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Diese taktischen Probleme muss Bundestrainer Löw lösen


Taktik-Analyse
Diese Probleme muss Bundestrainer Löw lösen

Von t-online
Aktualisiert am 10.06.2016Lesedauer: 3 Min.
Bundestrainer Jogi Löw (re.) erklärt Julian Draxler seine taktische Vorstellung.Vergrößern des BildesBundestrainer Jogi Löw (re.) erklärt Julian Draxler seine taktische Vorstellung. (Quelle: Schüler/imago-images-bilder)
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Von Mark Weidenfeller

Rund zwei Jahre nach dem schon jetzt legendären Tor von Mario Götze im WM-Finale von Rio de Janeiro kämpft die DFB-Elf um den nächsten internationalen Titel. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw gehört traditionell auch bei der EM 2016 in Frankreich zu den Favoriten, die Leistungen in den abschließenden Testspielen gegen die Slowakei (1:3) und Ungarn (2:0) sowie die lange Verletztenliste haben die Euphorie jedoch ordentlich gedämpft.

Wie viel Weltmeister steckt noch in der aktuellen Mannschaft? Endet das Turnier für Bastian Schweinsteiger und Co. dieses Jahr früher – oder winkt erneut ein großer Triumph?

"Deutschland zählt zu den Titelfavoriten"

"Wir müssen uns keine Sorgen machen", sagt Taktik-Experte Christian Titz, der die deutsche Elf intensiv beobachtet hat und die EM-Spiele für t-online.de analysieren wird.

"Die Spieler haben nach wie vor eine hohe individuelle Qualität, brauchten nach dieser langen Saison aber erst einmal ein bisschen Zeit zum Durchschnaufen." Pünktlich zum Auftaktspiel gegen die Ukraine soll diese Müdigkeit dann aber Vergangenheit sein und alle Konzentration auf einem erfolgreichen Abschneiden liegen. "Deutschland zählt zu den Titelfavoriten", so Titz, der dennoch einige Probleme ausgemacht hat.

Die Problemstellen

Vor allem der Blick ins Lazarett erzeugt derzeit nicht gerade ein entspanntes Lächeln im Gesicht von Bundestrainer Löw. Kapitän Schweinsteiger hat zuletzt im Januar ein Spiel über 90 Minuten bestritten und wird zu Turnierbeginn wohl erst einmal auf der Bank Platz nehmen müssen. Der ebenfalls angeschlagene Abwehrchef Mats Hummels scheint sogar erst für die K.o.-Runde eingeplant zu sein. "Die Ausfälle dieser beiden erfahrenen Spieler fallen natürlich ins Gewicht", so Titz. "Schweinsteiger hat eine unglaubliche Präsenz auf dem Platz, Hummels ist vor allem dank seiner Spieleröffnung nur sehr schwer zu ersetzen."

Derjenige, der diesen Job von Hummels zumindest kommissarisch erledigen sollte, heißt Antonio Rüdiger. Der Innenverteidiger des AS Rom musste sein EM-Ticket drei Tage vor Turnierstart nach einem Kreuzbandriss jedoch an Jonathan Tah weiterreichen und vergrößerte damit die Lücken im Defensiv-Verbund noch einmal. Der Leverkusener ist nun neben Benedikt Höwedes und Skhodran Mustafi einer von drei möglichen Boateng-Nachbarn in zentraler Position.

Eine 1A-Lösung gibt es derzeit wohl nicht. "Der Bundestrainer hat mehrere Möglichkeiten dies zu lösen", sagt Titz, der zudem den Ausfall von Dauer-Pechvogel Marco Reus beklagt. "Er hat einen unglaublichen Speed, kann den Ball im hohen Tempo mitnehmen und wäre dank seiner Qualitäten in Eins-gegen-Eins-Duellen eine echte Waffe gewesen. Seine Verletzung ist sicher ein Nachteil für das deutsche Team."

Die Taktik

Trotz aller Baustellen ist das Gesamtkonstrukt DFB-Elf dennoch mehr Kunstwerk als Ruine. Der Mix aus individueller Klasse von Spielern wie Mesut Özil, Thomas Müller oder Toni Kroos und der taktischen Disziplin der gesamten Mannschaft ist internationales Top-Niveau. Aus der Grundformation 1-4-2-3-1 heraus beteiligen sich alle elf Spieler sowohl an der Offensive als auch an der Abwehrarbeit und können so jeden Gegner vor Probleme stellen. "Die Viererkette wird im Vorwärtsgang zu einer Art Zweierkette, die Außenverteidiger stehen sehr hoch, die Außen rücken ein, der Zehner rückt optional neben den Stürmer, die beiden Achter besetzen das Zentrum. Das ist alles sehr, sehr, variabel", so Titz.

Bei Ballverlust schaltet die deutsche Mannschaft zudem direkt in den Jagd-Modus um und setzt den Gegner unter Druck. Gegenpressing ist das Zauberwort. "Der ballnahe Spieler geht direkt drauf, der näher postierte Außenverteidiger schiebt nach vorne, der ballentfernte Außenverteidiger sichert nach hinten ab, alle orientieren sich in Richtung Ball", so Titz. "Und das alles findet bis zu 40 Meter in der gegnerischen Hälfte statt." Die Folge: Der Gegner wird zu Fehlern oder einem langen Ball gezwungen – der nächste eigene Angriff kann beginnen. Und wenn das alles nicht hilft und das Bollwerk der vermutlich allesamt tiefstehenden Teams hält? "Dann müssen Standards her", sagt Titz. "Auch das ist dank der Varianten-Vielfalt mittlerweile aber eine absolute Stärke der DFB-Elf."

Die einzige Schwäche - so scheint es - gibt es wieder einmal auf den beiden Außenverteidiger-Positionen. Jonas Hector (links) und Höwedes oder Joshua Kimmich (rechts) haben im Verein andere Aufgaben und wirken wie Verlegenheitslösungen. Höwedes hätte den Vorteil, dass er als gelernter Innenverteidiger bei gegnerischen Kontern für zusätzliche Stabilität sorgen könnte, Kimmich ist stärker im Vorwärtsgang. Als Alternative könnte Löw wie im Test gegen Italien auch auf die Dreierkette zurückgreifen. "Bei der WM haben wir die gleichen Diskussionen geführt", beruhigt Titz, "und dann sind wir Weltmeister geworden."

Über Christian Titz:

Unser Taktikexperte Christian Titz ist DFB-Fußballlehrer und Autor mehrerer Fußballfachbücher. Aktuell ist er U17-Trainer beim Hamburger SV. Mehr Infos zu seinen Tätigkeiten finden Sie unter www.coaching-zone-portal.de oder in diesem Video.

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