf konzentrieren. Aber es ist schade, dass wir Europa verpasst haben.

Was haben Sie sich persönlich für die neue Saison vorgenommen?

So zu spielen, wie die alte Saison aufgehört hat. Ich war sehr zufrieden mit der Rückrunde und will daran anknüpfen. Und dann gucken wir mal.

Sie sind jetzt 26 Jahre alt. In dem Alter werden mittlerweile immer mehr Spieler mit Wahnsinnsgehältern nach China gelockt. Sie haben den modernen Fußball mal als modernen Menschenhandel bezeichnet. Ab welcher Summe werden Sie schwach?

Ab keiner Summe. Für mich kommt im Moment ein Wechsel für keine Summe der Welt in Frage. Man hat so ein privilegiertes Leben, da kommt es im Endeffekt nicht auf so viel Geld mehr oder weniger an.

Haben Sie einen Karriereplan? Nach Gladbach?

Ich bin ja noch mindestens vier Jahre bei Borussia – so lange läuft mein Vertrag, da hab ich noch lange Zeit zu planen. Jetzt gerade liegt mein voller Fokus auf Gladbach.

Wollen Sie später ins Ausland? Und wenn ja, welche Liga würde sie reizen?

Ich finde die Bundesliga überragend – ich hab hier alles, was ich brauche. Ich würde nicht sagen, dass mich das Ausland unbedingt reizt. Ich möchte erstmal so lange in der Bundesliga bei Gladbach spielen, wie mich meine Füße tragen und dann ist gut.

Die Saison geht für Sie mit dem DFB-Pokalspiel bei Rot-Weiß Essen los. Was erwarten Sie?

Zwei West-Mannschaften, zwei Traditionsklubs. Ich hatte ehrlich gesagt mit dem Livespiel geliebäugelt. Berlin gegen Rostock ist im Osten der Schlager, aber hier im Westen ist Essen gegen Gladbach schon ein tolles Spiel. Wir sind noch nicht drin in der Saison und das ist direkt eine harte Probe und eine Standortbestimmung.

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Am ersten Bundesliga-Spieltag empfangen Sie dann direkt den FC zum Derby. Toller Auftakt oder hätte die Begegnung gerne später in der Saison stattfinden dürfen?

Ein toller Auftakt. Wenn du mit einem Derby startest, weißt du direkt, woran du bist. Dazu auch noch ein Heimspiel. Man ist schnell in der Saison drin und es gibt keine lange Anlaufzeit. Ich freue mich auf das Derby.

Auf welches Spiel fiebern Sie persönlich am meisten hin – Ihr Highlight der Saison?

Das kann ich im Voraus nicht sagen. Highlights sind auch immer Saisonrückblickend. Als wir letztes Jahr in Leverkusen oder Florenz gespielt haben, waren das vielleicht nicht die Spiele, auf die ich hingefiebert habe. Highlights kristallisieren sich erst später heraus – nach Spielverlauf, Ergebnissen und allem, was da reinspielt. Letzte Saison waren das für mich die Spiele in Leverkusen und Florenz.

Wer ist Ihr Lieblingstrainer?

Ich kann jedem Trainer etwas abgewinnen und hatte am Anfang mit Lucien Favre und Sascha Lewandowski tolle Trainer. Ich konnte unter Schubert und Schmidt auch viel lernen. Ich hatte Trainer in Bochum, von denen ich viel mitgenommen habe. Dieter Hecking finde ich sehr, sehr gut, wie er in der Menschenführung, im taktischen Bereich ist.

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