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BVB: Was Lucien Favre bei der Borussia auf den Kopf stellt


Neue Spieler, neue Philosophie
Was Favre bei der Borussia auf den Kopf stellt

Eine Analyse von Constantin Eckner

Aktualisiert am 23.08.2018Lesedauer: 4 Min.
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Neuer Trainer, neue Taktik: Borussia Dortmunds neuer Trainer Lucien Favre.Vergrößern des Bildes
Neuer Trainer, neue Taktik: Borussia Dortmunds neuer Trainer Lucien Favre. (Quelle: imago-images-bilder)

Dortmund geht mit einem neuen Trainer in die Saison: Lucien Favre. Die taktische Handschrift des Schweizers ist bereits zu erkennen, jedoch hat er ein Problem zu lösen. Eine Analyse von Constantin Eckner.

Und jährlich grüßt das Murmeltier bei Borussia Dortmund. Zum dritten Mal in vier Jahren wagen die Schwarzgelben einen Neuanfang mit einem frisch verpflichteten Trainer. Nach einem misslungenen Versuch mit Peter Bosz in der vergangenen Saison soll es nun der Bundesliga-erfahrene Schweizer Lucien Favre richten. Dessen spezielle Handschrift wurde bereits in der Saisonvorbereitung ersichtlich.

Favre steht für strukturierte Defensive

Bekanntermaßen ist Favre ein Verfechter von klar strukturiertem Defensivfußball. Er möchte, dass seine Mannschaft kompakt steht und den Weg zum eigenen Tor zu jedem Zeitpunkt versperrt. Nun waren die Dortmunder aber zum Ende der vergangenen Saison defensiv anfällig. Doch schon nach wenigen Trainingseinheiten und Testpartien zeigte sich der Einfluss Favres.

Der BVB stand besser gestaffelt im Pressing. Aus einer 4-3-3-Grundordnung heraus liefen zunächst drei Offensivspieler vorn an, ließen sich dann jedoch rasch zurückfallen, sobald der Gegner erste Raumgewinne verbuchte. Anschließend stand Dortmund in einem 4-5-1. Die Mittelfeldreihe war lehrbuchmäßig als Bogen geformt, damit die beiden Außenstürmer schnellen Zugriff auf die nächstgelegenen Gegenspieler hatten, während in der Spielfeldmitte mehr auf Absicherung geachtet wurde.



Zudem verzichtete Favre auf ein allzu aktives Verteidigen seiner beiden Außenverteidiger. Statt die letzte Defensivlinie auseinanderzureißen, sollte sie kompakt bleiben und das Zentrum bewachen. Schon während seiner Amtszeit bei Borussia Mönchengladbach war es ein Markenzeichen Favres, dass er dem Gegner lieber Ballbesitz und Raumgewinn erlaubte und dafür die Kompaktheit am eigenen Strafraum erhielt. Die Gladbacher zwangen Gegner oftmals zu Schüssen aus ungünstigen Situationen, weil es schlichtweg kein Durchkommen gab.

Noch viele Baustellen

Nun ist der BVB noch nicht so weit, eine derart gefestigte Defensive vorzeigen zu können – wie auch die Erstrundenpartie im DFB-Pokal bei Greuther Fürth am Montag verdeutlichte. In den vergangenen Jahren verteidigten die Borussen proaktiv und suchten oftmals den Zweikampf im Mittelfeld. Das war nicht ganz risikolos, sollte aber auch den eigenen Anspruch unterstreichen, in jeder Spielphase dominant aufzutreten. Favre wird hier weiterhin an Stellschrauben drehen. Fehlerfrei wirkt das Verteidigungsverhalten der Dortmunder bis jetzt nicht, aber die Mannschaft scheint auf einem guten Weg.


Größeres Kopfzerbrechen bereitet dem 60-Jährigen gewiss das Offensivspiel. Der BVB traf in all seinen Vorbereitungspartien, aber zumeist nach Ballgewinnen im Mittelfeld und schnellen Umschaltangriffen. Die Pressing-Expertise Favres macht dies natürlich zu einem gangbaren Konzept, doch in vielen Bundesligapartien wird Dortmund vornehmlich aus der eigenen Hälfte gegen geordnete Verteidigungsreihen anlaufen müssen.

Gerade wenn die vier Abwehrspieler im Spielaufbau unter Druck gesetzt werden, hagelt es Fehlpässe und Ballverluste. Favre fordert von seinen Kickern mehr Ruhe und Übersicht. Er möchte, dass sie nicht direkt das überhastete Abspiel nach vorn suchen, sondern lieber noch einmal den Ball hinten herum laufen lassen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn der Gegenspieler einem Marcel Schmelzer oder Ömer Toprak direkt auf den Füßen steht. Das Zauberwörtchen heißt Pressingresistenz. Aber die erlangt ein Spieler nicht über Nacht.

Viele Künstler, kein Brecher

An sich ist das Potenzial des BVB in der Offensive aber immens. Das liegt nicht nur an Instinktfußballern wie Marco Reus, Christian Pulisic, Jadon Sancho oder Jacob Bruun Larsen, auch das Mittelfeld ist gespickt mit jungen und hochtalentierten Kickern. Mahmoud Dahoud und Mario Götze harmonierten prächtig während der Sommervorbereitung. Dahoud, der als ein Lieblingsschüler Favres gilt und schon in Gladbach von eben jenem immens gefördert wurde, glänzte mit Präsenz auf dem gesamten Spielfeld. Götze zeigte sich in körperlich verbesserter Form. Ergänzt werden die beiden vom physischen Mittelfeldallrounder Thomas Delaney, dem immer noch schlitzohrigen Routinier Shinji Kagawa und übersichtsstarken Sechsern wie Julian Weigl und Axel Witsel. Letzterer könnte schon innerhalb kürzester Zeit die Qualität des ohnehin schon starken Mittelfelds um ein gutes Stückchen anheben.


Was der BVB jedoch auch immer an Kaderdichte im Mittelfeld und auch auf den Flügelpositionen zu bieten hat, im Sturmzentrum hapert es. Dort muss sich wohl in den kommenden Monaten neben Reus vor allem Maximilian Philipp beweisen. An sich ist der 24-Jährige ein klassischer Favre-Stürmer. Der Schweizer Trainer feierte immerhin seine größten Erfolge bei Gladbach mit einer Doppelspitze bestehend aus Max Kruse und Raffael. Aber etwas wohler wäre sicherlich allen Borussen, wenn sie einen körperlich präsenten Stürmer wenigstens als Alternative auf der Bank hätten.

So könnte am Ende dieses Detail über Wohl und Wehe in der anstehenden Spielzeit entscheiden. Wenn es allerdings einer hinbekommt, ohne echten Sturmbrecher trotzdem zum Erfolg zu kommen, ist es Lucien Favre.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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