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Belastung für die Fußballprofis immer größer


Verletzungsstudie belegt
Belastung für die Fußballprofis immer größer

Von t-online
Aktualisiert am 11.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Nationalspieler Marco Reus fiel dieses Jahr bereits zwei Mal aufgrund von Verletzungen länger aus.Vergrößern des BildesNationalspieler Marco Reus fiel dieses Jahr bereits zwei Mal aufgrund von Verletzungen länger aus. (Quelle: Action Pictures/imago-images-bilder)
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Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, für die Nationalspieler auch noch die Länderspiele: Ab September befinden sich die Fußballer der Topklubs im Rhythmus der englischen Wochen. Drei Partien innerhalb von sieben Tagen sind die Regel – und zwar fast durchgängig bis zum Jahresende. In der Rückrunde gilt ab Mitte Februar das gleiche Programm.

Die Spiele werden immer mehr – gleichzeitig wird der Fußball schneller und laufintensiver. Diese seit Jahren steigende Belastung geht an den Akteuren nicht spurlos vorbei. Viele Profis sind immer wieder verletzt – auch, weil angesichts der Mehrfachbelastung ausreichend Zeit zur Regeneration fehlt.

"Es ist ein wenig viel"

So häufen sich auch in der Bundesliga die Beschwerden. Schalkes mittlerweile entlassener Trainer Jens Keller beklagte bereits nach fünf Spieltagen der aktuellen Saison, dass seine Spieler "auf dem Zahnfleisch" gingen. Beim Revierderby gegen den BVB fehlten beiden Klubs gleich 15 Spieler. In die gleiche Kerbe schlug Gladbachs Trainer Lucien Favre. "Wir spielen Donnerstag, Sonntag, Mittwoch, Samstag, Donnerstag – es ist ein wenig viel", urteilte der Schweizer über den Rhythmus seiner für die Europa League qualifizierten Elf im September.

Ob die Belastung tatsächlich zu groß geworden ist, möchte seit Jahren auch die Europäischen Fußball-Union herausfinden. Bereits seit 2001 erstellt die medizinische Kommission der UEFA unter der Leitung von Jan Ekstrand, ihres Vize-Vorsitzenden, deshalb für jede Spielzeit eine Verletzungsstudie. Alle Arten von Blessuren der Profis flossen in die Untersuchung mit ein - und liefern Ergebnisse, aus denen sich interessante Rückschlüsse ziehen lassen.

139.939 Belastungsstunden im Schnitt

Aktuell belegt die "UEFA-Verletzungsstudie für Eliteklubs 2012/2013", wie oft Spitzenspieler mit langfristigen Blessuren zu kämpfen haben. An der Untersuchung hatten 22 europäische Topklubs aus elf Nationen teilgenommen, darunter solche Schwergewichte wie Bayern München, Borussia Dortmund, der FC Barcelona, Juventus Turin, Manchester City oder Manchester United. Durchschnittlich bestritten die 22 Teams zwischen Juli 2012 und Mai 2013 57 Pflichtspiele und absolvierten 139 Trainingseinheiten. Ihre Profis kamen somit im Schnitt auf 139.939 Belastungsstunden pro Spielzeit.

Sowohl im Training als auch im Spiel überwogen die "mittelschweren Verletzungen", die eine Ausfallzeit von acht bis 28 Tagen mit sich bringen. Im Training nahmen sie einen Anteil von 40,3 Prozent ein, im Wettkampf lagen sie bei 42,5 Prozent. Dahinter folgen die als "leicht" (Ausfallzeit vier bis sieben Tage) klassifizierten Verletzungen mit einem Anteil von 22,9 Prozent (Training) und 23,2 Prozent (Spiel). Bei genauerer Betrachtung stechen aber vor allem die "schweren" Verletzungen ins Auge, nach denen die Zwangspause mindestens vier Wochen beträgt. Im Spiel erreichten sie bereits einen Anteil von 20,4 Prozent. Rund jede fünfte Verletzung zog somit eine längere Ausfallzeit nach sich.

Den Oberschenkel trifft es am häufigsten

Bei der Art der Verletzung überwogen sowohl im Training (32,4 Prozent) als auch im Spiel (29 Prozent) die Oberschenkelblessuren, gefolgt von Hüfte (Training) sowie Knöchel (Spiel). Knieblessuren waren die dritthäufigste Verletzungsart, dafür bringen sie die längste Ausfallzeit mit sich.

Die durchschnittliche Zeit, die ein Profi seinem Team nach einer Verletzung fehlte, ist nicht abhängig davon, ob sich ein Spieler die Blessur im Training oder im Wettkampf zugezogen hat. Sie lag bei 20 Tagen (Training) beziehungsweise bei 21 Tagen (Spiel).

Der einzige Ansatzpunkt, um diese Zahlen signifikant zu senken, wäre weniger Belastung. Erste Option müsste die Entstraffung des Spielkalenders sein, meint Ingo Froböse. "Zwei Tage Pause sind definitiv zu kurz, um höchste Leistung zu bringen", so der Wissenschaftler von der Sporthochschule Köln, der zudem die Schnelligkeit des heutigen Fußballs als wichtigen Verletzungsgrund anführt: "Zu Zeiten eines Günter Netzers wurden die Spieler durchschnittlich nach einer bis anderthalb Sekunden nach Ballannahme attackiert. Heutzutage geschieht dies nach 0,2 bis 0,3 Sekunden."

Auch aus der Bundesliga hört man immer wieder die Rufe nach weniger Spielen. "Bei den Spitzenprofis sind wir schon lange über den Bereich hinaus, in dem es vertretbar ist", sagte beispielsweise BVB-Trainer Jürgen Klopp. "Die Spieler kommen relativ schnell an die Stelle, wo es nicht mehr okay ist. Wir müssen irgendwann das Rad zurückdrehen."

Guardiola: "Wir killen die Spieler"

Beistand erhält Klopp in dieser Forderung von Bayern Münchens Chefcoach Pep Guardiola. "Wir killen die Spieler, wir verlangen zu viel von ihnen", sagte der Spanier, obwohl er über einen Luxus-Kader verfügt, der auf allen Positionen doppelt besetzt ist.

Weniger Spiele würde im heutigen Business Fußball aber auch weniger Geld bedeuten. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass trotz allen Wissens über Erschöpfung und Verletzungen die Belastung in absehbarer Zukunft weniger werden wird. Das Rad wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr zurückdrehen lassen.

Bestes Beispiel: Bei der EM 2016 in Frankreich werden erstmals 24 statt 16 Mannschaften teilnehmen – und die Belastung für die Nationalspieler wird somit noch größer.

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