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Zukunft des FC Bayern München: Was Trainer Kovac jetzt anders macht


FC Bayern unter Druck
Der Kovac-Plan: Was der Trainer jetzt anders macht


Aktualisiert am 08.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Voll bei der Sache: Bayern-Trainer Niko Kovac auf dem Fußballplatz in Rottach-Egern.Vergrößern des Bildes
Voll bei der Sache: Bayern-Trainer Niko Kovac auf dem Fußballplatz in Rottach-Egern. (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)

Niko Kovac bereitet den FC Bayern am Tegernsee intensiv auf die kommende Bundesliga-Saison vor. Warum der Kroate dabei an seine Vorgänger erinnert, was der Münchner Trainer mittlerweile anders macht – und was er noch ändern muss.

Bayern-Trainer Niko Kovac wirkt auf dem Trainingsplatz wie im Tunnel. Während seine Assistenten Hansi Flick und Bruder Robert für die Spielformen die Stationen abstecken, schaut sich der Trainer des FC Bayern das Geschehen oft auf Höhe der Mittellinie an, tief in Gedanken versunken.

Manchmal wirkt Kovac wie Ancelotti und Heynckes

So macht es der 47-Jährige auch im Trainingslager am Tegernsee, im Tal hinter der Südspitze in Rottach-Egern. Rechter Hand vom Sportgelände thront der imposante Wallberg, 1722 Meter hoch. Felix Magath soll die Bayern früher hier hochdirigiert haben, so wird es sich bis heute ziemlich genau 58 Kilometer südlich von München erzählt.


Kovac vermied im Vorjahr derlei Maßnahmen. Er erinnert in seiner Ruhe eher an Carlo Ancelotti (60 Jahre) und Jupp Heynckes (74). Er solle sich auch beim Fußball mehr an seinen Vorgängern orientieren, "am Tiki-Taka", gab ihm Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge jüngst einen Rat.

FC Bayern: Kovac sorgt vor und testet B-Lösungen

"Man muss als Trainer immer vom Worst Case ausgehen", sagte er zur ausbaufähigen Kadergröße und fügte dennoch hinzu: Mit 17 Mann wird es nicht ganz reichen.“ Der Münchner Coach probiert deshalb Spieler auf nicht angestammten Positionen aus: Zum Beispiel Youngster Alphonso Davies (18), eigentlich ein Angreifer, als Linksverteidiger. Oder Jann-Fiete Arp (19), ein Mittelstürmer, als Linksaußen.

Der Bayern-Trainer erwägt gar, Rechtsverteidiger Joshua Kimmich zum Sechser umzufunktionieren. "Dass Jos auf dieser Position spielen kann, haben wir in der Nationalmannschaft gesehen“, erklärte er. Kovac tüftelt hin und her.

In der vergangenen Saison hatten die Bayern die meiste Stabilität in einem 4-2-3-1-System. "Wenn wir keinen zusätzlichen Außenstürmer bekommen, stellen wir von Fall zu Fall eine Dreierkette plus zwei hochstehende Außenverteidiger", sagte Kovac zum Vorbereitungsstart plötzlich dem "kicker", um sofort wieder zurückzurudern.

Beim Audi Cup testete er zeitweise ein 4-1-4-1, im Supercup wählte er ein 4-3-3-System – ein Fehler. Der BVB konterte beim 2:0 die Münchner zwei Mal empfindlich aus, die darüber hinaus eklatante Schwächen in der Rückwärtsbewegung offenbarten.

Kovac sucht die Nähe zu Bayern-Boss Rummenigge

Rummenigge sah sich die Supercup-Pleite auf der Dortmunder Tribüne nachdenklich an. Er gilt nach wie vor als Kovac-Skeptiker.

"Ich ärgere mich bis heute, dass wir dieses Jahr so früh ausgeschieden sind", hatte der Vorstandsboss Ende Mai dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über die Champions League gesagt. Und: "Ich will mir gar nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn wir Vizemeister geworden wären". Kovac hat offenbar verstanden, erwähnt den Namen seines Chefs oft, als wolle er diesem demonstrativ Recht geben. Und besänftigen?

Zuletzt sprach Rummenigge im Interview mit der "Bild am Sonntag" von einem "sehr guten" Verhältnis und von "Anerkennung". Die Frage wird sein, wie lange die Rückendeckung hält, sollte Uli Hoeneß, wie erwartet, im November nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren. Kovac nannte den Vereinspatron zuletzt im Gespräch mit dem ZDF vielsagend seinen "größten Fürsprecher". Er verrichtet seine Arbeit von Hoeneß‘ Gnaden.

Kovac lobt Bayern-Spieler wie einst Guardiola

"Ein super, super, super Spieler! Top, top, top!" Bei Guardiolas Redewendungen, ein Rummenigge-Mann, konnte man indes früher beliebig die Namen der Bayern-Profis einfügen. Ganz so superlativ redet Kovac nicht. Doch es fällt auf: Er lobt die Stars viel mehr! "Was Thiago im letzten Jahr gespielt hat, war sensationell gut", meinte er auf der US-Tour.

Selbst dem in der vergangenen Saison arg kritisierten Jérôme Boateng, laut "Bild" ein Kovac-Kritiker, wandte er sich freundschaftlich zu: "Ich bin mit Jérôme sehr zufrieden. Er macht das außerordentlich konzentriert und gut."

Kovac will Van-Gaal-Fußball spielen lassen

Was Kovac nachhaltig ändern will, und wohl auch muss: seine Spielidee. Die Spielphilosophie geht auf den einst revolutionären Louis van Gaal zurück.. "Van Gaal hat ab 2009 eine konkrete Spielidee eingeführt – ein Stürmer, zwei Außen, zwei defensive Mittelfeldspieler – und den Klub bis heute geprägt", erklärte Ex-Kapitän Philipp Lahm einmal im Interview mit dem "Spiegel".

Der Ansatz des Niederländers, zwischen 2009 und 2011 beim FC Bayern, fußt auf hohen Ballbesitzwerten und ständiger Angriffsbereitschaft. Kovac dagegen ging es früher zuallererst um defensive Stabilität, was passiver und deswegen wohl unattraktiver wirkte. Zuletzt meinte er: "Sie wissen, dass Bayern seit Louis van Gaal einen Spielstil hat, der über Jahre praktiziert wurde. In der zweiten Saisonhälfte hat man gesehen, dass der FC Bayern wieder nahe dran ist, wo man mal war."


Im Audi Cup äußerte sich das in hochstehenden Münchnern samt druckvollem Pressing und Gegenpressing. In Dortmund hatte der Rekordmeister dagegen 65 Prozent Ballbesitz, erfolgreiches Pressing spielte aber nur der BVB. Die Devise soll dennoch lauten: mehr Attacke! Nicht nur Rummenigge schaut da am Tegernsee ganz genau drauf.

Verwendete Quellen
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