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Vorrunden-Aus für DFB-Frauen? Verblüffende Aussagen nach Abpfiff


Aus in der Vorrunde droht
Verblüffend

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 01.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Martina Voss-Tecklenburg: Die Bundestrainerin verlor mit ihrer Mannschaft gegen Kolumbien.Vergrößern des Bildes
Martina Voss-Tecklenburg: Die Bundestrainerin verlor mit ihrer Mannschaft gegen Kolumbien. (Quelle: IMAGO/Patricia Pérez Ferraro / SPP)

Deutschland verliert knapp gegen Kolumbien. Nach dem Abpfiff offenbaren Spielerinnen und Trainerin unterschiedliche Sichtweisen. Es kommt zum Endspiel.

Aus Sydney berichtet Noah Platschko

"Ihr habt's doch alle gesehen". DFB-Torjägerin Alex Popp wirkte nach Spielschluss gewohnt ruhig und klar – und dennoch ein wenig aufgekratzt. Das zweite Vorrundenspiel der WM hat die DFB-Frauen eine Menge Kraft gekostet. Insbesondere Popp wurde von ihrer Gegenspielerin Daniela Arias immer wieder beackert – an der Grenze des Erlaubten und teilweise auch darüber hinaus.

"Erst kriege ich einen Ellenbogen in die Rippen, dann geht sie mir die ganze Zeit in den Körper. Ich weiß nicht, ob das sein muss", so die deutsche Spielführerin über ihre Privatfehde mit Kolumbiens Nummer drei. Die bereits Tage vor dem Spiel thematisierte harte Gangart, sie führte die Südamerikanerinnen am Ende zum Sieg.

 
 
 
 
 
 
 

Mit 2:1 besiegte die Mannschaft von Trainer Nelson Abadia, der aufgrund einer Sperre von seinem Co Angelo Marsiglia auf der Bank vertreten wurde, das deutsche Team. Es war kein unverdienter Sieg eines Teams, das die fast ausverkaufte Sydneyer Arena gleich mehrfach beben ließ.

Wertloser Ausgleichstreffer

Denn schon als die Kolumbianerinnen überhaupt das erste Mal zum Aufwärmen den Rasen betraten, brandete im Sydney Football Stadium ohrenbetäubender Lärm auf. Etwas mehr als zwei Stunden später war dieses Stadion um mindestens zwei besondere Momente reicher.

Das Traumtor von Jungstar Linda Caicedo (52. Minute) und der späte Siegtreffer von Manuela Vanegas (90.+7) sorgten bei den kolumbianischen Fans in deren "Heimspiel" für Ekstase. Popps später Ausgleichstreffer (89.) vom Punkt war am Ende wertlos.

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"Ich hatte mit dem 1:1 das Gefühl, dass wir das Ding noch drehen. Wir hatten eine extreme Druckphase. Trotzdem darf es uns nicht passieren, dass wir uns so spät noch einen Gegentreffer fangen", analysierte die Kapitänin die erste deutsche Vorrunden-Pleite seit 1995.

Das deutsche Team, bei dem mit Lena Oberdorf (für Melanie Leupolz) und Chantal Hagel (für die verletzte Felicitas Rauch) zwei Neulinge begannen, tat sich fast über die komplette Dauer der Partie extrem schwer mit der Spielweise ihrer Gegnerinnen. War man gegen Marokko noch sechsmal erfolgreich, erarbeiteten sich die Spielerinnen nun kaum klare Tormöglichkeiten. Satte acht geblockte Schüsse standen auf deutscher Seite zu Buche, was belegt, mit welcher Leidenschaft und Defensivkraft Kolumbien sein eigenes Tor verteidigte.

Dennoch muss sich das deutsche Team fragen, warum man gegen den 25. der Weltrangliste so wenige spielerische Lösungen fand – und so selten in gefährliche Positionen kam. Hörte man die Spielerinnen in der Mixed Zone nach Abpfiff, so waren die meisten Akteurinnen mit ihrem Spiel zufrieden. "Wir haben gezeigt, dass wir eine sehr robuste Mannschaft sind und dass wir wussten, was auf uns zukommt", sagte beispielsweise Rechtsverteidigerin Svenja Huth. "Ich finde, wir haben über 90 Minuten die Zweikämpfe angenommen. Die Kolumbianerinnen lagen in der ersten Halbzeit mehr auf dem Boden als wir", pflichtete Mittelfeldspielerin Lina Magull ihr bei.

