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EM 2016 heute: Joachim Löw und Mesut Özil für PK entschuldigt


Herr Löw und Herr Özil lassen sich entschuldigen

Von t-online
Aktualisiert am 21.06.2016Lesedauer: 4 Min.
Mesut Özil (links) und Bundestrainer Joachim Löw, hier beim Training vor wenigen Tagen.Vergrößern des BildesMesut Özil (links) und Bundestrainer Joachim Löw, hier beim Training vor wenigen Tagen. (Quelle: Schüler/imago-images-bilder)
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Aus Paris berichtet Thomas Tamberg

Man fühlte sich an eine längst vergangene Zeit erinnert, als in manchen Kinos noch geraucht werden durfte. Einige verwinkelte Wege waren zu gehen, bis man irgendwo im Bauch des Parc des Princes den Raum für die Pressekonferenz betreten konnte.

Am Tag vor dem letzten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2016 gegen Nordirland (ab 17.45 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de), hatten sich Joachim Löw und Mesut Özil angekündigt.

Halsschmerzen verhindern öffentlichen Auftritt

Für ein Stadion wie dem Pariser Prinzenpark hat die deutsche Sprache das Wort altehrwürdig geschaffen. 1897 als Radrennbahn erstmals genutzt, 1903 als Ziel der Schlussetappe der ersten Tour de France auserkoren, 1956 Ort des ersten Endspiels im Landesmeistercup zwischen Real Madrid und Reims, bis 1998 Heimat der Equipe Tricolore und nach wie vor von Paris Saint Germain, strotzt das kompakte, knapp 45.000 Zuschauer fassende Stadion nur so vor Tradition und Erinnerungen an längst vergangene Tage.

Doch von diesem architektonischen Charme des Presseraums bekamen Löw und Özil nichts mit. Stattdessen traten auf der Bühne vor der Leinwand sozusagen, eingerahmt von dem klassischen Lichtspielhausvorhang, Co-Trainer Thomas Schneider und Verteidiger Mats Hummels auf. DFB-Pressesprecher Jens Grittner entschuldigte den Bundestrainer. Er habe eine leichte Erkältung und Halsschmerzen. Der Auftritt von Mesut Özil sei zwar geplant gewesen, aber man habe eben die Planung geändert. Auf jeden Fall, so Grittner, solle man da nichts reininterpretieren.

Gut möglich, dass beide einfach keine Lust hatten, schon wieder irgendetwas zu sagen. Löw beantwortete erst vor zwei Tagen in Evian alle möglichen Fragen, Özil wählte dazu am Sonntag die "Bild"-Zeitung. Allerdings ist für den Coach dieser Termin verpflichtend. Die UEFA verzichtete dennoch auf eine Geldstrafe. Mittelfeldspieler Özil liegen öffentliche Auftritte ohnehin nicht so. Früher versuchte er gerne auch mal im Windschatten von Sami Khedira in der Mixedzone an den Journalisten vorbeizukommen.

Özil - von Selbstkritik nichts zu hören

Ginge es nach Özil, würde er wohl viel weniger von sich preisgeben, als er es am Ende des Tages in diesem Profigeschäft dann doch tun muss. Vor allem bei Turnieren rückt er gerne mal in den Mittelpunkt, vor allem wenn es nicht so läuft. So war es bei der WM 2014, so ist es jetzt bei der EM in Frankreich. Mehmet Scholl hatte ihm nach dem Polen-Spiel "Teilnahmslosigkeit" vorgeworfen und seine Körpersprache kritisiert.

Özils Reaktion folgte prompt und ungewöhnlich scharf. Wichtig sei ihm einzig und allein die Meinung des Bundestrainers. "Andere Leute, die sich einmischen und sich wichtig machen wollen - das interessiert mich einfach nicht", sagte er ohne Scholls Namen zu nennen in dessen Richtung. Von Selbstkritik ist im besagten Bild-Interview nichts zu hören. Der 27-Jährige musste in seiner langen Nationalmannschaftskarriere schon viel Kritik einstecken. Meistens hat er dazu geschwiegen. Vielleich war das Fass jetzt einfach mal übergelaufen.

Löw weiß genau, was er an Özil hat

Doch wieso ist das so, dass Özil bei Weltklubs wie Real Madrid und Arsenal London von den Fans geliebt wird, von seinen Mitspielern stets gelobt und in Schutz genommen wird und im DFB-Dress regelmäßig die Gemüter in Wallung bringt? Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Körpersprache. Gut möglich, dass sich Fußball-Deutschland, sozialisiert durch Typen wie Hans-Peter Briegel, Lothar Matthäus oder Michael Ballack, einfach nichts mit dieser Haltung anfangen kann. Es gibt hierzulande offenbar keine Schublade dafür. Eine Annäherung folglich zwecklos.

Zudem spielt der 74fache Nationalspieler den tödlichen Pass mit einer solch lässigen Eleganz, dass es gar nicht nach Arbeit oder Können aussieht. Daher gehen in der Bewertung seines Spiels die Noten oft so weit auseinander. Löw weiß indes genau, was er an Özil hat. Gerade in Spielen gegen die Mauerkünstler der sogenannten kleinen Nationen ist man auf den Geniestreich eines Özils mehr denn je angewiesen.

Bekommt Sané seine Chance?

Wen der scheue Mittelfeldkünstler gegen Nordirland in Szene setzen kann, wollte Löw-Ersatz Schneider auf der Pressekonferenz nicht verraten. Allerdings deutete er an, dass es Veränderungen geben könnte. "Im Laufe des Turniers brauchen wir alle Spieler", sagte er und machte Leroy Sané ein wenig Hoffnung. "Er hat sehr gut trainiert. Vielleicht kommt seine Chance im Verlaufe des Turniers."

Vielmehr war aus dem Co-Trainer nicht herauszuholen, der bei jeder Antwort in Tonfall und Kürze den Eindruck vermittelte, es sei eine Strafe oben auf dem Podium zu sitzen.

Polen-Spiel im Blick

Umso wohltuender war da der Auftritt von Hummels. Welch herausragende Persönlichkeit der 27-Jährige ist, wurde an diesem Kino-Nachmittag im Prinzenparkstadion wieder einmal deutlich. Höflich, charmant und immer bemüht, die Fragen mit der größtmöglichen Sinnhaftigkeit zu beantworten, outete sich der zukünftige Bayern-Spieler als Fußball-Romantiker und Sympathisant der nordirischen Nationalmannschaft und Fans.

Hummels kündigte bei aller Sympathie für den Gegner auch an, dass man sich gegen die Nordiren durchaus vorgenommen hätte, bei Eins-Zu-Eins-Situationen und bei Weitschüssen "ein bisschen mehr ins Risiko gehen zu wollen". Außerdem hätte man immer auch einen Blick auf das Parallelspiel. Sollte es dazu kommen, dass die punktgleichen Polen gegen die Ukraine mehrere Tore vorlegen, würde man das Risiko noch einmal zusätzlich erhöhen. Schließlich ist der Gruppensieg das erklärte Ziel.

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