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Stefan Effenberg: Von diesem Schlag würde sich Bayern nur schwer erholen


Effenberg zum Pokal-Knaller
Von diesem Schlag würde sich Bayern nur schwer erholen

Meinungt-online, Stefan Effenberg

Aktualisiert am 24.10.2017Lesedauer: 6 Min.
Jupp Heynckes hat mit dem FC Bayern in drei Spielen eine Bilanz von drei Siegen und 9:0 Toren - Effenberg sieht den Rekordmeister aber noch nicht bei hundert Prozent.Vergrößern des BildesJupp Heynckes hat mit dem FC Bayern in drei Spielen eine Bilanz von drei Siegen und 9:0 Toren - Effenberg sieht den Rekordmeister aber noch nicht bei hundert Prozent. (Quelle: imago-images-bilder)
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Vizemeister gegen Meister, Leipzig gegen Bayern – ganz Deutschland schaut auf den Kracher, den es in vier Tagen gleich zweimal gibt. RB kann dem Rekordmeister dabei schon im ersten Duell einen Schlag versetzen, von dem sich der Klub nur schwer erholen würde, erklärt der frühere Kapitän Stefan Effenberg in seiner Kolumne.

Zunächst empfängt Leipzig den FC Bayern in der zweiten Runde des DFB-Pokals am Mittwoch (20.45 Uhr im Liveticker bei t-online.de), dann muss RB am Samstag im Topspiel der Bundesliga nach München.

Die Kolumne von Stefan Effenberg bei t-online.de.

Wir erinnern uns gerne an dieses 5:4 der Bayern in Leipzig am Ende der vergangenen Saison, als es um nichts mehr ging, aber die Mannschaften ein Fußballfest boten. Damit nochmal so viele Tore fallen, müsste die Neuauflage im Pokal schon ins Elfmeterschießen gehen. Es geht um viel zu viel, als dass sie nochmal so auftreten könnten. Aber: Trotzdem erwarte ich ein Spektakel. Vor dem Fernseher einschlafen wird ganz sicher niemand!

Ich bin froh, dass es dieses Spiel jetzt schon gibt

Es wurde viel über den Pokalmodus diskutiert und ob so ein Spiel wirklich schon in der zweiten Runde sein muss. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es dieses Spiel so früh gibt. Mehr geht doch gar nicht.

Es treffen zwei offensiv hervorragend aufgestellte Mannschaften aufeinander, die viel Wert auf Pressing legen. Das ist bei RB natürlich noch viel ausgeprägter als beim FC Bayern.

Beide haben den Anspruch Finale

Was das Duell aber so spannend macht, ist die Tatsache, dass mittlerweile beide den Anspruch haben, dieses Spiel zu gewinnen und das Finale in Berlin zu erreichen.

Noch in der vergangenen Saison ist RB bei Dynamo Dresden in der ersten Runde rausgeflogen, das haben viele gar nicht mehr auf dem Schirm. Das war damals gar kein großes Thema, weil der Klub gerade erst aufgestiegen war. Umso mehr sieht man, was sich seitdem verändert hat.

Die Stimmung bei Bayern hat sich gedreht

Bei Bayern ist der Anspruch immer das Weiterkommen und das Finale in Berlin – egal, gegen wen es geht und egal, ob auswärts oder zuhause. Für Leipzig ist der FC Bayern zwar immer noch ein großer Gegner, aber der Anspruch ist mittlerweile ebenfalls das Finale. Heute kann man erwarten und sogar den Anspruch haben, dass Leipzig als Sieger gegen Bayern München vom Platz geht.

Ich habe die Entlassung von Carlo Ancelotti bei Bayern kritisiert. Aber: Die anschließende Entscheidung für Jupp Heynckes war dennoch genau richtig. Die Stimmung hat sich ein Stück weit gedreht mit ihm – ohne Frage.

Bayern sind noch nicht bei hundert Prozent

Ich möchte das aber relativieren. Denn es war seitdem kein Gegner dabei, der dem FC Bayern auch nur irgendwie gefährlich werden konnte. Für eine Euphorie ist es mir wirklich zu früh. Diese beiden Spiele gegen Leipzig und dann gegen Dortmund und Paris werden zeigen, wie sattelfest sie unter Heynckes wirklich sind.

Ich glaube, dass es aktuell wirklich ein Duell auf Augenhöhe ist – egal, ob das Spiel in Leipzig oder in München stattfindet. Wenn der FC Bayern bei hundert Prozent ist, dann ist da schon noch ein Qualitätsunterschied. Aber da er auch mit dem Trainerwechsel meiner Meinung nach noch nicht bei hundert Prozent ist, sind die Mannschaften derzeit auf einem Niveau.

Was, wenn es nochmal eine negative Phase gibt?

Das Entscheidende für Bayern war, ganz schnell Ruhe reinzubekommen. Das ist gelungen. Aber was passiert, wenn man jetzt im Pokal nicht weiterkommt oder in der Bundesliga nicht vorneweg marschiert? Was passiert, wenn es eine negative Phase gibt? Jupp Heynckes wird sicher mindestens bis zum Saisonende bleiben. Die Mannschaft muss dann ihr wahres Gesicht zeigen, wenn es nochmal eine negative Phase gibt.

Und es ist nicht so, dass man sagt: Der FC Bayern ist wieder da und wird jetzt jeden Gegner überrollen.

Das heißt im Umkehrschluss, dass Leipzig den FC Bayern mit einem Sieg ganz schnell wieder runterholen kann von der aufkommenden Euphorie – und ihm somit einen großen Schlag auch im Hinblick auf die Bundesliga versetzen kann, von dem er sich nur ganz schwer erholen würde.