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Video | “Der typische Deutsche spricht sechs Sprachen”
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Quelle: t-online

Kritik von der Chefin

Und auch Oberdorf, die ihren ersten Einsatz bei dieser WM verbuchte, hob das Positive hervor. "Man hat gesehen, dass wir uns in jeden Zweikampf schmeißen und keinen Zweikampf scheuen. Wir können uns keine großen Vorwürfe machen", so die 21-jährige Abräumerin vom VfL Wolfsburg verblüffend positiv.

Kritik gab es dagegen von der Chefin, die insbesondere und verständlicherweise das späte Gegentor massiv ärgerte. "Diesen Umschaltmoment von Kolumbien dürfen wir nicht mehr zulassen, das darf nicht passieren. Die Mannschaft hatte aber eher das Gefühl, noch das 2:1 zu erzielen", so Voss-Tecklenburg nach Abpfiff auf der Pressekonferenz.

Video | Erster Härtetest der DFB-Frauen
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Quelle: t-online

Der späte Rückschlag nagte an der 55-Jährigen. "Wir müssen das sauber herunterspielen. Aber was soll ich sagen? Wir müssen mehr Ergebnisfußball denken. Jetzt ist der Druck größer, damit müssen wir umgehen können". Die Trainerin ließ durchblicken, wie unnötig sie den zweiten Gegentreffer fand. Ihr grundsätzliches Fazit fiel ungleich kritischer aus als das ihrer Spielerinnen. Gleichzeitig richtete "MVT" aber auch wieder den Blick nach vorne.

"Jeder spielt gegen Deutschland und große Nationen immer am Limit. Diese Aufgabe gilt es jetzt zu bewältigen. Wir haben es selbst in den Füßen. Wenn du die Dinge selbst bestimmen kannst, dann musst du auch das Selbstbewusstsein haben, das zu tun. Und daran werden wir arbeiten und weiter versuchen, die Dinge noch einen Tick besser zu machen", so MVT, die gegen die Südkoreanerinnen wohl erneut ihre Abwehr umbauen muss.

Abwehrsorgen werden größer – reicht es bei Doorsoun?

Denn Sara Doorsoun, eigentlich selbst nur Ersatz für die angeschlagene Marina Hegering (Fersenprellung), musste zur Pause mit einer Muskelverhärtung ausgewechselt werden. Mit Innenverteidigerin Kathrin Hendrich stand ab dem zweiten Durchgang nur eine gelernte Abwehrspielerin auf dem Platz. Dass Voss-Tecklenburg nur sieben nominelle Verteidigerinnen mit zur WM nahm, könnte ihr nun auf die Füße fallen (t-online berichtete).

Gegen die Südkoreanerinnen dürften auch die Außenspielerinnen Jule Brand und Klara Bühl, die sich gegen Kolumbien reihenweise festliefen, wieder stärker zur Entfaltung kommen. Angst, dass das Turnier schon am Donnerstag vorbei sein könnte, hat man beim DFB nicht. "Natürlich ist die Anspannung jetzt größer als mit sechs Punkten. Aber wir wissen, was wir können. Deutschland ist keine Nation, die zittern muss – egal, in welches Spiel sie geht", blickte Oberdorf optimistisch auf das Gruppenfinale.

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Video | Mit dieser Reaktion überraschen die Australier
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Quelle: t-online

Genügend Feuer sei im Training bereits jetzt schon drin. "Beim vier gegen vier kommt schon mal schlechte Stimmung auf, weil wir uns gegenseitig wegen eines Balles ankacken, der Millimeter im Aus war. Wir müssen nicht viel ändern, sondern mit vollem Vertrauen ins nächste Spiel gehen", so Oberdorf.

Nur bei einem Sieg hat Deutschland das Weiterkommen in der eigenen Hand. Sonst droht den DFB-Frauen dasselbe Schicksal wie den Männern, die sowohl 2022 in Katar als auch 2018 in Russland bereits nach der Vorrunde die Heimreise antreten mussten. Deutschlands dritter Gruppengegner damals in Kasan war übrigens Südkorea.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen im Stadion
  • Aussagen in der Mixed Zone und der Pressekonferenz nach dem Spiel
  • Statistiken bei fotmob.com
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