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Champions League: BVB lässt sich von Benfica Lissabon düpieren


Dominanter BVB lässt sich von Benfica düpieren

Von t-online
Aktualisiert am 15.02.2017Lesedauer: 4 Min.
Pierre-Emerick Aubameyang (li.) erlebt im Estadio da Luz einen unglücklichen Abend.Vergrößern des BildesPierre-Emerick Aubameyang (li.) erlebt im Estadio da Luz einen unglücklichen Abend. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Lissabon berichtet Florian Haupt

Der Schlusspfiff ging im Getöse des Publikums unter. Einige Benfica-Profis sanken auf den Boden, erschöpft und glücklich. Vielleicht wussten sie selbst nicht so recht, wie sie dieses Spiel gewonnen hatten. Dortmunds Kapitän Marcel Schmelzer diskutierte noch mit Schiedsrichter Nicola Rizzoli. An diesem Abend aber lag es nicht am Schiedsrichter, dass Dortmund das Achtelfinal-Hinspiel verlor, 0:1 (0:0) in Lissabon.

Es war selten so einfach zu sagen, woran es lag: die Chancenverwertung. Allein Pierre-Emerick Aubameyang hätte in Normalform das Spiel entschieden, er stand zweimal allein vor dem Tor und vergab darüber hinaus noch einen Elfmeter. Pech und Unvermögen also, mit Tendenz zum Unvermögen. Doch damit ist die Geschichte dieses Abends so wenig zu Ende erzählt wie die des aktuellen Dortmunder Moments.

Wieder einmal Probleme mit den Fans

Dass es wieder Probleme mit den Fans gab, mag dabei als symptomatisch gelten. Ebenso wie der Umstand, dass diese offenbar diesmal wenig dafür konnten. Als im Estadio da Luz der Adler, Benficas Wappentier, im kreisenden Sinkflug auf sein Podest zusteuerte und die getragene Vereinshymne des Traditionsvereins erklang, standen tausende Dortmunder Anhänger noch an den Einlasskontrollen. Dort ging es sehr langsam zu. Ein paar Bengalos, Festnahmen, Ungeduld, falsche Worte, was auch immer: Kurzzeitig drohte die Situation zu eskalieren, tat es dann aber zum Glück nicht.

Drinnen kam Benfica nur in den ersten Minuten jeder Halbzeit zu Torgelegenheiten. Salvio schoss über das Tor (5. Minute), Mitroglu traf (48.). Der Rest des Spiels brachte die Heimfans derart zur Verzweiflung, dass sie immer wieder aufstöhnten. Ihre Elf war verwirrt; unfähig, über mehr als zwei Stationen, den Ball zu halten, wirklich Zugriff zu bekommen, eine der wenigen Konterchancen intelligent zu Ende zu spielen. Außer Kampf und dem starken Keeper Ederson hatte sie nicht viel zu bieten. Meist drosch sie nur die Bälle hinten raus, als liefe schon die Schlussphase des Rückspiels.

Dortmund dominant wie selten

Der Rest des Spiels also gehörte dem BVB: gut positioniert, vorn gedanklich schneller, hinten bestens abgestimmt. Das 3-1-4-2-System von Trainer Thomas Tuchel funktionierte. Jeder Ball, den die Portugiesen klären konnten, wurde postwendend zurückerobert. Es waren ganz offenkundig die Dortmunder, die Benfica so verwirrten. "Eine der stärksten Mannschaften Europas", lobte Trainer Rui Vitória. "Ein außergewöhnlich gutes Spiel von uns", sah Tuchel: "Ich bin heute sehr glücklich mit der Leistung, diese Mannschaft zu coachen und sie so zu sehen."

Eine dominantere Auswärtsperformance bekommt man in der K.o.-Runde der Champions League nicht so leicht geboten. Doch die Mannschaft, die sie erbrachte, hat jetzt wettbewerbsübergreifend von ihren letzten acht Auswärtsspielen nur eines gewonnen. Und von ihren letzten zehn Spielen insgesamt nur zwei (nach 90 Minuten). Angesichts der Ambitionen des BVB bräuchte es da kein Fanproblem für Unruhe im Verein. Nicht mal den Kulturkampf zwischen Tuchel und den Traditionalisten.