Du brauchst Tage, um ein frühes Pokalaus zu verdauen

Denn dann gehen die Diskussionen gleich wieder los. Ich weiß, wie es ist, mit dem FC Bayern in der zweiten Pokalrunde rauszufliegen. Uns ist das in der Saison 2000/2001 in Magdeburg passiert. Da brauchst du Tage, um das zu verarbeiten.

Natürlich ist es immer bitter, im Pokal auszuscheiden. Denn nur dort kannst du mit wenigen Spielen etwas ganz Großes erreichen. Das Finale in Berlin ist ein Erlebnis, das mit keinem Bundesliga-Spiel zu vergleichen ist. Das ist etwas ganz, ganz Besonderes.

Wer defensiv besser steht, gewinnt

Ich gehe davon aus, dass beim Duell zwischen Leipzig und Bayern die Mannschaft gewinnt, die das Umschaltspiel bei Ballverlust besser hinbekommt. Wer defensiv besser steht, zieht in die dritte Runde ein.

Und ich lege mich fest: Wer dieses Spiel gewinnt, den werden wir auch im Mai im Finale in Berlin sehen.

Wer sich jetzt durchsetzt, muss nicht mehr gegen so ein Kaliber spielen. Wenn Leipzig gewinnt, wer soll sie dann noch aufhalten? Dann ist das Tor ganz weit auf! Das wissen sie auch.

Wie wird Leipzig Abgänge verkraften?

Zumal Dortmund ein verdammt schwieriges Spiel in Magdeburg hat. Sie gehen als hoher Favorit rein und man sagt: "Magdeburg spielt ja nur dritte Liga." Aber genau die Drittligisten sind brandgefährlich.

Und Bayern, Dortmund und Leipzig sind für mich die einzigen Mannschaften, die realistisch den Anspruch haben, ins Finale einzuziehen.

Ich bin gespannt, wie sich RB Leipzig weiter entwickelt. Die Frage wird sein: Wie werden sie Abgänge verkraften, die es in den nächsten Jahren zwangsläufig geben wird? Dortmund hat gezeigt, wie man das hinbekommt. Lewandowski, Götze, Hummels, Gündogan, Mkhitaryan – die haben sie alle richtig gut ersetzt.

Der Pokalmodus ist Weltklasse

Keita ist nun schon weg nach der Saison, Forsberg und Sabitzer stehen mit Sicherheit bei Topklubs auf der Liste, Timo Werner sowieso. Was passiert, wenn wirklich drei, vier Topspieler nach einer Saison den Verein verlassen? Wie fangen sie das auf? Sind die megajungen Talente, die sie hinten dran haben, in der Lage, in der Bundesliga zu bestehen? Das wird extrem spannend in den nächsten Jahren.

Aber jetzt freuen wir uns erstmal auf das Pokalduell gegen Bayern!

Und nochmal zum Modus: Ich finde ihn Weltklasse.

Nur die Ansetzung kann ich nicht nachvollziehen

Das Einzige, womit ich Probleme habe, ist die Ansetzung der ersten Runde. Das ist für mich ein krasser Wettbewerbsnachteil für die Bundesligisten. Die Zweit- und Drittligisten beginnen früher, stehen schon voll im Saft. Wenn die ihr erstes Spiel vergeigen, können sie das anschließend in der Saison korrigieren.

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Wenn du als Erstligist dein erstes Spiel vergeigst, bist du einfach weg – weil es ein K.o.-Spiel im Pokal ist. Die Einnahmen sind futsch. Du stehst gleich brutal unter Druck. Es gibt Vereine, die mit den Einnahmen rechnen und rechnen müssen.

Die Ansetzung vor dem ersten Spieltag ist deshalb für mich nicht nachvollziehbar. Du musst das nach hinten verschieben, damit auch die Bundesligisten einen Rhythmus haben.

Ich ziehe den Hut vor Jörg Schmadtke

Mich hat gestern Abend noch die Pressemitteilung des 1. FC Köln überrascht.

Ich muss sagen: Ich ziehe den Hut vor Jörg Schmadtke.

Wie auch immer es wirklich gelaufen ist und von wem die Trennung ausging: Er hatte einen Vertrag bis 2023 und hätte darauf beharren können.

Sportdirektoren kleben normalerweise an ihrem Sessel. Sie opfern lieber nach dem ersten lieber noch den zweiten und dritten Trainer, um den eigenen Posten zu behalten.

Schmadtke tat genau das Gegenteil. Das ist außergewöhnlich und bewundernswert in diesem Geschäft.

Stöger steht jetzt alleine da

Für die Kölner Verhältnisse war das in den vergangenen Jahren Weltklasse. Sie haben Ruhe reingebracht und am Ende der vergangenen Saison ein überragendes Ergebnis erzielt mit der Qualifikation für die Europa League. Es kann sein, dass Fehler gemacht wurden, aber man kann die nicht an einer Person festmachen. Man muss auch mal so eine Phase wie diese durchstehen.

Das wird superspannend zu verfolgen in den nächsten Tagen und Wochen – gerade in Bezug auf die Personalie Peter Stöger. Er steht jetzt alleine da – ohne denjenigen, der sich zu recht immer schützend vor ihn gestellt hat.

Es spricht nicht für die Verantwortlichen in einem Verein, sich von Stimmungsmache von außerhalb beeinflussen zu lassen.

Die Gefahr ist groß, dass der FC jetzt in alte Zeiten zurückfällt. Innerhalb kürzester Zeit kann jetzt alles zusammenfallen, was sie sich hart erarbeitet haben. Das wäre tragisch.

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