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Bezahlkarten in der deutschen Fußball Bundesliga


Bezahlkarten in der Bundesliga
Nur Bares ist Wahres – oder etwa nicht?

t-online, TM

24.01.2014Lesedauer: 4 Min.
In vielen Bundesliga-Arenen wird nicht mehr mit Bargeld gezahlt.Vergrößern des BildesIn vielen Bundesliga-Arenen wird nicht mehr mit Bargeld gezahlt. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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In fast allen deutschen Fußballstadien ist Bargeld mittlerweile unerwünscht. Der hungrige Fan muss vielmehr für Bratwurst und Co. die Nutzung eines bargeldlosen Zahlungssystems, die Bezahlkarte, akzeptieren. Was ursprünglich konzipiert wurde, um die Bezahlaktion zu vereinfachen, gestaltet sich in der Praxis allerdings nicht unkompliziert. Die Vereine stört das wenig, haben sich die Bezahlkarten doch zu einer lukrativen Einnahmequelle entwickelt – ganz zum Ärgernis der Fans.

In der Hinrunde strömten im Schnitt 43.179 Zuschauer pro Bundesligaspiel in die deutschen Fußballstadien. Ein Wert, den sonst keine europäische Spielklasse aufweisen kann. Zum Vergleich: Die in dieser Kategorie zweitplatzierte Premier League zählt lediglich 36.556 Besucher pro Spiel. Derart viele Menschen auf geringem Raum: das erfordert logistische Meisterleistungen, gerade in Bezug auf die Verpflegung. Um die Bezahlvorgänge zu vereinfachen und damit die Wartezeiten zu verkürzen, gibt es in fast allen deutschen Bundesligastadien mittlerweile Bezahlkarten.

Zeitersparnis? Nur für die Vereine!

Das Prinzip ist einfach: Wer innerhalb der Stadionmauern ein Getränk oder eine Speise zu sich nehmen möchte, muss sich zunächst an einem der Stände eine Bezahlkarte zulegen. Sonderregeln gelten nur für Gästefans, die teilweise mit Bargeld zahlen dürfen. Gegen das Pfand von ein paar Euros kann der Fan nun diese Karte mit Geld aufladen, um anschließend bargeldlos bezahlen zu können. "Der Bezahlvorgang konnte damit von ehemals 25 Sekunden auf 8 verringert werden", sagt Meinolf Sprink von Bayer 04 Leverkusen der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Klingt nach einer guten Idee, allerdings in erster Linie für die Vereine. Denn bei dieser Wartezeit-Rechnung taucht natürlich nicht der Umstand auf, dass sich der hungrige Stadionbesucher jetzt insgesamt drei Mal anstellen muss: um die Karte zu leihen, zum Kauf der Bratwurst und zur Kartenrückgabe. Äußerst fraglich, ob daraus wirklich eine für den Fan verkürzte Wartezeit gegenüber der Barzahlung resultiert.

Fest steht hingegen, dass mehr Speisen und Getränke in der gleichen Zeit verkauft werden können und das freut vor allem die Vereine. Bedenkt man jetzt noch die Tatsache, dass bei dem ein oder anderen Stadionbesucher der Groschen beim bargeldlosen Zahlen etwas lockerer sitzt, ergeben sich für die Vereine beträchtliche Umsatzsteigerungen. "Von durchschnittlichen 1,70 Euro pro Person ist der Umsatz auf 3,60 Euro gestiegen", sagt Leverkusens Sprink zu der Situation in der BayArena.

Der Schlummergroschen bringt Millionen

Eine weitere nicht unerhebliche Einnahmequelle bietet sich den Vereinen durch die so genannten Schlummergroschen. Denn was macht der Fan mit der Bezahlkarte nach dem Schlusspfiff? Natürlich möchte er den auf der Karte verbliebenen Restbetrag ebenso wie das Pfand zurückerstattet haben. Dazu müsste er sich aber an einem der Umtauschautomaten anstellen. Doch die Meisten möchten nach dem Spielende möglichst rasch nach Hause – bloß nicht in dem vom Stadion abfließenden Verkehr stecken bleiben. Da bleibt eben keine Zeit, um die Karte an einer der Stationen, die nach Spielschluss obendrein gut besucht sind, umzutauschen.

Die Euro Kartensystem GmbH fand in einer Umfrage heraus, dass fast jeder zweite Befragte sich aufgrund der langen Wartezeiten nach dem Spielende gegen eine Kartenrückgabe entscheidet. Den Vereinen ist dieser Umstand natürlich recht, denn die Millionen-Einnahmen aus nicht eingetauschtem Guthaben sind ein saftiger Sondererlös für das Vereinsportemonnaie. Auf Schalke kamen so 2009 nicht abgeholte Schlummergroschen in Höhe von 681.000 Euro zusammen. Branchenprimus Bayern München kann die Knappen sogar noch übertrumpfen. Im Jahresabschlussbericht der Saison 2009/2010 tauchten erstmals "sonstige betriebliche Erträge" auf. Höhe dieser Position: 2,4 Millionen Euro.

Keine zufriedenstellende Lösung

Der Unmut der Fans ist bei den Vereinen mittlerweile angekommen. Deshalb haben Schlummergroschen-Besitzer die Möglichkeit nach ihrem Stadionbesuch ihre Bezahlkarte einzuschicken. Guthaben und Pfand werden dann überwiesen, allerdings nicht ohne Abzug einer entsprechenden Bearbeitungsgebühr. Je nach Wert auf der Karte, lohnt sich diese umständliche Aktion dann meist nicht. Alternativ kann der Kartenbesitzer sein Glück bei einer Tauschbörse im Internet versuchen.

Prinzipiell bleiben die Bezahlkarten aber umständlich. Darüber kann auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass es mit "justpay" den Versuch eines einheitlichen Zahlungssystems innerhalb Deutschlands gibt. Derzeit wird es in den Stadien in Dortmund, Berlin, Köln, Kaiserslautern, Frankfurt und Sinsheim verwendet. Die Bezahlkarte kann so wenigstens an mehreren Orten genutzt werden.

Geldkarte mögliche Alternative

Generell sind bargeldlose Zahlungsmittel zweckmäßig, solange der organisatorische Aufwand stimmt. Als sinnvolle Variante diesbezüglich bietet sich die Geldkarte an. Der im Normalfall auf jeder EC-Karte enthaltene Chip kann ähnlich wie die Bezahlkarten mit Geld aufgeladen werden. Die Vorteile dieser Technik liegen auf der Hand: der Großteil der Stadionbesucher besitzt bereits eine EC-Karte, die Ausleihe würde damit ebenso unnütz werden wie die Rückgabe. Aufgeladen werden kann eine Geldkarte an jedem Bankautomaten.

Einige Vereine haben diese Vorteile bereits erkannt und setzen auf das Geldkarten-System. Bleibt zu hoffen, dass künftig in allen Stadien zu Gunsten der Fans eingelenkt und auf das fanfreundlichere System umgestellt wird. Auch, wenn das bedeutet, dass den Bundesligisten Millionen-Einnahmen aus den Schlummergroschen verwehrt bleiben. Die Zeitersparnis beim Bezahlvorgang wäre genauso groß wie bei einer Bezahlkarte, der Umsatz also deutlich höher als bei der Bargeldzahlung. Die Fans würde das sicher freuen und offen gestanden können sich die Vereine diesen "Dienst" durchaus leisten.

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