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BVB gegen Schalke: Dortmunder vermissen das Revierderby


Ein Jahr nach dem Revierderby
"Mir fehlen die Schalker – fast"

Von Dietmar Nolte

Aktualisiert am 20.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ein Bild aus dem Jahr 2019: Dortmunder Anhänger verbrennen im Stadion eine Schalke-Fahne.Vergrößern des Bildes
Ein Bild aus dem Jahr 2019: Dortmunder Anhänger verbrennen im Stadion eine Schalke-Fahne. (Quelle: Moritz Mükker/imago-images-bilder)

Borussia Dortmund gegen Schalke 04, Schwarz-Gelb gegen Blau-Weiß – seit exakt einem Jahr ist die Mutter aller Derbys nur noch Geschichte. Dass die Dortmunder den Erzrivalen in der Bundesliga inzwischen sogar vermissen, gilt aber nicht für alle. Die Meinung im Borussen-Lager ist durchaus gespalten.

Das Tor von Erling Haaland in der Veltins-Arena am 20. Februar 2021 markiert bisher den Schlusspunkt in der Geschichte der Revierderbys. Sie ist reich an spektakulären Spielen, großen Emotionen und verrückten Momenten – und sie ist seit dem Abstieg der Schalker beendet. Mit dem 4:0-Sieg hatte der BVB vor einem Jahr noch einmal ein Statement gesetzt. Euphorie und Frust der Fanlager hielten sich aber angesichts leerer Tribünen zu Corona-Zeiten in Grenzen.

Inzwischen gibt es wieder Aussicht auf volle Stadien. Und inzwischen hätte man in Dortmund durchaus wieder Spaß an einem Derby. "Ich hätte es ja nicht gedacht, aber mittlerweile fehlen mir die Schalker fast ein bisschen" schmunzelt Marc Werdecker. Spiele gegen die Blauen seien immer hochemotional. "Da ist einfach Stimmung und da kribbelt's mehr, als wenn du gegen andere Klubs spielst", meint der Dortmunder, der auch Vorsitzender des Fanclubs "Freundeskreis Hostedde" ist.

Hochemotional – da fallen einem aus der jüngeren Derbygeschichte vor allem zwei Partien ein. Zum einen das 3:3-Remis im September 2008, als Klopps Borussia zu Hause einen 0:3 Rückstand durch Neven Subotic und einen Doppelpack von Alex Frei in einen gefühlten Sieg verwandelte. Und natürlich das Jahrhundertderby im November 2017. Mit 4:0 führte der BVB nach 25 Minuten, den Gästen drohte die größte Demütigung der Geschichte. Nach der Pause schlug Schalke zurück, die Borussia brach zusammen. In der Nachspielzeit köpfte Naldo den 4:4-Ausgleich und Schalke zum größten Derby-Comeback aller Zeiten.

"Und dann gab´s kein Halten mehr"

Bruno Knust, dem BVB als Anhänger und Kabarettist eng verbunden, erlebte das Spiel auf der Tribüne mit. "Der Schalker Vorstand saß in unserer Nähe und hat sich noch vor der Pause in die VIP-Räume verzogen. Beim Stand von 3:4 kamen sie sichtlich angeschickert wieder raus und dann gab’s kein Halten", erinnert er sich. Quasi zur Entschädigung wurden Sitznachbarn wie Knust zum Rückspiel in die Arena eingeladen. Dort gewann Schalke, "und das war dann für uns nüchtern nicht zu ertragen", spaßt der gebürtige Dortmunder.

Trotzdem vermisst Knust heute die Mannschaft aus Herne-West, wie sie in Dortmund genannt wird. "Ein Derby ist etwas Besonderes, da hast du auch immer was zu piksen, ob im Bekanntenkreis oder auf der Bühne", erzählt der Besitzer des Theater Olpketal, der mit seiner Handpuppe Günna immer für einen Ruhrpott-Spruch gut ist. Aktuell spielen die Nachbarn aus der verbotenen Stadt da aber kaum eine Rolle. "Im Moment fehlt einfach die Brisanz. Witze über Gelsenkirchen kannst du machen, aber die Gags über Schalke lasse ich weg. Das ist nicht auf Augenhöhe, für einen Dortmunder ist die Zweite Liga ja außer Sichtweite", stichelt Knust.