Aubameyang ausgewechselt - "62. Minute! Wirklich?!"

Auch der wurde allerdings in Lissabon weiter befeuert. Dortmunds Spielsystem erwies sich als so überlegen, dass diesmal kein Kritiker ernsthaft dort ansetzen konnte. Aber es gab trotzdem wieder so einen Moment der Grenzüberschreitung, des Verstoßes gegen die tradierten Grundsätze des Fußballs. Vier Minuten nach dem verschossenen Elfmeter, nach einer guten Stunde Spielzeit musste Aubameyang vom Platz. "Keine erzieherische Maßnahme", betonte Tuchel später mehrfach. Aber natürlich machte sein Wechsel den Star erst recht zum Sündenbock – und nahm ihm jede Chance auf Erlösung.

"62. Minute! Wirklich?!", twitterte Michael Ballack. "Das sind die Momente, wo du zu 100 Prozent hinter deinen großen Spielern stehen musst." Er könne die Auswechslung überhaupt nicht verstehen, erklärte auch BVB-Trainerlegende Ottmar Hitzfeld. "Ich habe immer an meinen Topstürmern festgehalten. Wenn einer einen Elfmeter verschossen hat, dann habe ich ihn erst recht drin gelassen."

"Körpersprache und physischer Gesamteindruck" passen nicht

Es gab offensichtliche Gründe für Tuchels Maßnahme: nach der Rückkehr vom Afrika-Cup ist der Gabuner noch nicht bei bester Fitness: "Ich dachte von vornherein daran, ihn rauszunehmen", sagte der Coach. Es gab womöglich unausgesprochene Gründe: Dass Aubameyang in der Dauerschleife von Real Madrid redet, nervt nicht nur den Trainer. Und es gab schließlich noch ein sportliches Verdikt, das kühl klang: "Körpersprache und physischer Gesamteindruck" hätten nicht mehr so gewirkt, "als würde er auf den nächsten warten und ihn dann auch reinmachen."

Bei seinem Strafstoß hatte Aubameyang in der Tat einen etwas konfusen Anschein erweckt. Offenbar verunsichert durch seine zwei ungewohnten Fehler allein vor dem Tor drosch er den Ball so blind in die Mitte, dass Ederson nur die Fäuste nach vorn recken musste. Hätte er sich davon nicht mehr erholt? Womöglich. Hat er dem BVB schon mal die Haut gerettet? Ganz sicher. Die Zeit der großen Dortmunder Torchancen war nach der Auswechslung jedenfalls vorbei, nur ein abgefälschter Fernschuss von Christian Pulisic zwang Ederson kurz vor Schluss noch einmal zu einer Glanzparade.

"Das ist jetzt eine sehr schwere Ausgangslage für das Rückspiel", sagte Tuchel. "Wir brauchen die gleiche Topleistung noch mal, und das ist eine große Aufgabe." Dazu braucht es die vergessenen Tore, natürlich. Gegen ein Benfica, das die unorthodoxe Spielweise des BVB jetzt kennengelernt hat, den hohen Rhythmus, den es aus Portugal nicht gewohnt ist. Dass seinen verletzten Schlüsselspieler Jonás zurückbekommt und vor allem an den ersten Pässen aus der Abwehr arbeiten wird, die Rui Vitória besonders missfielen. "Wenn wir die Sachen verbessern, in denen wir diesmal schwach waren, dann kann es ein anderes Spiel werden", sagte der Trainer.

Fußnote oder der Anfang vom Ende?

In diesem Spiel gab es in der Nachspielzeit noch mal Eckball für den BVB, unter der Gästekurve, aber aus der kam keine Anfeuerung mehr. Offenbar konnten selbst die Anhänger nicht mehr an ein Tor glauben. Es war einfach dieser Abende.

Erst das Rückspiel wird zeigen, wie er in die Geschichte eingehen wird. Als Fußnote. Oder womöglich als Anfang vom Ende der Ära Thomas Tuchel. Solche Szenarien werden rund um den Verein ja mittlerweile offen diskutiert. Ob sie aus Dortmunder Sicht eine Option sein sollten, ist eine ganz andere Frage.

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