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Erwischt Nagelsmann der Trainer-des-Jahres-Fluch?


Callis Kolumne
Erwischt Nagelsmann der Trainer-des-Jahres-Fluch?

t-online, Reiner Calmund

16.07.2017Lesedauer: 4 Min.
t-online.de-Kolumnist Reiner Calmund hat großen Respekt vor der Leistung des TSG-Trainers Julian Nagelsmann.Vergrößern des Bildest-online.de-Kolumnist Reiner Calmund hat großen Respekt vor der Leistung des TSG-Trainers Julian Nagelsmann. (Quelle: imago-images-bilder)
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Julian Nagelsmann wurde bei "11Freunde" als Trainer des Jahres ausgezeichnet, Jörg Schmadtke als bester Manager. Manager-Legende Reiner Calmund war als Laudator dabei, singt nun ein Loblied auf die Geehrten und warnt Nagelsmann vor einem Fluch.

Die Kolumne von Reiner Calmund bei t-online.de

Die "11Freunde" riefen und jede Menge Fußball-Prominenz folgte dem Ruf des "Magazin für Fußball-Kultur" in die Kölner "Flora". Die Jury des Berliner Magazins (unter anderem besetzt mit Bundestrainer Jogi Löw, Bundestrainerin Steffi Jones, Trainerlegende Jupp Heynckes und Torwart-Ikone Oliver Kahn) hatte getagt und entschieden und ihre "Besten der Saison" gekürt.

Nagelsmann ist ein Naturtalent

Dass dabei Julian Nagelsmann „Trainer des Jahres“ wurde, ist nachvollziehbar angesichts dessen, was der jüngste Trainer der Liga – der erst in einer Woche 30 Jahre alt wird – seit seinem Amtsantritt in Hoffenheim auf die Beine gestellt hat. Vom letzten Platz bei der Übernahme von Huub Stevens über die Rettung und dann ohne Umwege in die Champions League – das muss dem Jungen erst Mal einer nachmachen. Dabei verbuchten die Hoffenheimer unter ihrem cleveren Sportdirektor Alex Rosen vor der vergangenen Saison sogar einen hohen Transferüberschuss.

Kompliment! Auch dafür, dass er sich den Lorbeerkranz nicht alleine aufsetzen wollte: Nicht der "Trainer der Saison" gehöre ausgezeichnet, sondern das "Trainerteam", sagte Nagelsmann und brachte seine Assistenten mit auf die Bühne. Eine tolle Geste, die bei ihm den Vorteil hat, dass nichts aufgesetzt wirkte. Der jüngste Trainer der Liga ist authentisch, souverän, charismatisch und humorvoll. In meinen Augen ist er ein Naturtalent als Trainer, seine Art der Mannschaftsführung kommt an, er besitzt diese natürlicher Autorität, die man nicht erlernen kann. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Ein knapp 30-Jähriger ohne Profierfahrung muss sich durchsetzen in diesem Haifisch-Becken Bundesliga, das hat er auf Anhieb geschafft.

Favre und Tuchel wurden ausgezeichnet und waren dann bald weg...

Wollen wir hoffen, dass die Auszeichnung kein schlechtes Omen für Nagelsmann bedeutet. 2015 wurde Lucien Favre geehrt, der bald darauf in Mönchengladbach kündigte, 2016 war es Thomas Tuchel, der am Ende der Saison in Dortmund gehen musste. Die Tatsache, dass beide Trainer nach wie vor zur absoluten Elite zählen und jederzeit einen neuen guten Job bekommen würden,wird den Hoffenheimer Coach beruhigen.

Während Nagelsmann mit Team der Einladung nach Köln folgte, wurde Robert Lewandowski per Video zugeschaltet. Der Münchener – zum zweiten Mal in Folge zum "Besten Spieler der Saison" auserkoren, musste im knapp 35 Kilometer entfernten Düsseldorf bei der Mannschaft bleiben. Obwohl der Pole nicht Torschützenkönig geworden ist, fiel in meinen Augen die Wahl auf den Richtigen. Er ist ein kompletter Fußballer, der auch international sehr große Anerkennung genießt. Ich bin gespannt, ob sich sein Unmut darüber, dass er in den letzten Spielen der vergangenen Saison nicht mehr die nötige Unterstützung auf dem Weg zum Torschützenkönig erfahren haben will, mittlerweile gelegt hat.

