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Nikosia schreibt Geschichte! Das Wunder von APOEL


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Nikosia schreibt Geschichte! "Das Wunder von APOEL"

Von sid, dpa, t-online
08.03.2012Lesedauer: 3 Min.
Die Spieler von Nikosia feiern den größten Erfolg ihrer Klubgeschichte.Vergrößern des BildesDie Spieler von Nikosia feiern den größten Erfolg ihrer Klubgeschichte. (Quelle: dpa-bilder)
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Bayer Leverkusen kann sich trösten. Die 1:7-Klatsche in der Champions-League beim FC Barcelona ist längst nicht die höchste Niederlage in einem internationalen Wettbewerb. Die kassierte APOEL Nikosia. Mit 1:16 unterlag die zyprische Mannschaft Sporting Lissabon im Pokal der Pokalsieger. Das ist allerdings schon eine Weile her: 1963. Die Zeiten haben sich geändert. Während der Bundesligist blamabel aus der Königsklasse ausgeschieden ist, feiert APOEL Nikosia nach dem Sieg gegen Olympique Lyon und dem Einzug ins Viertelfinale gerade den größten Triumph der Vereinsgeschichte und eine der größten Sensationen der Champions-League-Geschichte.

Als der "Gott der Ekstase" sein Team mit seiner zweiten Elfmeter-Parade beim 4:3-Coup im Penaltyschießen in die nächste Runde brachte, brachen in der zypriotischen Hauptstadt alle Dämme. Inmitten des Jubeltaumels: Torhüter Dionisios Chiotis, der APOEL mit seinen Heldentaten gegen Lyon zum Sieg führte. Dionysios - der griechische Gott des Weines, aber auch der Gott der Freude, der Trauben und der Ekstase. "Ich empfinde Freude und Erleichterung. Wir haben etwas erreicht, was uns keiner zugetraut hat", sagte Chiotis nach dem ersten Einzug eines zypriotischen Klubs in die Runde der Top Acht der Königsklasse. Auch die Presse feiert ihre Helden mit begeisterten Kommentaren. "Das Wunder heißt ab jetzt APOEL", titelte die zyprische Sportzeitung "Sportime". Die Zeitung "Goal" schrieb: "Danke Gott! Das Wunder von APOEL."

Hupkonzerte bis tief in die Nacht

Bis in die frühen Morgenstunden feierten tausende Fans den Sieg über den siebenmaligen französischen Meister Olympique Lyon. Rund um den zentralen Eleftherias Platz in Nikosia gab es Autokorsos und Hupkonzerte. Die politische Zeitung "Simerini" widmete APOEL ihre ganze Titel: "Du APOEL treibst uns zum Wahnsinn", lautete der Tenor.

Feste müssen gefeiert werden, wie sie fallen, zumal in so einem kleinen Land mit so komplizierter Politik, von der auch die Geschichte APOELs erzählt. Der Rekordmeister (21 Titel) wurde 1926 von den Griechen der Hauptstadt gegründet und galt als panhellenisch ausgerichtet, das heißt, auf eine Vereinigung mit dem "Mutterland". Als sich APOEL im griechischen Bürgerkrieg mit den rechten Kräften solidarisch erklärte, spalteten sich linke Anhänger 1948 ab und gründeten Omonia Nikosia, das zum anderen großen Hauptstadtklub heranwuchs (und heute bei 20 Meisterschaften steht).

Nationalistisch angehaucht

Die politischen Fronten von damals sind bis heute stabil geblieben. APOELs Anhänger gelten weiterhin als hellenistisch-nationalistisch, neben Griechenland-Flaggen sieht man dabei leider auch immer mal wieder Nazi-Symbole auf den Tribünen.

Zwar haben sich die Verhältnisse zwischen den beiden Volksgruppen mittlerweile etwas entspannt und die Politiker beider Inselteile verhandeln immer mal wieder über eine Vereinigung, doch noch läuft der Stacheldraht quer durch die Hauptstadt. Im türkischen Teil gibt es eine eigene Fußball-Liga, die indes von FIFA und UEFA nicht anerkannt wird (ebenso wenig wie der nordzyprische Staat von den UN).

Fußballverrücktes Volk

Der griechische Teil Nikosias kommt gerade einmal auf 50.000 Einwohner, der Großraum auf 200.000, da sind die 23.000 Fans, die gegen Lyon das Nationalstadion gefüllt haben, aller Ehren wert. Zypern ist fußballverrückt, aber das kleine Wunder dieser Tage kann es natürlich nicht aus eigenen Ressourcen stemmen. Wie viele der besseren Teams aus dem Südosten und Osten Europas lebt APOEL von dem schier endlosen Heer brasilianischer Fußballprofis. Auch wenn man nur die dritte Garde abbekommt, bringt das immer noch respektable Qualität auf den Platz.

Der komplette Kader ist laut transfermarkt.de rund 15 Millionen Euro wert - für Lyons französischen Nationaltorhüter Hugo Lloris allein werden 18 Millionen aufgerufen. Der Etat beträgt 13 Millionen Euro und ist damit etwa so hoch wie der von Hansa Rostock, Union Berlin oder Eintracht Braunschweig. APOEL war trotzdem 2009 der erste Klub Zyperns in der Champions League. Nach der Kennenlernphase vor zwei Jahren sorgte Nikosia jetzt für Furore, obwohl der Klub in fast allen Statistiken Schlusslicht ist.

Vor dem Rückspiel gegen Lyon hatte APOEL die wenigsten Tore aller Achtelfinalisten erzielt, die wenigsten Schüsse abgegeben, die meisten Torschüsse zugelassen, die wenigsten Ecken herausgespielt und die meisten Gelben Karten gesehen. "Wir sind ein kleiner Klub, aber wir haben Spieler mit großen Herzen", sagte Coach Ivan Jovanovic. Kapitän Constantinos Charalambides, gegen Lyon einer von nur zwei Zyprern in der Startelf, meinte: "Dank unseres Trainers ist der Teamgeist magisch. Und wir haben keinen Minderwertigkeitskomplex." Das sollen nun auch die ganz großen europäischen Klubs zu spüren bekommen.

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