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Bezirksliga: Zwischen Chemotherapie und Fußballplatz


Zwischen Chemotherapie und Fußballplatz
Kevin Kruth gewinnt den Zweikampf um sein Leben

Von t-online
04.10.2013Lesedauer: 3 Min.
Vor seiner Rückkehr zum GFC Düren war Kevin Kruth für Fortuna Köln in der Regionalliga im Einsatz.Vergrößern des BildesVor seiner Rückkehr zum GFC Düren war Kevin Kruth für Fortuna Köln in der Regionalliga im Einsatz. (Quelle: privat)
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Von Maximilian Miguletz

Kevin Kruth ist bei der SG GFC Düren 99 in der Bezirksliga Mittelrhein für die Tore zuständig. In der laufenden Saison hat er zwei Drittel aller Treffer seines Teams erzielt. Als Mittelstürmer kein Wunder, könnte man meinen. Doch vor nicht einmal einem Jahr schien dies unvorstellbar. Mitte Dezember, kurz vor seinem 27. Geburtstag, erhielt er eine erschütternde Diagnose: Lymphdrüsenkrebs. Plötzlich "war alles sehr ungewiss", so Kruth über die wohl schwerste Zeit seines Lebens.

Krebs. Das Wort allein lässt Lebensmut schwinden. "Man konnte nicht sagen, ob ich überhaupt wieder Sport machen kann." Dennoch ließ sich der leidenschaftliche Kicker nicht lange vom Fußball fernhalten.

"Mit das größte Problem war für mich die fehlende Bewegung", stellte er fest und kehrte auf den Trainingsplatz zurück. Hier fand er die Stärke, um die Krankheit zu bekämpfen.

"Mit Mitte 20 sollte man sich anders fühlen"

Bereits seit Sommer 2012 ging es ihm schlecht. Damals war er gerade von Fortuna Köln, wo er unter anderem den Aufstieg in die Regionalliga feiern konnte, nach Düren zurückgekehrt. Doch statt auch beim GFC große Zielen zu verfolgen, litt er ein halbes Jahr lang an Abgeschlagenheit, Fieberschüben, Nachtschweiß und seltsamem Juckreiz an den Beinen.

"Mit Mitte 20 sollte man sich eigentlich anders fühlen", dachte er sich.Zunächst konnte ihm aber nicht geholfen werden. Erst eine zweite ärztliche Meinung brachte schließlich Klarheit über die Schwere der Erkrankung. "Das war ein Schock." Zu wissen, was mit ihm los war, sorgte aber auch für eine Art Erleichterung. "Das ist es jetzt, und dagegen kannst du vorgehen", sagte sich Kruth.

Zwischen Chemotherapie und Fußballplatz

Der GFC-Stürmer war schon immer eine Kämpfernatur. "Im Sport war ich nicht derjenige, der zehn Übersteiger macht, sondern der sich reinhaut und keinen Ball verloren gibt", so Kruth über sich selbst: "Das war für mich in Bezug auf die Krankheit auch so." Ihm wurden gute Heilungschancen eingeräumt.

Über zwei Monate hinweg folgten Chemotherapien und Bestrahlungen. Er litt an starker Übelkeit, Brech- und Würgereiz. Trotzdem stand er bereits während seiner Behandlung wieder auf dem Fußballplatz, auch wenn nicht mehr drin war als ein Waldlauf oder ein lockeres Fünf-gegen-Zwei mit angezogener Handbremse. "Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, einmal die Woche bei meiner Mannschaft zu trainieren."

Der Fußball tut doppelt gut

Seine Teamkameraden beim Verein haben ihn mit offenen Armen empfangen und ihm das Gefühl gegeben, trotz der Erkrankung dazuzugehören. "Die Jungs haben mich besucht und sind mit mir Bundesliga gucken gegangen", lobte Kruth seine Mannschaft: "Dafür bin ich ihnen dankbar."

Das Training hatte sowohl einen positiven Effekt auf die Therapie, die durch die körperliche Fitness besser durchzustehen war, als auch aufs Gemüt. "Das tut einem sehr gut, weil man ja irgendwann auch mal wieder von der Couch oder aus dem Bett rauskommen muss." Wenn man sich nach einer solchen Diagnose fallen lasse, sehe es nicht gut aus, sagte Kruth.

Ein Treffer gegen den Krebs

Kurz nach den ersten Trainingseinheiten wurde er von Trainer Thomas Kalscheuer bereits wieder bei Spielen eingesetzt. Prompt traf er wieder ins Schwarze und wurde von seinem Team fast vor Freude überrannt. "Wenn man weiß, was man alles durchgemacht hat, ist das ein extrem besonderes Gefühl", so Kruth.

Das Tor war für ihn der Moment, die Krankheit aus dem Mittelpunkt seines Lebens zu nehmen und sich wieder der Familie, den Freunden und dem Fußball zu widmen. Die weitere Behandlung verlief gut und vier Monate nach der Diagnose konnte er allen mitteilen, dass die Krebszellen vollständig verschwunden waren.

Durch eine schwere Krankheit ändert sich die Einstellung zum Leben, heißt es. Tatsächlich hat Kevin Kruth mit 27 erfahren, was die wichtigen Dinge im Leben sind, weiß seine Gesundheit mehr zu schätzen, und setzt die Familie an erste Stelle. "Aber wenn ich dreimal die Woche auf dem Trainingsplatz stehe und am Wochenende spiele, gibt's da für mich nichts anderes."

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