Schmaddi macht einen Bombenjob

Ein Heimspiel in Köln – obwohl er ja Düsseldorfer ist – genoss Jörg Schmadtke. Der Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde als "Manager der Saison" geehrt, ich durfte die Laudatio halten, was mir insofern Spaß machte, als ich diese Auszeichnung als total verdient ansehe. Denn "Schmaddi" macht ja nicht erst seit vier Jahren in Köln einen Bombenjob.

Er führte die hochverschuldete Alemannia aus Aachen in den UEFA-Cup und die Bundesliga. Mit Hannover 96 gelang Schmadtke nach dem Freitod von Robert Enke, trotz der sportlichem und seelischen Talfahrt in letzter Sekunde der Klassenerhalt und danach zweimal die Europa-League-Quali. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alex Wehrle sanierte er den FC binnen vier Jahren, aus dem Koma-Patienten wurde ein Klub, der demnächst sein Comeback auf internationaler Bühne feiert.

Köln und Hoffenheim feiern Modeste-Deal

Die Kölner Delegation mit Präsident Werner Spinner, Trainer Peter Stöger und Schmadtke stießen mit den Kollegen aus Hoffenheim – Sportchef Alex Rosen und Julian Nagelsmann – mit ein paar Kölsch auf den Modeste-Deal an, der der TSG auch noch ein paar Milliönchen in die Kasse spült. Es war eine schöne, stimmige Veranstaltung in Köln. Ohne das große Ballyhoo, das heute für viele Beteiligte ja offensichtlich dazu gehört.

Stars wurden geehrt, klar. Aber es fehlten nicht die Zwischentöne. Etwa als Hans Leyendecker die Laudatio auf Ousmane Dembélé hielt, den "Newcomer der Saison". Leyendecker ist nicht nur einer besten deutschen Investigativ-Journalisten, sondern auch ein großer Fan des BVB. Dennoch ließ er in seinem Beitrag auch ein bisschen Nachdenklichkeit freien Lauf: Früher habe man die Nachwuchskräfte im Profifußball daran erkannt, dass sie die Koffer aus und in den Bus schleppten, die Wasserkästen auf den Trainingsplatz schleppten und ansonsten in der Kabine die Klappe hielten.

Irgendwann geht es nur noch um Kohle

Heute dagegen präsentierten sie sich vor Kameras und Mikrofonen nicht selten wie ausgebuffte Politiker und sagen Sätze wie: "Ich bin dankbar, dass ich der Mannschaft helfen durfte." Eigentlich wollen sie damit etwas ganz anderes sagen, nämlich: "Ey Leute, habt ihr gesehen, wie super ich bin?" Den Rest besorgten meist die Berater, die irgendwann mit Angeboten von Real oder Barcelona auf der Matte stünden. Wir können es nicht mehr ändern: Genau wie ich ist Leyendecker ein großer Fan von Dembélé. Aber wir alle wissen: Irgendwann geht es nur noch um die Kohle.

Nachdenklich wurde es auch, als Sky-Kommentator Kai Dittmann sich mit Schiedsrichter Manuel Gräfe unterhielt. Für den war es nicht einfach, nach dem Freistoßpfiff in der Relegation 2014 gegen den KSC (für den HSV) am letzten Spieltag die Partie HSV gegen Wolfsburg zu pfeifen. Gräfe war froh, dass ihm kein gravierender Fehler unterlief. Er wurde von vielen Beobachtern sogar als bester Mann auf dem Platz bewertet, was aber bei diesem Match nicht allzu schwer war. Im Gespräch mit Dittmann gab sich der "Schiedsrichter der Saison" angenehm offen und souverän.

Augsburg-Fans holen Gäste am Bahnhof ab

Ausgezeichnet wurden auch die Anhänger des FC Augsburg, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, die Fans der gegnerischen Vereine am Bahnhof abzuholen und mit ihnen gemeinsam ins Stadion zu gehen. Gerade in einer Zeit wachsender Gewalt ein tolles Zeichen. Zur Nachahmung empfohlen! Der Kölner Kultmusiker Wolfgang Niedecken ehrte Ewald Lienen zum Typen der Saison, beide sorgten dabei als echte Typen für viel Spaß und Unterhaltung.

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