Schalke und die Bundesliga? "Die gehören einfach da hin"

Aber auch sportlich hofft er auf eine Rückkehr der Königsblauen. "Die gehören da einfach hin und das sieht auch mehr nach Bundesliga aus, als wenn du gegen Wolfsburg und Fürth spielst." Außerdem, fügt er lachend hinzu, "hatten wir als Dortmunder doch auch richtig Spaß mit Derbys. Man muss nur an 2007 denken, als wir den Schalkern die Meisterschaft kaputt gemacht haben. Da meinte es der Fußballgott gut mit uns."

Bei Dortmund-Anhängern ist es legendär, dieses Duell vom 12. Mai 2007. Mit einem einzigen Sieg eine verkorkste Saison retten und den Erzrivalen ins Tal der Tränen stoßen – der BVB hat's geschafft. Schalke reiste am vorletzten Spieltag als Tabellenführer an. Der BVB hielt dagegen, erst mit Plakaten mit der Schale: "Nur gucken. Nicht anfassen." Dann mit Toren: Zweimal flankte Metzelder von rechts, erst traf Frei, dann machte Smolarek den Deckel drauf. Dortmund war ein Tollhaus, der S04 im Tal der Tränen und Meister wurde Stuttgart.

"Nie Deutscher Meister, ihr werdet nie Deutscher Meister – das ganze Stadion hat gesungen", erinnert sich Markus Melcher. Musik in den Ohren des langjährigen Dauerkarteninhabers, denn er bekennt ganz offen: "Ich mag Schalke einfach nicht und ich vermisse sie auch nicht. Ich freue mich über jede Niederlage der Blauen in der 2. Liga." Ein Derby dürfe es schon sein, meint der 51-Jährige, der den BVB schon beim Pokalsieg 1989 in Berlin live begleitet hat: "Aber gerne in der 3. Liga!" Da spielt aktuell die Zweitvertretung von Borussia Dortmund.

Zur Abwesenheit der Schalker in der Bundesliga hat Melcher entsprechend eine klare Meinung: "Ein Jahr ist noch viel zu kurz!" So weit will Brigitte Sterna nicht gehen. Für die Dortmunderin sind eher die Bayern die Reizfigur Nummer eins und "das Derby gehört irgendwie dazu zur Bundesliga". Doch auch für sie "ist es nicht so schlimm, wenn das Derby mal ein Jahr nicht stattfindet". Immerhin gebe es ja noch das B1-Duell gegen den VfL Bochum. Nicht so traditionell und brisant, aber dafür auch nicht so verfeindet. "Bochum gönnt man ja jetzt auch den Pokalsieg – das wäre bei Schalke nicht der Fall."

Für Bruno Kunst hingegen ist das kleine Derby beim VfL kein Ersatz – aus dem gleichen Grund. "Im Gegensatz zu Schalke hat man für Bochum ja Sympathien", erklärt er mit einem Augenzwinkern. Und man merkt: Irgendwie blitzt bei allen Aussagen immer die Rivalität durch, die einem hier im Ruhrpott quasi schon mit in die Wiege gelegt wird. "Das Sticheln und Hänseln gehört einfach dazu", weiß auch Marc Werdecker. "Aber es muss eine gesunde Rivalität sein. Man muss hinterher auch zusammen ein Bier trinken können."

Drückt er den Schalkern also jetzt die Daumen für den Aufstieg, damit die derbylose Zeit bald endet? "Das wäre doch sehr weit gegriffen", lacht Werdecker. "Aber irgendwie gehören sie halt in die Bundesliga. Sie müssen ja in der Tabelle nicht vor uns stehen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Gespräche in Dortmund
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